1. Könige 19,9
Andachten
Was machst du hier? Was hast du hier zu tun?
Zu dem Propheten Elia kam einst das Wort des Herrn und sprach zu ihm: „Was machst du hier, Elia? Was hast du hier zu tun, Elia“ (1. Kön. 19,9.13). Lass doch dieses Wort Gottes auch an dein Herz kommen, o Mensch! und stehe dieser Doppelfrage offen und redlich Rede und Antwort. Was machst du hier, hier auf Erden, während deiner Lebenszeit, auf dem Wege zur Ewigkeit? worauf denkst und sinnst, wonach strebst und trachtest, wofür sorgst und arbeitest du? Gott fragt dich so, der Herr deines Lebens, der dich in diese Welt hineingestellt und dir gesagt hat, was dir gut ist, und was er, dein Herr, von dir fordert; ja, der dich berufen hat mit einem himmlischen Ruf zu seinem Reich und zu seiner Herrlichkeit. Er hat ein Recht, dich um den Gebrauch und die Anwendung deiner Lebenszeit zu fragen, dich über all dein Tun und Lassen zur Rede zu stellen. Also was machst du hier?
Setzt dich diese Frage in Verlegenheit? Bist du einer der vielen, deren Lebenslauf sich unter die Kapitel verfassen lässt: „Sie wurden geboren, sie aßen, sie tranken, sie schliefen, sie lachten, sie weinten, sie brachten ihre Jahre hin wie ein Geschwätz, und gingen von hier nach dort, ohne Bedacht zu haben, warum sie hier gewesen?“ Sammelst du Schätze, welche die Motten und der Rost fressen, und denen die Diebe nachgraben und sie stehlen? Suchst du die Ehre und den Ruhm der Welt, die da vergeht mit ihrer Lust? Suchst du nur dein zeitliches Durchkommen, ein Amt, eine Anstellung, ein Handwerk, eine Hantierung und Gewerbe? Meinst du genug zu tun, wenn du deinen Nahrungszweig hütest und wahrst, dass er dir grünt und blüht und Frucht bringt? Geht dein Streben und Wirken darüber nicht hinaus, da du doch selbst einmal da hinausgehen und hinübertreten musst in eine höhere Ordnung der Dinge, über welche dir Gott in seinem Worte genugsam Aufschluss gibt, dass du dich nicht mit Unwissenheit wirst entschuldigen können? - denn es ist dir gesagt, o Mensch, was du tun sollst, und was der Herr, dein Gott, von dir fordert. Darum fragt es nicht bloß: „Was machst du hier?“ sondern auch: „Was hast du hier zu tun?“ - O bete: „Lehre mich tun nach deinem Wohlgefallen, denn du bist mein Gott, dein guter Geist führe mich auf ebener Bahn. Schaffe, dass du selig werdest mit Furcht und Zittern!“ Es ist noch Zeit; aber es ist hohe Zeit, es ist die höchste Zeit. „Heute, so du Gottes Stimme hörst, verstocke dein Herz nicht.“ Es wäre dein ewiger Schade! (Carl Johann Philipp Spitta)