Psalm 42,12
Andachten
Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.
Weil du warten musst, Seele, wirst du ungeduldig, nennst das Warten ein peinliches, schweres Geschäft und kannst es doch nicht lassen. Denn was gegenwärtig ist, erfüllt dein Verlangen nicht. In dem, was du bist und hast, kannst du nicht ruhen, nicht in dem, wozu die Natur dich macht, und wenn sie dich noch so gütig beschenkt, und auch nicht in dem, was dir Gottes Gnade gewährt, auch wenn du dich täglich an der seligen Freude nährst, die aus der Nähe Jesu in dich strömt. Du musst warten; denn du bist für die Zukunft geboren und stehst im Werden und nicht am Ziel. Warten ohne Schwanken und Ungewissheit, ruhig warten, wie kann ich dies? Sieh auf Gott! Wenn ich den Blick nicht zu ihm erhebe, wird mein Warten ungeduldig. Ob es kommt, ob es nicht kommt, das, wonach ich mich sehne, darüber gibt es im menschlichen Bereich keine Gewissheit, und wenn die Seele von der Erwartung zum Verzicht und von der Hoffnung zur Furcht hinüberschwankt, dann stöhnt sie und findet ihren Zustand hart. Darum bedarf sie der Mahnung: harre auf Gott! Von dem, was kommt, weißt du eines ganz gewiss: es kommt von Gott und zeigt dir ihn und zeigt dir, wie Er hilft. Darum entsteht das heftigste Schwanken und peinliches Bangen dann, wenn das, was gegenwärtig ist, uns Gott verbirgt und den Blick auf ihn uns verwehrt. Aber auch im tiefsten Dunkel, Seele, ist dies dein Amt und Werk, auf deinen Gott zu warten. Er ist der deine, weil er dich schuf und weil er dich rief. Darum weißt du, was Er ist, Anfänger und Vollender, der Gegenwärtige und der Kommende, das A und das O. Etwas anderes brauchst du nicht als die eine Gewissheit: du wirst sehen, was Er tun wird, und empfangen, was Er dir geben wird. Dann wirst du danken; dann gibt es kein dunkles Schicksal mehr und du hast nicht mehr dich quälende Wünsche in dir und bist nicht mehr eine unruhige Seele. Zeigt dir Gott, was Er tun wird, dann, Seele, bist du satt.
Ich werde Dir danken, Herr, heiliger Gott, und will Dir auch heute schon danken, aus all meiner Unruhe heraus unter allem Druck, der auf mir liegt. Dir, meinem Gott, danke ich. Deinem teuren Wort gehorsam heiße ich Dich meinen Gott, unseren Gott, meinen Vater, unseren Vater. Dass ich so sprechen darf, das ist der erste und letzte, der allermächtigste Grund zum Dank, der mich in Ewigkeit dazu bringen wird, dass ich Dir danken darf. Amen. (Adolf Schlatter)