Matthäus 5,37
Andachten
Eure Rede aber sei: ja, ja; nein, nein; was darüber ist, das ist vom Übel.
Man sagt den heutigen Juden nach, dass sie sehr viele Beteuerungen aussprechen und eben damit ihre Unwahrhaftigkeit beweisen. Unser Heiland gibt obige Ermahnung auch im Blick auf das Schwören und Beteuern und spricht damit aus, dass man des Eides gar nicht bedürfte, wenn bei jedem Menschen das ja ja und das Nein nein wäre. Leider ist das ja nicht der Fall. Es gehört zu den demütigendsten Beobachtungen, die wir machen können, dass schon Kinder unter zwei Jahren lügen, von sich aus lügen, z. B. leugnen, dieses oder jenes getan zu haben. Daran sehen wir, wie tief die Unwahrheit im Menschen steckt. In unserer Zeit ist die Lüge ganz entsetzlich entwickelt; es hängt das zusammen mit der allgemeinen Abnahme der Gottesfurcht; denn was hindert einen Menschen ohne Gottesfurcht, eine Lüge auszusprechen? Nichts. Ohne Zweifel lässt man auch zu viele Eide schwören; der Eid verliert seinen heiligen Ernst, wenn man ihn wegen jeder Kleinigkeit anwendet, man sollte möglichst selten die Zuflucht zum Eide nehmen. Wir haben eine Masse meineidige Menschen, die ein Fluch sind für unser ganzes Volksleben. Ein meineidiger Mensch begibt sich unter den direkten Einfluss des Satans, der der Vater der Lügen ist. Die Lüge zerstört alles, was heilig ist: sie zerstört das Vertrauen und damit die Liebe. Wer will einem Menschen, der nicht wahr ist, vertrauen? Und wenn wir zu Jemand kein Vertrauen haben können, so ist es sehr schwer ihm Liebe zu bewahren. Alle Verbindungen der Menschen untereinander und mit Gott sind auf Vertrauen gegründet, und so löst die Lüge alle Verhältnisse auf. Menschen mit Ja und Nein, wie sie der Heiland haben will, sind das Salz, das wir brauchen für unser armes Geschlecht. Ein Mensch mit Ja und Nein ist ein gemessener Mensch; ein Mensch mit innerer Ruhe, der vor seinem Gott steht. Er wird regiert vom Geiste der Wahrheit und macht mehr Eindruck als viele Beteuerungen und Bekräftigungen, die immer verdächtig sind.
Herr! Dein Geist ist ein Geist der Wahrheit. Durchdringe mich ganz mit ihm und lass all mein Reden und Schweigen von der Wahrheit getragen sein. Amen. (Elias Schrenk)