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Lukas 1,49

Lukas 1,49

Andachten

Der Herr hat große Dinge an mir getan, der da mächtig ist, und des Name heilig ist.

Maria singt und rühmt: Der Herr hat große Dinge an mir getan, der da mächtig ist, und des Name heilig ist. Es gibt unter allen Taten Gottes keine größere, denn diese, dass er sich herablässt und gibt seinen eingeborenen Sohn in unser Fleisch. Welten ruhen viele in seiner Allmacht und Weisheit; aber nur ein Sohn ruht an seinem Herzen. In keiner andern Gottestat ist so sein ganzes Wesen ausgeprägt, wie in dieser. Ja, es ist wahr, Gott ist die Liebe. Wer es nicht glauben will, muss es an dem heutigen Tage glauben lernen. Groß ist es, dass Gott uns arme Sünder, die wir tausendfach seine Ungnade und Strafe verdienet haben, noch trägt.

Größer ist es, dass er sich immerfort in Liebe noch um uns kümmert, dass er auch die verlorenen Kinder noch in seinem Herzen trägt. Und das Größte ist es, dass sein ewiger Sohn in unser Geschlecht eintritt, dass ihn sein Vater herniedersendet, um uns an ihm und durch ihn zu sich hinaufzuziehen.

Wir danken dir, allmächtiger, barmherziger Gott, dass du deinen eingeborenen Sohn als unsern Heiland in unser Geschlecht gegeben und in unsere Armut und Niedrigkeit eingepflanzt hast. O dass wir dir doch so recht danken könnten! O dass wir die Gnadenzeit, welche ja uns angeht, so tief verständen wie Maria. Dass wir doch mit ihr heute aus Grund des Herzens singen möchten: Der Herr hat große Dinge an mir getan! Verleihe uns doch, dass wir die Weihnachtsgnade in ihrer Tiefe ergreifen, und dass dann auch das Danklied und die Freude aus der tiefsten Seele hervorbreche. Verleihe uns, Herr, dass auch in unser Herz, in diese kleine Welt, der große Wendepunkt komme, dass auch unser Leben geschieden werde in eine Zeit vor Christo und nach Christo. Ach kein nach, wo er uns gleichgültig geworden wäre, wo wir ihn vergessen und verachten gelernt hätten; sondern ein nach, wo er unsere Gerechtigkeit, unser Leben, unsere Liebe geworden ist. Amen. (Fr. Ahlfeld)


Er hat große Dinge an mir getan, der da mächtig ist, und der Name heilig ist. Und seine Barmherzigkeit währet immer für und für.
Die „großen Dinge“, die Maria einzig und allein Gott zuschreibt, sind alle verfasst in dem Einen, dass sie die Mutter des verheißenen Schlangenzertreters sein soll. In diesem Werk erkennt sie einen dreifachen Strahl des göttlichen Wesens; einmal Gottes Macht, („der da mächtig ist“); sodann seine Heiligkeit, („dessen Name heilig ist“); endlich seine ewige Barmherzigkeit, („seine Barmherzigkeit währet für und für“).

Die israelitische Jungfrau hat damit, ohne es zu ahnen, eine treffliche Beschreibung des göttlichen Wesens gegeben, soweit wir armen Menschenkinder es überhaupt ergreifen können. Die Heiligkeit Gottes ist das, was uns Unreinen von Ihm trennt, denn sie stößt Alles ab, was unheilig, von der Sünde durchdrungen und dem Tode verfallen ist. Die Barmherzigkeit Gottes ist das, was ihn zu uns Sündern hinneigt, da es ihn unseres Elends jammert und heftig dringt und wagt uns zu helfen. Seine unermessliche, von der höchsten Weisheit regierte, Macht endlich ist die Eigenschaft, welche das Unmögliche möglich macht, so dass der Heilige sich der Unheiligen annehmen kann und doch der Heilige bleibt, dass Er eine Erlösung erfindet in einem heiligen Menschen und durch Ihn die, so Gott fern sind, nahe bringt.

Streichen wir eine jener drei Eigenschaften weg, so haben wir keinen Gott wie wir Ihn bedürfen. Nehmen wir die Heiligkeit hinweg, so ziehen wir Ihn in den Koth hinein. Gott ist dann unheiliger wie wir, denn sogar unser Gewissen fordert einen heiligen Gott. Denken wir uns dagegen die heilige Allmacht ohne Barmherzigkeit, so müssen wir verzagen und verzweifeln; die Heiligkeit wird dann zu einem brennenden Feuer, darinnen wir verzehret werden. Ohne die Allmacht ist aber auch die Barmherzigkeit Gottes ohnmächtig uns zu helfen, denn nur die allmächtige Liebe kann einen Ausweg aus dem Labyrinth der Sünde finden.

Darum, so oft du an Gott denkst, so oft du mit Ihm redest im Gebet, so oft du einen deiner Mitmenschen Ihm näher führen willst, so oft du, daheim oder in der Kirche, Gottes Stimme aus seinem Worte vernehmen und so oft du dich dem heiligen Tisch Jesu nahen willst, um himmlische Speise zu empfangen, so oft stelle dir diese drei ineinanderliegenden Eigenschaften Gottes, seine Heiligkeit, Allmacht und Liebe, lebendig vor Augen, damit du die rechten Gedanken bekommst. Wem erst über der Heiligkeit Gottes und über seiner eigenen Unheiligkeit ein rechtes Zittern angekommen ist, der mag dann auch die starke Hand der göttlichen Barmherzigkeit ohne Furcht und Grauen ergreifen und nicht fürchten, dass diese Hand ihn zurückstoße.

O Jesus voller Gnad',
Auf dein Gebot und Rat
Kommt mein betrübt Gemüte
Zu deiner großen Güte;
Lass du auf mein Gewissen
Ein Gnadentröpflein fließen. (Otto Funcke)

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nt/42/lukas_1_49.txt · Zuletzt geändert: von aj
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