Ich bin jung gewesen und alt geworden, und habe noch nie gesehen den Gerechten verlassen. 2. Kor. 4. Wir haben allenthalben Trübsal, aber wir ängsten uns nicht. Uns ist bange, aber wir verzagen nicht. Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. - Hebr. 13, 5. Der Herr hat gesagt: Ich will dich nicht verlassen noch versäumen.

Das hat der Herr gesagt, und was er zusagt, das hält er gewiss. David hat es erfahren. Er hat Alles erfahren und gesehen in der Welt; nur das nicht, dass Gott Den, der auf ihn traut, je verlassen hätte. Wohl muss der Gerechte viel leiden. Aber viel leiden, das heißt nicht, von Gott verlassen sein, sondern vielmehr von ihm geliebt und gesucht werden. Wohl muss der Apostel allenthalben Trübsal und Angst und Verfolgung erdulden; aber er weiß wohl, dass er darum nicht von Gott verlassen ist. Wie oft, wenn Leiden über uns kommen, denken wir, Gott habe uns deshalb verlassen, und sind in solchen Gedanken völlig trostlos, und klagen: Gott hat mich vergessen. Grade umgekehrt ist es: Wenn Gott uns Leiden sendet, dann kommt er zu uns, kommt uns näher, kehrt ein bei uns. Meine nicht, verlassen habe er dich dann; heimgesucht hat er dich. Viel eher, wenn wir nichts zu leiden haben, sollten wir sagen: Der Herr hat mich vergessen und verlassen. Darum verzage nicht, wenn du vom Herrn gezüchtigt wirst. Denn welchen der Herr lieb hat, den züchtigt er. Seid ihr aber ohne Züchtigung, so seid ihr nicht Kinder. Darum verzage nicht, ob du auch Trübsal hast, der Herr hat dich darum nicht verlassen. Dein Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht. Wenn du meinst, weit von Gott entfernt zu sein, ist er dir oft ganz nahe. Wenn die Menschen mit dem Glück dich verlassen, kehrt Gott bei dir ein. Grade dann sollst du seine Nähe erfahren und seine wunderbare Hilfe. (Adolf Clemen)