Matthäus 13,24
Andachten
Er legte ihnen ein anderes Gleichnis vor und sprach: Das Himmelreich ist gleich einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte. (Matth. 13,24.)
Ich nehme an, ihr habt einen Acker, der euch lieb und wertvoll ist, den ihr vielleicht mit sauer verdientem Geld erworben habt. Diesen Acker düngt ihr, ihr pflügt ihn, besät ihn mit gutem, ausgesuchtem Weizen und eggt den Samen unter. Dann befehlt ihr eure Arbeit, Saat und den Acker in Gottes Hand und gebt euch der frohen Hoffnung hin, eine reichliche Ernte davon zu bekommen. Aber was geschieht? Ja, das ist ein Schandstreich, ein Teufelsstreich, wie er nicht ruchloser gedacht werden kann. Ihr hattet die Aussaat am hellen Tage besorgt, der andere aber hat seine Aussaat in der Nacht vorgenommen, da die Leute schliefen. Nun wer ist's, der die nächtliche Unkrautsaat vollbrachte? Ist's euer Freund? Wahrhaftig nicht. Das hat der Feind getan. JEsus sagt uns, dass es der Satan ist, der Verführer, das heißt mit des Heilands eigenem Worte, im griechischen Neuen Testament: Der Teufel. Daher kommt all der Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Licht und Finsternis, zwischen Kindern Gottes und Kindern der Bosheit. Wie die erste Aussaat der Bosheit durch einen Engel, aber durch einen bösen, stattgefunden hat, so wird die Ernte der Bosheit auch durch Engel stattfinden, aber durch Seine Engel, die treu, heilig und gut geblieben sind. (Carl Julius Römheld)
Des Menschen Sohn ist es, der da guten Samen sät. Wie treu, wie fleißig hat er gesät! Ganzer drei Jahre ist er das Land auf- und abgegangen und hat ausgestreut. Er ist nicht müde geworden. Für ihn gab es keine besondere Saatzeit. Sommer und Winter war seine Saatzeit. Und zuletzt hat er noch vom Kreuze herab die letzten guten Samenkörner ausgestreut. Seine letzten sieben Worte, sein vergossenes Blut sind die heiligsten Samenkörner für die Kirche gewesen. Sein Vorrat, aus dem er säte, war die durch das Gesetz und die Propheten geoffenbarte ewige Gotteswahrheit. Aber er griff auch frei hinein in den Reichtum der Weisheit Gottes, die noch nicht offenbart war. Alles, was des Vaters ist, war sein. Aus des Vaters Schatz hat er es genommen und uns verkündigt. Jedes Wort von ihm ist ein Samenkorn. Und obwohl es nun mehr denn 1800 Jahre her sind, dass dieser teure Sämann über die Erde ging, hat doch kein Wort seine Keimkraft verloren. Wenn es hier und da nicht aufgeht, liegt es nicht an dem Samen, sondern der Boden ist Schuld. Der Same reicht auch hin, dass die ganze Welt damit besät werde. Immerfort gehen seine Säeleute aus, unter Christen, Juden und Heiden den guten Samen auszustreuen.
O du treuer Herr, auch in unser Herz hast du von früh an deinen guten Samen gesät. Als wir noch nichts von uns wussten, hast du in der heiligen Taufe die ersten heiligen Körner in das neue Land gestreut. Als du uns durch die Eltern beten lehrtest, setztest du dein Werk fort. Alle Tage hast du an uns gearbeitet, und bist nie müde geworden. Jeder Sonntag aber ist ganz besonders dein Saattag. Da willst du in Predigt und Gebet, in Betrachtung deines Wortes Korn auf Korn in uns streuen. In deinem Haus, an deinem Altar willst du noch mehr als im alltäglichen Leben unseren Herzensacker besäen. So bitten wir denn, lass auch heute unsere Herzen bereit sein, dein Wort in uns aufzunehmen. Behüte uns vor Zerstreuung und Leichtsinn, dass Alles, was wir von dir hören, auch bei uns bleibe. Segne den Tag zu rechter Ruhe und Erholung, aber auch zu rechter Andacht. Es ist ja dein Tag, und an ihm hilf uns selbst, dir anzugehören in allem, was wir reden und tun. Amen. (Friedrich Ahlfeld)
Das Himmelreich ist gleich einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte. Da aber die Leute schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut zwischen den Weizen und ging davon.
Warum gibt es keinen Acker, auf dem nur von Jesus gesäte Saat steht? Warum wächst auf dem Feld, das Jesus gehört, zwischen dem Weizen auch Unkraut? Warum gibt es keine christliche Gemeinschaft, in der alle einzig Jesus gehorchen und keine anderen Meister Einfluss haben? Warum gibt es kein Christenleben, in dem nur Christliches geschieht und daneben nicht auch Verwerfliches? Warum habe ich in mir selbst nicht nur das, was mir Jesus gab, sondern trage daneben auch vieles in mir, was eine andere Hand in mich säte? Das Gleichnis Jesu erinnert uns an die Macht des Feindes. An dieser Erfahrung soll ich erkennen, wie stark der satanische Druck ist, der uns alle hemmt, wie gewaltig sich die Macht der Finsternis dem Reich Gottes widersetzt. Aber diese Antwort ruft nach einer neuen Frage: weicht denn Jesus vor dem Feind zurück? Kann er seinen Acker nicht behüten? Wir haben, was an uns geschieht, erst dann begriffen, wenn uns Gottes Gnade darin sichtbar ward. Es gibt, sagt uns Jesus, keine Kirche, in der man nicht fallen kann, keine christliche Gemeinschaft, die mir schon dadurch, dass ich zu ihr gehöre, mein Heil verbürgte. Dass es so ist, das ist offenkundig die Ordnung der Gnade. Dadurch ist es mir unmöglich gemacht, an die Kirche zu glauben. Wie wäre es doch, wenn ich in mir nur fände, was heilig und göttlich ist? Dann würde ich an mich selber glauben und brauchte keinen anderen Halt als den, den mir mein eigener Besitz gewährt. Das ist mir aber dadurch verwehrt, dass ich beides in mir trage, das, was von oben kommt, und das, was von unten her gekommen ist. Indem Jesus seinen Acker nicht vor dem Eingriff des Satans behütet, zeigt er uns in immer neuem Erlebnis: mit deiner Macht ist nichts getan, auch nicht mit der Macht deiner Kirche, sei sie, wie sie sei. Ich bin dein Schild und deine Burg, spricht der Herr; glaube mir.
Trauen kann ich nicht mir, sondern nur Dir, Herr, heiliger Gott. Ich schwanke und strauchle, Du richtest mich auf. Meine Gedanken verwickeln sich, die Deinen sind Licht. Was Du uns gegeben hast, das ist fruchtbarer Same und reifende Ernte, und das, was sie in Deine Scheune bringt, ist Deine Gnade allein. Amen. (Adolf Schlatter)