HErr, wie lange willst Du zusehen? Errette doch meine Seele aus ihrem Getümmel, und meine Einsame von den jungen Löwen.

Dieser Spruch hält uns vor die Lehre von der Geduld in langwierigen Verfolgungen und Verleumdungen. Denn wenn unser lieber Gott den Feinden lange zusieht, so sollen wir es nicht dafür halten, dass Gott Lust habe an unsern Verfolgungen, sondern Er hat Lust an unserer Geduld, wie Sirach sagt: Der Glaube und die Geduld gefallen Gott wohl. Und hat der weise Mann nicht ohne Ursache Glauben und Geduld zusammen gesetzt. Denn der Glaube hängt an dem Ewigen, und regiert das geistliche Leben, tröstet und freut sich in den himmlischen Gütern. Die Geduld aber regiert das christliche Leben in dieser Zeit, und leidet alles in der Stille und Hoffnung um der ewigen Güter willen, daher sagt Paulus: Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal. Je größer nun der Glaube ist, desto stärker ist die Geduld, und je langwieriger die Geduld, desto wohlgefälliger der Mensch bei Gott und desto mehr der Mensch bewährt wird, wie Gold im Feuer. Es vergleichet aber allhier der Psalm einen Verfolgten einem einsamen Menschen, der in einer Wildnis allein ist, und gerät unter einen Haufen junger Löwen, die um ihn her brüllen, und sind allzumal gleich hungrig und grimmig, denselben zu zerreißen und zu fressen. Wenn es nun also zugeht, sollen wir uns mit des HErrn Christi und aller Heiligen Exempel trösten.

Ordne unsern Gang, Liebster, lebenslang. Führst Du uns durch raue Wege: Gib uns auch die nötge Pflege: Tu uns nach dem Lauf Deine Türe auf. (Johann Arnd)