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Matthäus 27,46

Matthäus 27,46

Andachten

Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?
In Gethsemane rang unser Heiland mit dem Tode und es ging dort tief hinab mit ihm um unsertwillen, so tief, dass der Vater ihn durch einen Engel vom Himmel stärken musste, damit er seinen ferneren Leidens- und Todesgang noch machen konnte. Während aber in Gethsemane dem Herrn bei allem Ringen mit der Macht der Finsternis doch das Gefühl und der Genuss der Gemeinschaft mit dem Vater nie entschwand, so finden wir ihn am Kreuze völlig entblößt von dem Gefühl der Nähe des Vaters. Sein Geist war um unsertwillen ganz umhüllt von Finsternis, so dass ihm keine Spur von Licht von dem Vaterangesicht Gottes leuchtete. Wir arme Menschen, die wir Gott von Natur so ferne gekommen sind und oft so lange brauchen, bis wir in innige Lebensgemeinschaft mit ihm kommen, können es nicht verstehen, wie es dem Heiland am Kreuze zu Mute war in seiner Gottverlassenheit. Er, der vorher keine Minute sich vom Vater entfernt fühlte, war in jener Nacht am Kreuz auf den nackten Glauben angewiesen, alle Lebenserquickungen des Vaters waren ihm gänzlich entzogen. O, wie sehen wir da den Ernst unseres heiligen Gottes gegen die Sünde! Unser Mittler ist für uns zur Sünde gemacht; wie können wir, wenn wir nur ein wenig Licht über Jesu inneres Leiden am Kreuz haben, noch der Sünde dienen wollen? Indem er in die tiefste Leidensnacht hinabstieg um unserer Sünden willen, ist er für uns der Urheber des Glaubens geworden, der uns loslösen will, von Allem, was uns außer ihm gefangen hält, damit wir mit ihm und dem Vater so vereinigt werden, dass wir in lauterstem Glauben sprechen lernen: Herr, wenn ich nur Dich habe! Und wenn es bei uns durch allerlei innere Not hindurchgeht, so steht er, der gerufen: mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen, tröstend mitleidig, helfend uns zur Seite, damit uns in dunkeln Stunden sein Gnadenlicht dennoch leuchte und das Verdienst seiner Gottverlassenheit der Anker unseres Glaubens bleibe. Welch unendlicher Trost ist das, für den Gang durchs dunkle Tal! Da heißt es beim Glauben: ich fürchte mich nicht, Du bist bei mir.

Treuer Heiland! Ich beuge mich tief vor Dir, wenn ich Dich am Kreuze erblicke! O, lass Deine Todesliebe die Macht in meinem Herzen sein, die auch mich zu dem Glauben führt, in dem Du am Kreuze hingst. Amen.(Elias Schrenk)


Jesus schrie laut: Mein Gott, Mein Gott, warum hast Du Mich verlassen.
Christus hat diese Worte, welche der Anfang des 22. Psalms sind, am Kreuz nach der dreistündigen Finsternis laut ausgesprochen; das Übrige aber, das in demselben Psalm steht, ist die Summe Seiner Gedanken gewesen, die Er am Kreuz in Seinem Gemüt gehabt hat, ohne sie auszusprechen. Die Verlassung, über die Jesus klagte, litt Er, wie alles Übrige, in Seiner menschlichen Natur, und hörte dabei nicht auf, Gottes Sohn zu sein. Er litt sie, als Er auf Sein heftiges Schreien und auf Sein Flehen keine Hilfe, ja nicht einmal eine tröstliche Antwort bekam, und als Sein Gott es so weit mit ihm kommen ließ, dass Er Sich ein Wurm und kein Mensch mehr zu sein däuchte, und als Er Ihn verspotten und verachten ließ, ohne den Spöttern und Verächtern Einhalt zu tun, V. 7.8.9. Der Heiland fühlte sich auch deswegen von Seinem Gott verlassen, weil Er, der sonst mit einem lieblichen Gefühl hat sagen können: der Vater lässt Mich nicht allein, Er ist mir zur Rechten, Er ist mir nahe, jetzt sagen musste: sei nicht ferne von Mir, denn Angst ist nahe; denn es ist hier kein Helfer, V. 12. Es überließ Ihn derselbe Seinen sichtbaren und unsichtbaren Feinden, und ließ denselben zu, einen fürchterlichen Grimm und grausamen Mutwillen wider Ihn auszuüben, V. 13.14.17.21.22. Was Seinen Leib anbelangt, so war er wie ein trockenes Gefäß, aus dem das Wasser ausgeschüttet ist, Seine Gebeine hatten sich bei dem Hangen am Kreuz und bei der Verblutung zertrennt, und waren in den Gelenken auseinander gegangen. Sein Herz war in Seinem Leibe wie zerschmolzen Wachs, und hatte keine Kraft, das noch vorhandene Blut umzutreiben. Seine Leibeskräfte waren vertrocknet wie ein Scherbe und Seine Zunge klebte an Seinem Gaumen, weil die Feuchtigkeit in Seinem Munde bei dem großen Durst zäh geworden war: und allen diesen Schwachheiten und Schmerzen, bei welchen kein anderer Mensch einen Augenblick hätte lebendig bleiben können, half der große Gott nicht ab, so lange die Verlassung währte. Er gab damals diesem Müden keine neue Kraft, sondern legte Ihn in des Todes Staub, das ist, Er ließ Ihn aufs Empfindlichste spüren, was der Tod sei, ehe Er wirklich tot war, V. 15.16. Dabei genoss Er nicht einmal ein Mitleiden, das sonst ein schwaches Labsal in den Schmerzen ist, sondern merkte, dass man an der Magerkeit Seines entblößten Leibes eine feindselige Freude habe, V. 18. Er war ganz nackend, und musste Seine Kleider teilen und verlosen sehen, wie es bei der Hinrichtung der Missetäter gewöhnlich war, V. 19. Er däuchte Sich in einer großen Gefahr zu sein, wie Einer, über den ein Schwert gezuckt ist, oder wider den grimmige Hunde losgelassen sind, oder den ein Löwe verschlingen will, oder den Einhörner zerstechen und zertreten wollen, V. 21.22., und hierbei darf man ohne Zweifel an den Satan und seine bösen Engel denken. so fühlte Sich der Messias Jesus in derjenigen Zeit, da Er von Seinem Gott verlassen war. Und dennoch blieb Er gläubig und sagte zweimal: Mein Gott. Er harrte in der reinsten Geduld aus, bis die heiteren Gedanken in Seiner Seele entstunden, die Ps. 22,23-3. beschrieben sind. Wenn uns nun der HErr Jesus auch etwas Weniges von der Verlassung fühlen lässt, die Er erfahren hat, so wollen wir von denjenigen sein, welche durch Glauben und Geduld unter Seufzen und Flehen die Verheißung ererben. (Magnus Friedrich Roos)


Und um die neunte Stunde schrie Jesus laut, und sprach: Eli, Eli, lama asabthani! Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Flache Ausleger halten diesen Ausruf Christi am Kreuz für ein bloßes Zitat aus dem 22sten Psalm, wie etwa sich unser Einer in schweren Anfechtungen mit einem Bibelspruch oder Liedervers tröstet. Allein Christus hieße sich nicht selber die Wahrheit, wenn jene Psalmstelle nicht der völligste Ausdruck seines innern Zustandes gewesen wäre. Wir können jenen Augenblick als den Kulminationspunkt des Leidens Christi ansehen. Es war nicht eine eingebildete, sondern eine wirkliche Gottverlassenheit, in welcher die Seele des Herrn in jener höllischen Stunde sich befand. Alle göttlichen Hilfseindrücke hatten sich aus der Seele Christi zurückgezogen, und was ihm übrig blieb, war der Hauptsturm einer Höllen- und Todesangst. Kinder Gottes, in schweren Kämpfen, meinen auch oft, sie seien von Gott verlassen, da sie doch mitten in seinem Schoß sitzen; aber bei Christo war jene Seelenverfinsterung eine eben so völlige und wahrhaftige, als seine Sündentilgung eine reelle und vollständige ist. Zu jenem Zustand war er der Sünde und ihren Gerichten auf den untersten Grund gekommen, um in jenen Tiefen einen Friedensbau anzufangen, der hinfüro nicht mehr kann umgestoßen werden. Wer Christo anhängt, hat in jenem Wort auch die sicherste Gewährung: Gott wird mich nie verlassen noch versäumen; Er kann es nicht, denn er hat mein Lösegeld in Händen. Dieses Gottvertrauen, das sich auf die Gottverlassenheit Christi gründet, ist ein ganz anderes als das wolkenhafte des gewöhnlichen Menschen, der nicht weiß, was es Christum gekostet hat, um uns den Himmel wieder zu öffnen. Die Spötter um das Kreuz finden sich auch heut noch, und werden jenen Ausruf Christi nur dann verstehen, wann sie unrettbar in demselben Zustand sich befinden werden. (Friedrich Lobstein)


Und um die neunte Stunde schrie Jesus laut und sprach: Eli, Eli, lama asabthani, das ist: mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Der HErr ist mein Licht und mein Heil, spricht David, vor wem sollte ich mich fürchten? Der HErr ist meines Lebens Kraft, vor wem sollte mir grauen? So lange ein Herz die Gnadengegenwart Gottes fühlt, so lange sein Licht in unsere Seelen hineinscheint und uns zur Kraft wird, so lange innerer Trost, Trost aus der Höhe vorhanden ist, so lange ist alles Leiden, auch das schwerste, wenigstens noch erträglich. Assaph sagt: wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil. Aber wenn die Kraft Gottes sich zurückzieht, wenn der innere Trost weicht, da geht erst das rechte Elend an, da entsteht ein Leiden, mit dem kein äußeres Leiden verglichen werden kann, da kann die Angst zu einer Höllenpein steigen, zu einer wahren Höllenpein, denn wo Gott nicht ist oder sich nicht zu fühlen gibt, da ist die Hölle. In diese Angst musste auch unser Versühner hinein, und zwar in einem Grad, in eine Art von Angst, wovon wir Sünder gar keinen Begriff haben, denn wer kann die Höhe und die Tiefe des Liebesverhältnisses ermessen, das zwischen dem Vater und dem Sohn stattfindet, und dieses Liebesverhältnis ward auf einige Stunden unterbrochen. Das war die entsetzlichste Höllenpein für unsern HErrn. „Sei nicht fern von mir, denn Angst ist nahe, denn es ist hier kein Helfer. Ich bin ein Wurm und kein Mensch, du legest mich in des Todes Staub; sei nicht ferne, meine Stärke, eile mir zu helfen!“ so betete der HErr recht innerlich, wie wir aus dem 22sten Psalm sehen, aber endlich nach dreistündiger Höllenpein brach er in die Worte aus: mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? (Ludwig Hofacker)

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