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Markus 14,6

Markus 14,6

Andachten

Lasst sie mit Frieden; was bekümmert ihr sie?
Die Welt ist kalt, sehr kalt; es fehlt ihr die Liebe, die aus Gottes Vaterherzen und aus Jesu Hohepriesterherzen stammt. Wohnt Jesu Liebe in einem Menschenherzen, so fällt sie auf andere Herzen wie Morgentau. Da kommt dann der Nordwind der Selbstsucht, um den Tau in Eis zu verwandeln. Alle Selbstsucht ist kalt; aber die kälteste Art derselben ist der Geiz. Das lernen wir in Bethanien. Die innige, liebende Maria salbt den Heiland zu seinem Begräbnis; im Duft des köstlichen Nardenwassers steigt der Duft heiliger Liebe empor, die den Heiland erquickt. Judas der Habsüchtige hatte das Gefühl, er könne sein Diebshandwerk in der Nähe des Herrn nicht mehr lange fortsetzen, und ärgert sich an der kostbaren Weise der Liebe der Maria, er findet sie unzweckmäßig, verschwenderisch. Der liebeleere, kalte, berechnende Mann hätte das Nardenfläschchen gerne in seiner Hand gehabt, und um seine eigene Habsucht zu verdecken, spielt er den Armenfreund. Dieser Schein der Barmherzigkeit besticht auch einige andere Jünger des Herrn und sie murren über Maria. Da nimmt der Heiland seine treue Jüngerin in Schutz, deren Herz bekümmert war durch die kalte Art dieser murrenden Jünger. Es schmerzte sie, solchen Geist sehen zu müssen in dem Kreis, der am meisten von Jesu Liebe genossen hatte. Noch mehr aber schmerzte es den Heiland, wenn es sichtbar wurde, wie der Geiz jedes edlere Gefühl im Herzen des Judas vernichtet hatte, und wie der Gifthauch, der von ihm ausging, ansteckend wirkte auch auf andere Jünger. Dieser Gegensatz von Selbstsucht und Liebe im Jüngerkreis konnte nicht mehr lange bestehen, die Stunde kam, da Satan Besitz nahm vom geizigen Herzen des Judas. Noch ist er nicht ausgestorben, der Gegensatz der kalten Habsucht und der Liebe zu Jesu; er bildet den großen Kampf der Geister unserer Tage. Wer eintreten will in diesen heiligen Kampf, muss trinken aus dem Strom der Liebe Jesu. Dieser Liebe gehört der Sieg.

Heilige Liebe! Ertöte Alles in mir, was Selbstsucht heißt und bewahre mich vor dem Gifthauch der argen kalten Welt. Amen. (Elias Schrenk)


Jesus aber sprach: Lasst sie mit Frieden; was bekümmert ihr sie? Sie hat ein gut Werk an mir getan. Ihr habt allezeit Arme bei euch; und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit. Sie hat getan, was sie konnte; sie ist zuvor gekommen, meinen Leichnam zu salben zu meinem Begräbnis.
Mit diesen Worten nimmt der Heiland die Maria gegen die Angriffe des Judas in Schutz. Dies Wort des Herrn mache auch dich stark, wenn die Welt dich schilt und höhnt um deiner Christusliebe willen. Dem irdischen Sinn ist ja aller Glaube und alle Frömmigkeit nur Schwärmerei und Torheit. Wo eine gläubige Mariaseele kein Hehl macht von ihrem Bibellesen, ihrem Kirchengehen, ihrem Beten, wo sie ihre Zeit hingibt, um zu Jesu Füßen zu sitzen, und ihm Gaben opfert für den Bau und die Herrlichkeit seiner Kirche, da spottet und höhnt auch heute noch der Judassinn der Welt: Was soll dieser Unrath, diese Verschwendung? Kannst du deine Zeit, dein Geld nicht nützlicher brauchen? Da sucht er seine Gleichgültigkeit gegen Christum zu bemänteln mit seiner Barmherzigkeit gegen die Armen: Mit dem Allen könnte man besser den Armen helfen. Aber wir wissen es wohl, nicht Judas war es, an dem die Armen einen Freund hatten. Nur da ist rechte Liebe zu den Brüdern, wo die Herzen der Liebe Christi voll geworden sind. Die Liebe zu Christo soll sich wohl zuerst und vor Allem im Gehorsam offenbaren. Gehorsam ist besser als Opfer. Das fordert der Vater zuerst von seinem Kind, als Zeichen, dass es ihn liebt: es muss im täglichen Leben in seinen Geboten wandeln. Aber wenn es ihn recht liebt, wird das Herz es schon treiben, in einzelnen festlichen Stunden mit besonderen Gaben ihm seine Liebe zu beweisen. Sie mögen an sich sehr wertlos und unnütz sein. Aber die Liebe bringt sie, und die Liebe freut sich an ihnen. So bring auch du dem Herrn die Opfer deines Glaubens und deiner Liebe. O Gott, mache uns durch deine Gnade stark und treu dir zu dienen, auf dass du einst auch von unserer Seele sprechen kannst: Sie hat getan, was sie konnte. (Adolf Clemen)


Jesus aber sprach: Lasst sie mit Frieden; was bekümmert ihr sie! Sie hat ein gutes Werk an mir getan.
Wie christlich weise und zugleich wie echt weiblich war es von der Maria, dass sie sich nicht selbst verteidigte! Wäre sie, dem Zug der Natur folgend, aufgefahren, um mit empörten Worten die murrenden Jünger, ihrer Unzartheit und Lieblosigkeit wegen, anzuklagen, so wäre damit die Geschichte zu einem hässlichen und unversöhnten Schluss gebracht. Maria wäre des Segens verlustig gegangen, dass Jesus selbst nun ihre Sache so herrlich führt; wahrscheinlich hätte sie sich mit ihren Worten sogar versündigt; aber auch im günstigsten Fall wäre von ihrem Werk der zauberische zarte Liebesduft verschwunden. Wie dankbar sind wir der Maria, dass sie zu schweigen wusste!

Ach, wie oft geht es uns so, wenn wir verkannt und ungerecht beurteilt werden, dass wir meinen, über solche Härte unserer Mitmenschen dürften wir nun auch scharf herfahren. Ja, so gehen wir dann nicht nur des Segens verlustig, der Denen, die für den Herrn leiden, verheißen ist, nein, wir verfallen dann gerade in denselben Fehler, den wir bekämpfen. Es gibt ja Fälle, wo man sich seines Christenwandels und seines Tuns und Lassens wegen verteidigen muss, damit nicht Missverständnisse entstehen und die Ehre des Herrn nicht leide. Aber für Diejenigen, die ein freies Gewissen haben, werden solche Gelegenheiten selten sein. Meistenteils wird man am Besten tun, wenn man, dem Beispiel der Maria folgend, Jesum seinen Anwalt sein lässt. Er wird, wie auch hier, die Herzen der Aufrichtigen schon beschämen und überführen; die Judasse und ihre unlauteren Genossen aber werden doch fortlästern und desto ärger, je mehr du dich selbst verteidigst.

Maria schweigt also und darum redet der Herr; über all ihr Hoffen weit hinaus rechtfertigt er sie. „Lasst sie mit Frieden! Was bekümmert ihr das Weib? Sie hat ein gutes Werk an mir getan.“ Man fühlt ordentlich eine gewisse Erregung in den Worten des sanftmütigen Heilandes. Er ist entrüstet, denn man hat seinen Augapfel angetastet. Schirmend hält er seine Hand wie einen Liebesschild über dem Weib und gebietet feierlich, sie nicht zu beunruhigen. Ja, Er, der allein von allen Menschen auf Erden in vollkommener Weise unterscheiden kann, was gut und böse ist, Er nennt die Tat des Weibes „ein gutes Werk.“

„Also gibt es doch gute Werke?“ fragst du. Ja freilich gibt's welche; in der ganzen Schrift ist von guten Werken die Rede, und nicht etwa nur unter dem Gesetz, nein, grade Christus mit den Aposteln dringt allenthalben auf gute Werke; ja, sie zeigen sogar, dass wir nach unseren Werken gerichtet werden sollen. Das ist eine ungesunde Orthodoxie, die, aus Furcht, in die römische Werkheiligkeit hineinzufallen, gegen die Werke protestierte und sich gar schließlich zu dem unsinnigen Satz versteigerte, dass die Werke schädlich seien zur Seligkeit. Wer da sagt „auf den Glauben kommt's an und nicht auf die Werke,“ der versteht weder was Glauben noch was Werk ist. Die guten Werke sind nicht mehr und nicht weniger als die Erscheinung und die Verleiblichung des Glaubens und der Liebe, die in Jesu wurzeln. So viel von Glauben und Liebe, so viel von Hingebung an Christum in einem Werk ist, so viel und nicht mehr ist's ein gutes Werk. Das kann man hier sehen. Weil das Werk des Weibes die Offenbarung einer unendlichen Liebe ist, darum ist's ein vollkommenes Werk. - Also nicht, weil die Salbe 60 Taler wert war! O nein! Siehe, jene Witwe, die nur ein einziges Scherflein in den Gotteskasten legte, die aber in demselben Augenblick ihr ganzes Herz Gott zu Füßen hinlegte, sie gab nach dem Urteil Jesu mehr, wie alle die reichen Leute, die schwere Goldstücke hineinwarfen. Umgekehrt hören wir, wie jene Israeliten (Micha 6) feierlich fragen: „Womit soll ich den Herrn versöhnen?“ Pathetisch erbieten sie sich zu jedem Opfer; auf tausend Widder soll's ihnen nicht ankommen, ja, wenn es sein muss, wollen sie ihren erstgeborenen Sohn hinschlachten. Dennoch klagt Jehova: „Was habe ich dir getan, mein Volk, und womit habe ich dich beleidigt?“ Gott hält also diese ganzen so freigebigen Anerbietungen für eine pure Beleidigung, weil Herz und Liebe darin fehlen. Ach, die größten Gaben der Menschen sind verächtlich vor Gott, wenn nicht das zerschlagene, nach Gott dürstende Herz, das Herz, das geben will, weil es lieben und danken muss, darin ausgesprochen ist. Die kleinsten Gaben aber werben königlich groß, wenn sie wirklich Opfer sind, das heißt, Zeichen der liebenden Hingebung an Ihn, der uns je und je geliebt. - So empfinden wir Menschen es ja auch bei unserem gegenseitigen Geben und Nehmen. Vor Gott ist's erst recht so. Und nun prüfe deine Werke!

Schaff' in mir, Herr, den neuen Geist,
Der dir mit Lust Gehorsam leist't,
Und nichts sonst als was du willst will;
So Herr, mit ihm mein Herz erfüll'! (Otto Funcke)


Jesus aber sprach: Lasst sie mit Frieden; was bekümmert ihr sie! Sie hat ein gut Werk an mir getan. Ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit. Sie hat getan, was sie konnte.
Das Wort: „Sie hat getan, was sie konnte“ ist ein ernstes Wort der Demütigung für die selbstzufriedene Seele. „Ich habe getan, was ich konnte!“ Wer hätte das nicht schon aus so manchem Munde gehört: das soll ja das Ruhekissen sein, auf dem mancher das Haupt aufstützen will, wenn es in den letzten Kampf und Strauß geht. ihr Selbstzufriedenen, wenn ihr euch nur nicht täuscht! Wie das Wort einen so ganz verschiedenen Klang hat, wenn es in gesunden Tagen, im Drange der Geschäfte ausgesprochen wird, und wenn man es da aussprechen soll, wo das Tun und das Geschäft des Lebens am Ende ist. Die Genüsse und die Sorgen des irdischen Lebens liegen hinter euch! ihr harrt auf dem Sterbelager des Augenblicks, wo die Uhr die Sterbestunde schlagen wird. Der Beichtvater tritt zu euch und legt die Frage vor: Mensch, das Tun deines irdischen Lebens ist am Ende hast du getan, was du tun konntest? Wirst du Ja sagen, und wird das Ja dein Ruhekissen sein, auf dem du die Augen schließen willst? O wie wird der Mensch erst inne, was er hätte tun können, wenn er es nicht mehr tun kann. Sterblicher, warum wirst du, was du tun konntest, erst inne in der Sterbestunde? Und doch sterbet ihr täglich, denn der Zeiger an der Uhr eures Lebens rückt fort, rückt unaufhaltsam fort, und die Stunde kommt unfehlbar, wo er stille stehen wird.

Was soll ich euch sagen, dass jene Frage in der Sterbestunde ihr Schreckliches für euch verliert? Soll ich euch mit der Gerechtigkeit aus dem Glauben trösten? aber dieser steigert die Kraft und muss, wo er echt ist, auch eine Gerechtigkeit des Lebens werden. Auch für die Christen gibt es ein Gericht, denn, wie der Apostel sagt: wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, auf dass ein jeglicher empfange, nach dem er gehandelt hat bei Leibes Leben.“ Gibt es auch keine Verdammnis für den Gläubigen, so doch ein Gericht. Was soll ich euch also sagen, damit jene Frage in eurer Sterbestunde ihre Schrecken verliere? Das kann ich euch nur zurufen: Lernet, wie viel ihr könnt, ehe der Tod kommt: Jakobus sagt: „des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist“; so sage ich euch: des Gerechten Liebe vermag unaussprechlich viel, wenn sie ernstlich ist. Und wenn eure Mittel auch gering scheinen und der Anforderung von außen wenige: so liegt der Grund allein darin, dass eure Liebe so gering ist. Es ist unglaublich, wie bei dem Menschen mit der Liebe auch das Vermögen wächst - die Kraft von innen und die Veranlassung und die Mittel von außen. Die Liebe ist die Wunderkraft, welch aus jedem Brote fünftausend macht. Wir sagen: die Liebe macht erfinderisch. So erfindet sie die Veranlassungen, so erfindet sie die Mittel, und macht sie, wo sie ihr nicht gegeben sind. Ach, wie brauchen wir aber gar nicht zu erfinden, wie brauchen wir nur Augen zu bekommen, um zu finden, was uns gegeben ist an Veranlassung und an Mitteln. Wir haben aber so wenig Erbarmen mit andern, wir haben so wenig Erbarmen mit uns selbst, darum finden wir nicht die Veranlassung zum Tun, die uns auf allen Seiten umringt, die Mittel, die vor uns liegen. Wie können wir alle für uns selber und für andere so viel mehr tun, als wir tun! (August Tholuck)

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