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Jeremia 20,9

Jeremia 20,9

Andachten

“Ich dachte: Wohlan, ich will Seiner nicht mehr gedenken und nicht mehr in seinem Namen predigen. Aber es ward in meinem Herzen wie ein brennendes Feuer in meinen Gebeinen verschlossen, dass ich es nicht mehr leiden konnte, und wäre schier vergangen.“

Da redet der Prophet Jeremia, der einen sehr schweren Stand hatte. In allem, was er in jener Zeit vor dem Untergang Jerusalems dem Volk predigte, fand er starken Widerspruch. Niemand wollte ihn hören; und dazu wurden ihm alle feind, besonders die Obersten des Landes, so dass er mehr als einmal in Todesgefahr kam und förmliche Prozesse ihm gemacht wurden. Darüber kam er oft in eine tranige Stimmung; und es wollte ihm entleiden, so dass er es lieber lassen, nicht mehr, wie er hier sagt, unter einem Volk, das doch nicht hören mochte, Gottes gedenken, und nicht mehr als in Gottes Namen auftreten wollte. Es war ihm, als müsste er, wie es im schwäbischen Sprichwort heißt, den Karren stehen lassen, weil derselbe doch nicht weiter kam. Aber so oft er sich so gestimmt fühlte, brannte es wie Feuer in seinem Herzen. Ein geheimes Etwas verbot es ihm, sich zurückzuziehen; und er wurde mit innerer Gewalt immer wieder zu seinem Berufe hergetrieben, so dass er es nicht aushielt, still zu bleiben und schier darob vergangen wäre. Erst wenn er sich wieder herauswagte in den Tumult und unter die ergrimmten Gesichter, und mit Eifer seines Berufes wartete, wurde es ihm wohl und leicht.

Jeremias hatte, wie wir sehen, ein zartes, wahrhaft gottesfürchtiges Gemüt, das es ihm nicht zuließ, zurückzutreten, oder auch nur halb und schläfrig seine Sache zu betreiben. Da unterschied er sich von vielen unserer Zeit. Denn auch uns kann es je und je ankommen, dass wir denken: „Wozu das Predigen? die Leute werden doch nicht anders!“ Da möchten wir auch alles lieber lassen. Aber ganz zurücktreten, geht denn doch nicht an, weil man amtlich angestellt ist. Statt dessen kommt man in ein schlaffes und lässiges Wesen hinein, treibt's, nur dass es getrieben ist, und gibt sich nicht mit ganzer Seele hin. Manche haben wohl einst frisch angefangen, mit Energie und Kraft unter den Leuten aufzutreten; weil sie aber auf harte Herzen stießen, haben sie nachgelassen, und sind sie stiller geworden, fast maßleidig, wie man sagt. So wurden sie gar gewöhnliche, armselige Leute, wie es eben Mietlinge und Tagelöhner sind. Hätten wir alle Jeremiasherzen, feine, gehorsame, gottesfürchtige Herzen, so hätten wir bei einschleichender Trägheit und Schlaffheit auch keine Ruhe; sondern es brannte in unsern Herzen wie Feuer, so lange, bis wir's wieder wagten und mit Ernst wagten.

Zusatz: Der Herr wird aber, wenn Seine Gnadenzeit kommt, schon wieder die erweisen, die's auf Leben und Tod wagen, da es dann nicht wie zu Jeremias Zeiten gehen und alles wie umsonst sein soll, sondern da noch viele Herzen gewonnen werden, dem Gerichte zu entgehen. Doch hat's zu allen Zeiten, auch jetzt, welche gegeben, die munter und unverzagt in der Furcht des Herrn daran gegangen sind und ausgeharrt haben. Solche dürfen's erfahren, dass ihre Arbeit nicht vergeblich ist, und ihnen viel Frucht nachfolgt. Möchte nur der Herr bald jene verheißene Propheten und Schriftgelehrte senden, von denen er sagt, dass sie kommen würden. Die müssen das Erstorbene wieder zum Leben bringen, das Verschüttete wieder herausgraben, das Erlahmte wieder kräftig machen, sei's auch, dass sie darüber schwere Verfolgungen, ja gar den Tod erleiden. Denn der Eifer seiner Kinder muss es doch am Ende machen, dass Seine Sache zum Schluss kommt. (Christoph Blumhardt)

Predigten

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