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Psalm 90,8

Psalm 90,8

Andachten

Unsre Missetat stellest du vor dich, und unsre unbekannte Sünde ins Licht vor deinem Angesicht.

Apostel reden von mannigfaltigen Fehlern, Propheten und Männer nach dem Herzen Gottes, sprechen von Missetaten und unerkannten Sünden. So fühlt denn alles, was im sterblichen Fleische lebt, Sünde und Missetat, und ist keiner rein unter der Sonne. Es ist daher wohl sträfliche und gefährliche Unwissenheit oder Unachtsamkeit, wenn ein Mensch sein Herz und seinen innern Sinn so wenig beobachtet, dass er sich fehlerfrei und rein dünkt. Wer wird einen Reinen finden unter den Unreinen? sagt Hiob 14,4. Ein solcher ist blind und tot, und tappt im Finstern. Er rühmt sich zu seinem eignen Schaden mit eitlem Selbstbetrug seiner Gerechtigkeit. Wer aber Fehler sieht, und mit Gleichgültigkeit an sich duldet, sich getrost berufend auf diese Bibelsprüche, der kennt den Sinn der Apostel und Propheten nicht; die wohl zu ihrer Demütigung, aber nicht zur Einschläferung, nicht zur falschen Sicherheit, nicht zum Troste der Faulen so redlich ihre Fehler bekannten. Wer redlich strebt, fehlerfrei zu werden, dem sei es ein Trost und eine Beruhigung, aber kein Kissen der Trägheit. Mache dich los, sagt ein anderer Prophet, und das sagen im Grunde alle, mache dich los, überwinde die Sünde durch die Gerechtigkeit, durch die Kraft, die dir in Jesu Christo dargereicht wird, umsonst und aus Gnaden; nicht so umsonst, dass du sie, wie der faule Knecht, im Schweißtuche vergrabest, sondern dass du damit wucherst. (Johannes Evangelista Gossner)


Du hast unsere Missetaten vor Dich gestellt.
Hast du es nie erlebt, wie die Nähe des Herrn Buße wirkt? - Die sich opfernde Liebe unseres Erlösers kann das harte Herz mächtiger zerschmelzen, als alle Donner Sinais es zu erweichen vermögen. Des Sünders Herz ist verschlossen, es will nicht Buße tun. Nun aber erleuchtet ein Lichtstrahl aus dem oberen Heiligtum seine Seele. Sein ganzes Leben, sein sündiges Herz sind auf einmal enthüllt. Im göttlichen Lichte sieht und erkennt er sein Elend. So steht auch der gerechte, heilige Gott vor dir, du kannst Ihm nicht ausweichen. Er spricht hinein in deine Seele, du wirst Ihn nicht los, auf jedem Schritt und Tritt, bei Tag und Nacht umgibt dich die alles entdeckende Gegenwart des heiligen Gottes. Nachdem ich solches selbst durchgelebt hatte, konnte ich bei nicht wenigen dasselbe beobachten. Keine Buße geht tiefer und gründlicher als diejenige, welche durch eine Begegnung mit dem lebendigen Gott bewirkt wird. Dort begegnet ein roher Sünder einem einfältigen Kinde Gottes, das in der ersten Liebe steht. In aller Herzlichkeit legt es ein wahres, warmes Zeugnis ab von der Gnade und Huld des Herrn. Und siehe da, der vorher so stolze Mensch wird unruhig, ein Liebesblick des Heilandes scheint in sein Herz, er wird zum ersten Male von seiner Sünde und von der Menschenliebe Gottes überführt. Nimm dir jetzt einige stille Minuten, lies mit Nachdenken den 51. Psalm, dann knie nieder und suche mit aufrichtigem Ernst das Angesicht des Herrn. Er naht dir, und nun kannst du Buße tun. Und Er vergibt so gern jedem wahrhaft Bußfertigen alle Missetaten. (Markus Hauser)


Moses, der Mann Gottes, spricht im Gebet, vor Gott stehend, Ps, 90, 8: „Unsere Missetat stellst du vor dich; unsere unerkannte Sünde ins Licht vor deinem Angesicht.“ Die Erkenntnis unserer Missetat und Sünde ist das erste Erfordernis, wenn wir die Gnade Gottes und Vergebung der Sünde erlangen wollen. Erkenne deine Missetat, dass du wider den Herrn, deinen Gott gesündigt hast. Aber wie unvollkommen ist diese Erkenntnis, so lange sie nur menschlich bleibt! Man stellt seine Sünde sich gering vor, indem man sie nur vor sich stellt, vor sein getrübtes Auge und unter sein bestochenes und parteiisches Urteil. Man misst ihre Größe nur nach dem Schaden und der Schande, die sie uns und andern hier auf Erden zufügt, und nennt nur die schädliche, schändliche und vor menschlichem Gericht strafbare Tat, Sünde. - Eine ganz andere Sündenerkenntnis lehrt Moses, wenn er, vor Gott stehend, spricht: „Unsere Missetat stellst du vor dich; unsere unerkannte Sünde ins Licht vor deinem Angesicht.“ Er erkennt seine und seines Volkes Missetat nicht nach menschlicher, sondern nach göttlicher Vorstellung, wie sie Gott vor sich stellt, sie anschaut und beurteilt, der Gott, welcher Herzen und Nieren prüft, der nicht nur recht sieht, sondern auch mehr als wir, auch die von uns unerkannte Sünde sieht, was im Finstern verborgen ist, ans Licht zieht, ja ins Licht stellt vor seinem Angesicht. So bekommt man erst eine rechte Vorstellung von der Sünde, ein zerschlagenes Herz und einen demütigen Geist, ein beschämendes Gefühl seiner Sündenblöße, darüber einem alle stolzen Gedanken und Einbildungen vergehen, und man wie Hiob seufzt: „Herr, deine Augen sehen mich an, darüber vergehe ich!“ oder wie der Zöllner an seine Brust schlägt und spricht: „Gott, sei mir Sünder gnädig!“ Und bei solcher Vorstellung seiner Sünde bekommt man durch das Evangelium eine herzerquickende Vorstellung von Gottes Gnade. Denn siehe da, Gott hat Christum vorgestellt zu einem Gnadenstuhl durch den Glauben in seinem Blut, damit er die Gerechtigkeit, die vor ihm gilt, darbiete, in dem dass er die Sünde vergibt, welche bis anhero geblieben war unter göttlicher Geduld; auf dass er zu diesen Zeiten darböte die Gerechtigkeit, die vor ihm gilt, auf dass er allein gerecht sei und gerecht mache den, der da ist des Glaubens an Jesu (Röm. 3, 25.). (Carl Johann Philipp Spitta)

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at/19/psalm_90_8.txt · Zuletzt geändert: von aj
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