Lukas 8,11
Andachten
Das ist aber das Gleichnis: Der Same ist das Wort Gottes. Die aber an dem Wege sind, das sind, die es hören; danach kommt der Teufel, und nimmt das Wort von ihrem Herzen, auf dass sie nicht glauben und selig werden.
Der heilige Geist wirkt durch den Samen des Worts, indem er denselben in den Herzen lebendig macht. Es muss etwas Geistiges in uns hineinkommen, das sich in uns festsetze und das dann weiter treibe, und zuerst eine neue Gesinnung und dann auch ein neues Leben hervorbringe. Dazu ist uns das Wort Gottes gegeben worden; warum aber kommt die ihm inwohnende Kraft nicht bei allen Menschen zum Vorschein? Der Fehler liegt nicht an dem Samen, noch an dem Säemann, sondern an dem Acker. Der Herr nennt ein Ackerviertel, längs dem ein breitgetretener Weg hinläuft; der Samen nun, der an jenen Weg fällt und unbedeckt darauf liegen bleibt, ist so gut als verloren; die Vögel kommen alsobald und tragen das Hingestreute hinweg. Der die Vögel schickt, sagt der Herr, ist der Teufel, und die schwarzen Vögel selber sind die Zerstreuungen, oder der Flattergeist, der nichts Ernstes im Herzen aufkommen lässt. Das Herz ist eben in solchem Fall ein Feldweg. Wie die vielen Karren, die auf einen Jahrmarkt fahren, den Weg immer härter und zum Ansäen untauglicher machen, so wird auch der Weltgeist durch das Vielerlei, das kreuz und quer durch die Sinne fährt, immer irdischer, stumpfer und untauglicher, das gehörte Wort zu erfassen und sich danach zu richten. Es fehlt solchen Menschen an Sammlung und an Einkehr in ihr Inneres. Sie kommen nicht zu sich selber; sie sind so zerfallen mit Gott und mit der Wahrheit, dass auch die eindringlichste Predigt nicht in ihnen haftet; es geht, wie man sagt, zu einem Ohr hinein und zum andern hinaus. Es muss solchen Menschen zuerst ein Schlag ins Gewissen kommen, sonst sind sie nicht anzufassen. Man könnte sie jeden Tag besuchen, zwanzig Pfarrer könnten sie in eine geistige Kur nehmen, die Vögel, die Vögel tragen Alles wieder weg. Ach! welch ein Leben um solch ein Flitter- und Flatterleben! Wie unheimlich ist es einem Christen zu Mut, wenn er, notgedrungen, neben solchen Menschen sitzen muss und im Gespräch mit ihnen nicht über bloße Lapalien hinauskommt! Man möchte ihnen so gern etwas sagen, aber die Gurgel ist wie zugeschnürt. Beten kann man jedoch immer, und an solchen Orten am kräftigsten. Der heilige Geist hat schon manche Vögelschwärme, die der Teufel schickt, tot geschlagen. (Friedrich Lobstein)