Lieder zu Psalm 10
Hans Sachs
vt quid domine recessisti longe.
HErr, warumb trittest du so ferr,
verbirgst dich zu erbarme?
Der gotloß vberhandt nimbt seer,
sich muß leyden der arme!
Der gotloß seyn mutwillen yebt
nach seym fürnemen, wie jm liebt,
Rhümbt sich des wie jn luste.
Vnd der yetzig sich selbs segnet
vnd lestert Got den Herre,
Weyl des gotlosen zorn fortgeht,
fragt er nach niemand mere,
All sein anschleg sind on Gott,
deyne gericht sind jm eyn spot,
er handelt trutzigklichen.
In seynem hertzen er da spricht:
mein Reich geth nit zu grunde,
Es wirdt nit haben not, er dicht,
vol fluches ist seyn munde,
Vnter seyner zung ist mühe, arbeyt,
sitzt auff der lawre alle zeyt,
Erwürgt die vnschuldigen.
Seine augen die haben acht
auff den ellenden hauffen,
Er lawrt im verborgen der nacht,
wie ein Löw thut der strauffen,
Auff das er den ellenden hetz
vnd zeucht jn darnach in sein netz,
Wenn er jn hat erhaschet.
Den armen er schlecht, felt vnd krümbt,
mit gwalt thut er jn pressen,
In seynem hertzen er sich rhümbt,
sam hab Got sein vergessen,
Des armen not gar alle sandt:
O Herr, stehe auff, erheb dein handt,
Vergiß nicht des ellenden!
Warumb lestert der gotloß Got
vnd spricht in seinem hertzen:
Du fragst nicht nach der armen noth
vnd schawst doch iamer, schmertzen,
Das man disr in dein hend geb auff,
das wirt auch thun der arme hauff,
Du bist der waysen helffer.
Den arm des gotlosen zerbrich
vnd such sein grimmen bösen,
So wirstu finden schnelligklich
nymmer seyn gotloß wesen.
Der Herr ist Küng ewigkleich,
on endt, ewig so werdt seyn reich,
Die heyden wern vmb kummen.
O herre Got, du hörest zu
der ellenden verlange,
Ir hertz schreyt zu dir spat vnd fru,
dein or merck auff ir gsange!
Dem armen waysen schaff du recht,
den der Tyrann lang hat durchächt
Mit freuel hie auff erden!
Michael Stieffel
Dein armer hauff, Herr, thut klagen
grossen zwang vom widerchrist,
Der sein boßheyt hat verschlagen
wol under dem wort mit liist,
Welchs in disen letzten tagen
seins grewels verstörung ist.
Dein zukunfft wir hoch begeren,
ach wo bleibstu, Her, so lang?
Wiltu uns dann nit geweren
und abwenden unsern drang?
Sihe doch, wie als wölff und beren
die gewaltig rott an jm hang.
Wenn er hochmut treibt mit toben,
brennen muß dein armer knecht,
Seinen anschlag muß man loben,
was er thut, ist alles schlecht;
Das heyst gut, so disem büben
muß weichen dein göttlich recht.
Seins hertzen schrein er fast preiset
uber Gott mit voller gwalt,
Uns sein gnad und ablaß weiset,
das dein gnad hat kein gestalt;
Gots wort, das die seelen speiset,
verlestert er mannigfalt.
Ausgeußt er fluchen und schelten,
wo er fület widerstandt,
Acht nit und gedencket selten,
ob da sei ehr oder schand;
Sünd und schand muß hie nit gelten,
er fasset auch Got in sein band.
Hoch wil er sein und besunder,
da ist eittel ubermut,
Dein recht, Herr, und deine wunder
sicht er nit, noch deine rut;
Er spricht frei: der muß herunder,
wer mich haßt, es kost sein blut.
Niemand ist, der mich absetzet,
Gott ist mein und ich sein bul;
So mich jemand hie verletzet,
weck ich auff mein hohe schul,
Baldt sein schwerd der Keyser wetzet,
beschirmet Sanct Peters stul.
Auff erden kein mensch erhöret
ist, der also bann und schelt,
Sein geitz durch betrug bethöret
die menschen all umb jr gelt,
Ach und weh! sein zung zu störet
gut gwissen in aller welt.
Er will alß ein lerer sitzen,
würgen ist sein höchste witz,
Seinen kirchoff muß beschützen
bannes krafft und heeres spitz,
Wer ein strafft, den thut er schnitzen,
on gwalt sein stul hat kein stütz.
Darumb siht er auff mit sorgen
alß ein Lew inn seiner hul,
Das ihm keyner bleib verborgen,
der ihm setzen will ein ziel;
Wer solchs thut, der muß erworgen,
ihn bringt sein netz inn das spiel.
Also muß der arm verderben
durch des Bapstes bann und blitz,
Von dem schwert muß er do sterben,
gefengnuß leiden und hitz,
Gar keyn gnad mag er erwerben,
da hilfft keyn kunst oder witz.
Last uns fechten, last uns streitten,
spricht der widderchristisch hirt;
Hie ist Gott an unser seitten,
keyn unglück uns immer rürt,
Unser sach zu allen zeitten
mitt freyden wirdt außgefürt.
Herr, sie auff! uns thut verlangen,
laß herbrechen dein gericht!
Das zerbrochen werd das brangen,
das mit lestern herscht und spricht:
All welt muß wol an mir hangen,
Gott selbs mir nit widerficht.
Es muß den grewel erstechen
und ertödten, Herr, dein schwerdt;
Menschen handt mag ihn nitt brechen,
er ist kleyner straff nitt werdt,
Ewig pein die muß solchs rechen,
denn wirt der arm hauff gewerdt.
Es ist sein gwalt abbrochen
itzund schon das gröste horn,
Noch mit eynem thut er pochen,
den hengst trit mit eynem sporn,
Hatt die welt an sich geflochten,
die gewalt ist ihm noch geschworn.
Lob sei Gott, die zeit ist komen,
er will selber sein der hirt!
Ir papisten müst erstummen,
die ir habt die welt verfürt:
Gott hatt unser bit vernomen,
sein urteyl euch scheyden wirt.
Ewer stoltz der macht euch zu schanden,
Gott wird horen unser klag,
Bald auff erden in den landen
wird sich enden all für tag,
Alle zeychen sind fürhanden,
keyn Christen das leucken mag.
Gott, mit allen meinen sinnen,
ich dein lob und ehr hie treib
So ich scheyden soll von hinnen,
bewar mir, Herr, seel und leib,
Das ich mög den sige gewinnen
und ewiglich bei dir bleib.