Gib meiner Seele große Kraft.
Ach dass ich erkenne die Wirkung dessen, der kräftig in mir wirkt! Ephes. 1, 19. Abraham ging heraus aus seinem Vaterlande, seiner Freundschaft und seines Vaters Hause - solche Kraft gab Gott seiner Seele. Hundert Jahre wandelt er im Glauben, ward nicht schwach im Glauben und zweifelte nicht an der Verheißung Gottes durch Unglauben (Röm. 4, 19. 20) - o welche Kraft hat Gott in diesen hundert Jahren seiner Seele gegeben! Er reckte auch seine Hand aus und fasste das Messer, dass er seinen Sohn schlachtete (1 Mose 22, 10); so völlig war er bereit, Isaak zu opfern, dass er ihn schon für tot hielt und dachte, Gott kann auch wohl den Toten erwecken (Ebr. 11, 19) nun dämmert in mir die Erkenntnis, welch große Kraft Gott Abraham gab und mir geben kann.

Gib meiner Seele große Kraft! Wie solltest Du es nicht können, Herr, Du lebendiger Gott? Du gabst Feuer vom Himmel in den Tagen des Propheten Elias, Du zerbrichst die Zedern, Du schüttelst die Grundfesten der Erde und trägst die Sterne in Deiner Hand, Du schließest Himmel und Hölle auf und zu, wie sollte Deine Kraft nicht groß sein, Herr, Du allmächtiger Gott? Wer sollte Dich nicht fürchten!

Gib meiner Seele große Kraft! Was ist auch meine Seele ohne Deine Kraft? Ich bin wie eine Haut im Rauche. Ps. 119, 83. Dass es in mir fließen wollte, daran denke ich nicht; es tröpfelt nicht einmal von Liebe und Andacht, von Inbrunst und Sammlung, von Ernst und Leben, wo Deine Kraft, Herr, nicht bei mir ist. Der Glaube ist matt, die Liebe welk, Geduld und Hoffnung des ewigen Lebens fallen dahin, wenn Du nicht Herr, mein Heiland, meiner Seele Kraft, große Kraft gibst.

Nun lobe ich Dich in der Stille zu Zion und will Dir meine Gelübde bezahlen; denn Du erhörest mein Gebet und gibst meiner Seele große Kraft. Du tränkest die Furchen meiner Seele (Ps. 65) und machst mich jung wie einen Adler Ps. 103. es ist eine große Kraft gewesen, in welcher Du, mein Heiland gerufen hast: es ist vollbracht. Es ist große Kraft gewesen, dass Du aus dem Grabe auferstandest und durch Deine Auferstehung alle Traurigkeit in Freude verwandelt hast. Es ist keine Kraft, die größer ist, als diese. Deine Kraft gibst Du mir und nun siehe, Herr, das Wunder Deiner Hände an mir, dass ein Toter lebt, ein Sünder glaubt, ein Unwürdiger wagt, Dich zu lieben, ein Hoffnungsloser in gewisser fester Hoffnung des ewigen Lebens einhergeht. (Theodor Schmalenbach)