Sucht nun in dem Buch des Herrn und lest.
Wer eine Bibel hat und lesen kann, der lasse sich gesagt sein, was der Prophet Jes. 34,16. schreibt: „Sucht nun in dem Buch des Herrn und lest, es wird nicht an Einem derselbigen fehlen; man vermisst auch nicht dieses, noch das.“ Die genaue Erfüllung aller Weissagungen ist auch ein Merkmal, aber nicht das einzige, dass die Bibel wahrhaftig das Buch des Herrn, das Wort Gottes ist. Man kann von der Bibel mit Recht sagen: „Es fehlt nicht an Einem, man vermisst auch nicht dieses, noch das, was den Menschen zu wissen heilsam und notwendig ist. Sie ist das vollkommene Buch, nütze zur Lehre, zur Strafe, zur Besserung, zur Züchtigung in der Gerechtigkeit.“ Nur muss man in dem Buch des Herrn suchen mit Gebet und Andacht, Gottes Erkenntnis, Gottes Heil, Gottes Weg suchen, also nicht aus Neugierde und zum bloßen Zeitvertreib, sondern aus Heilsbegierde und um Gewinn für Zeit und Ewigkeit darin lesen. Ein solches Suchen und Lesen tut unserer Seele wohl. Doktor Luther sprach einmal: „Lasst uns die Bibel nur nicht verlieren, sondern sie mit Fleiß in Gottesfurcht und Anrufung lesen und predigen. Denn wenn die bleibt, blüht und recht gehandelt wird, so stehts alles wohl, und geht glücklich von statten.“ - Ja, wohl dem, der stets mit Gottes Wort umgeht, und dasselbe auslegt und lehrt; der's von Herzen betrachtet, und gründlich verstehen lernt, und der Weisheit immer weiter nachforscht, und schleicht ihr nach, wo sie hingeht; und guckt zu ihrem Fenster hinein, und horcht an der Tür; sucht Herberge nahe an ihrem Hause, und richtet an ihrer Wand seine Hütte auf, und ist ihm eine gute Herberge. Er bringt seine Kinder auch unter ihr Dächlein, und bleibt unter ihrer Laube. Darunter wird er vor der Hitze beschirmt, und ist ihm eine herrliche Wohnung. Solches tut niemand, denn der den Herrn fürchtet, und wer sich an Gottes Wort hält, der findet sie, nämlich die Weisheit, welche fromm und selig macht. So beschreibt Sirach (Kap. 14. und 15.) das Wohlsein derer, die in dem Buch des Herrn suchen und lesen. Das sei uns aus der Seele geschrieben! O Herr, lass uns in deinem Buch stets andächtig suchen und lesen, und auf dein Wohlgefallen stets bedacht sein. Lass uns deine Gnade reichlich widerfahren, deine Hilfe nach deinem Wort, dass wir sehen mögen das Glück deiner Auserwählten, und uns freuen, dass es deinem Volke wohlgeht. Amen. (Carl Johann Philipp Spitta)