Psalm 27,13
Andachten
Ich glaube aber doch, dass ich sehen werde das Gute des Herrn im Lande der Lebendigen. Harre des Herrn, sei getrost und unverzagt, und harre des Herrn.
Ich glaube aber doch! Seliges Bekenntnis unerschütterlichen Gottvertrauens! Seliges Bekenntnis siegreichen Glaubens! Ich glaube aber doch. Ja unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwindet. Wenn es dem Gottlosen gut geht und der Gerechte viel leiden muss, ich glaube aber doch. Wenn Gott sein Angesicht vor mir verbirgt; wenn meine Bitte keine Erhörung findet; wenn seine Wege lauter Rätsel und Widersprüche sind und ich seine Liebe gar nicht sehen kann, ich glaube aber doch. Wenn mich sichtbar Widerwärtigkeit und Not umgibt, ich glaube aber doch, dass ich sehen werde das Gute des Herrn im Lande der Lebendigen. Aus der Angst und dem Dunkel dieser Welt blicke ich in das Reich, wo Alles Licht und kein Dunkel mehr ist. Die Christo angehören, die sind hienieden schon in diesem Reiche, die sehen das Gute des Herrn mitten in aller irdischen Angst. Sie werden unterdrückt, aber sie kommen nicht um. Sie sind die Sterbenden, und siehe! sie leben; die Gezüchtigten, und doch nicht ertötet; die Traurigen, und doch allezeit fröhlich. Sie überwinden in dem Allen weit, um Deswillen, der sie geliebt hat. Wie groß auch die Prüfung, du kannst nicht verzagen, so lange du dich an die Verheißung Gottes hältst: „Ich glaube aber doch, dass ich sehen werde das Gute des Herrn im Lande der Lebendigen.“ Bis dahin aber, wo du das Land der Verheißung schaust, lass dir die Zeit nicht zu lange werden. Wie lang es dir auch währt bis zur Erlösung, sie kommt gewiss, und sie kommt immer näher. Und ob es währt bis in die Nacht, Und wieder an den Morgen „harrt des Herrn, seid getrost und unverzagt, und harrt des Herrn!“ Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft. Ich hoffe auf dich, du treuer Gott. Meine Seele hoffet auf dein Wort. Meine Seele wartet auf dich von einer Morgenwache zur anderen. Herr, erlöse Israel aus aller seiner Not. Amen. (Adolf Clemen)
Ich glaube aber doch, dass ich sehen werde das Gute des Herrn im Lande der Lebendigen. Harre des Herrn, sei getrost und unverzagt und harre des Herrn!
Die zehn Tage zwischen Himmelfahrt und Pfingsten sind Warte-Tage gewesen für die Jünger des Herrn. Warten sollten sie, so sprach Er vor Seiner Auffahrt, auf die Verheißung des Vaters und nicht von Jerusalem weichen. Also wartend waren sie einmütig bei einander, und wenn Müdigkeit ihre Seele beschleichen wollte, da mögen sie sich wohl ermuntert haben unter einander mit solchen Worten: „Ich glaube aber doch!“ Alle Kinder müssen warten lernen. Die Kinder Gottes zu allermeist! Denn durch Stillesein und Hoffen sollen sie stark werden. „Das Gute des Herrn im Lande der Lebendigen“ ist nicht wie eine reife Frucht, die Dir in den Schoß fällt! es ist wie ein Samenkorn, mit der Tauf-Gnade Dir ins Herz gesät; es will gepflegt, genährt, behütet werden, dass es wachse und grüne, es muss durch mancherlei Hitze und Wetter bewährt erfunden werden, bis es endlich zur Reife gelange. Indessen sollst Du beharren bei dem: „Ich glaube aber doch!“ Ach, es lässt sich oft schlecht an hier in der Zeit unserer Erden-Not mit dem Guten des Herrn; wir wohnen oft lange unter den Kindern Mesech und in den Hütten Kedars, im steinigen Arabien; und die Wüstensonne der Anfechtung brennt heiß auf den Scheitel; - wir sollen aber doch glauben. Endlich und zuletzt kommt das Gute des Herrn, die Erquickungszeiten, auch schon hier, mit dem Frieden wie Meereswellen, wo es heißt: „Ich habe Gott und hab' genug“, wer will mich scheiden von Seiner Liebe? Zu allerletzt aber kommt's erst recht, denn das Land der Lebendigen, das droben ist, das erst gewährt und beschert lauter Gutes des Herrn. Bis dahin aber heißt es: Harre! sei getrost und unverzagt, und Harre des Herrn! (Nikolaus Fries)