Matthäus 26,44
Andachten
Und er ließ sie, und ging abermals hin, und betete zum dritten Mal, und redete dieselbigen Worte.
Er betete zum dritten Mal. Wie sorgfältig zählt der Geist Gottes die teuren Seufzer unsers Hohenpriesters, die er in seiner Seelenangst in den Schoß seines Vaters ausgeschüttet! Das hat schon David von dem Messias geweissagt, da er ihn, Ps. 56,9, also redend einführt: Fasse meine Tränen in deinen Sack, ohne Zweifel du zählst sie. Sind unsere Seufzer gleich nicht so würdig wie die Seufzer unsers Heilandes, so hat er sie doch durch seine Fürbitte im Leidensgarten geheiligt, um daraus den Samen von lauter Freudenernten zu machen. In seinem abermaligen Gebet redete der Herr abermals dieselben Worte. Paulus betete auch zu drei Malen und in denselben Worten, dass der Satansengel von ihm weichen möchte. Welch ein Trost für uns, dass der Herr vor dem Vater für uns dieselben Worte redet! Dieser Beständigkeit in seiner Fürbitte verdanken wir ja unsere tagtägliche Bewahrung. Wie müde wäre bald unser bester Freund, wenn er immer wieder und wie der unsere Sache vor Gericht vertreten müsste! Das Gebet des Herrn ist eine Wiederholung seiner vorigen Gebete. Welch ein Unterschied zwischen solch einer Wiederholung und dem Herplappern eines wiederholten Pharisäergebets! Wenn wir nicht immer wieder um den Geist des Gebets flehen, so sind unsere Gebete auch bald nur kalte Wiederholungsgebete, tönende Erze und klingende Schellen. Anders ist es, wenn man in tiefen Nöthen mit demselben Anliegen und in denselben Worten vor Gott kommt. Die arme Witwe kam auch täglich mit denselben Worten vor den ungerechten Richter; solch ein Beter hat zum Voraus die Erhörung in Händen. Was anders treibt zu solch einem Gebet als die unaussprechlichen Seufzer des h. Geistes, der uns aufs Beste vertritt bei dem Vater, während wir oft tief betrübt sind, keine andern Worte, sondern immer nur die alten finden zu können? (Friedrich Lobstein)