Galater 5,22
Andachten
Die Frucht des Geistes ist Sanftmut.
Der Heiland sagte von sich: ich bin sanftmütig. Die Sanftmütigen sind also Leute, die Jesu Art haben, weil sein Geist in ihnen wohnt, wie ja auch Paulus die Sanftmut als eine Frucht des Heiligen Geistes aufführt. Es ist wichtig für uns, darüber klar zu sein, dass Sanftmut nicht auf dem Boden unserer alten Natur wächst, nicht eine Frucht unseres Temperaments ist, nicht durch Erziehung und Bildung angeeignet werden kann, sondern allein bei einem Wiedergeborenen gefunden wird, der Jesu Geist hat. Solche Sanftmütige sind Leute, die nicht nur dann sanft sind, wenn man sie sanft berührt, sondern sanft bleiben, wenn man sie unfreundlich, ungerecht, lieblos behandelt, wie wir es bei dem Herrn sehen. Der natürliche Mensch kann auch ein wenig den Sanften spielen, so lange er nicht verletzt wird; aber wenn er verletzt wird, so braust er auf. Er kann sich unter Umständen auch selbst beherrschen, wenn ihm etwas sehr Unangenehmes widerfährt; aber innerlich rumort es doch bei ihm, und er macht die Faust in der Tasche. Der Sanftmütige ist nach innen und außen sanft. Der Heilige Geist wirkt seine Sanftmut innerlich, so dass man sie nach außen auch sieht. Der Heiland sagt: selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen. Sie sind jetzt schon glücklich; ein innerlich sanfter Mensch ist hundertmal glücklicher, als ein leicht aufgeregter, aufwallender; er wird nicht von Allem herumgeworfen und geplagt. Das Wesen der Sanftmut ist Ruhe und Gelassenheit in Gott. Die Sanftmütigen werden noch oben ankommen. Weil sie Jesu Geist haben, werden sie einst mit ihm regieren. Jetzt gelten sie oft nicht viel bei der rohen Welt. Wie schön wird es einst sein, wenn die Sanftmütigen Meister sein werden; da wird gut wohnen sein.
Herr Jesu! Mache mich Dir gleich gesinnt, damit ich einst da sein dürfe, wo Du mit den Sanftmütigen sein wirst. Amen. (Elias Schrenk)
Der Heiland sagt: „Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht.“ Und weil der, der dem Herrn anhängt, ein Geist mit ihm ist, das Leben also, was die Gläubigen durch ihre Verbindung mit dem Herrn empfangen, Geist von seinem Geiste ist, so heißt die Frucht des Lebens in Christo auch die Frucht des Geistes. Davon schreibt der Apostel Gal. 5,22: „Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit.“ Was aus dem Fleisch, aus der verderbten sündlichen Adamsnatur kommt, das nennt der Apostel Werke des Fleisches; was aber aus dem neuen Leben eines mit Christo verbundenen Menschen kommt, das nennt er nicht Werk, sondern Frucht; denn es ist wie die Frucht eines Baumes, gepflanzt an den Wasserbuchen; es ist nichts Erzwungenes und Gemachtes daran, sondern leichte, freie Äußerung des Geistestriebes im Herzen des wiedergeborenen Menschen. Auch redet er nicht von Früchten als von verschiedener Art, sondern von Frucht als von einerlei Art an einem Baum, wenn schon in mancherlei Gestalt und Farbe wachsend. Es ist ja auch ein Herr und ein Geist, und also auch einerlei Frucht, allen gemeinsam, die des Herrn und seines Geistes teilhaftig sind. Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Liebe Gottes und des Nächsten; denn wer da liebt den, der ihn geboren hat, der liebt auch den, der von ihm geboren ist. Wo aber Liebe ist, da ist auch Freude, heilige, innige, herzliche Freude an des lieben Gottes Wort, Willen, Geboten und Wegen, so wie an allen seinen guten und vollkommenen Gaben. Da ist auch Friede, ein Friede Gottes, höher denn alle Vernunft, ein Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt, der also das Herz stillt nicht nur wegen dessen, was da ist, sondern auch wegen dessen, was vergangen und zukünftig ist. Da ist auch Geduld, die unter der Last, die Gottes verborgene Güte oder der Menschen offenbare Gebrechlichkeit zu tragen auslegt, still und hoffend dahingeht. Da ist auch Freundlichkeit, die als ein Wiederschein des von der Freundlichkeit des Herrn angestrahlten Herzens, nicht nur mit freundlichem Anblick, freundlichem Wort und freundlicher Handreichung den Nächsten erfreuet, sondern ihn auch freundlich schlagen und strafen kann, dass es ihm so wohl tut, als ein Balsam auf seinem Haupt. Da ist auch Gütigkeit nach dem Vorbild dessen, der gütig ist über die Undankbaren und Boshaftigen, der da einfältiglich gibt jedermann und rückt's niemand auf. Da ist auch Glaube, nämlich Treue oder Glaube in dem Sinne, wie es Ps. 146,6. von Gott heißt, dass er Glauben ewiglich hält; oder wie von jenen redlichen Arbeitern gerühmt wird (2 Kön. 12,15.): „sie handelten auf Glauben,“ also Zuverlässigkeit, die ohne Wandel einhergeht und recht tut, und redet die Wahrheit von Herzen. Da ist auch Sanftmut, welche die Bösen trägt und den Fehlenden zurecht hilft; welche ohne Heftigkeit sich verantwortet und ohne Bitterkeit das Unrecht leidet; die ihre Weise nicht von der Welt, sondern von dem lernt, der da sanftmütig und von Herzen demütig ist. Da ist endlich auch Keuschheit, die sich von aller Befleckung des Geistes und des Fleisches reinigt; sich alles dessen enthält, was wider die Seele streitet; vielmehr das Fleisch kreuzigt samt den Lüsten und Begierden; die, weil sie bedenkt, wie teuer wir erkauft sind, Gott preist an ihrem Leibe und in ihrem Geist, welche sind Gottes. Das ist die Frucht des Geistes. O Herr Jesu, lass uns in dir bleiben, und bleibe du in uns, damit wir viel Frucht des Geistes bringen. Außer dir bringen wir Frucht, welcher wir uns schämen müssen. Aber in dir gepflanzt und eingewurzelt, werden wir genannt werden Bäume der Gerechtigkeit, Pflanzen des Herrn, zum Preise (Jes. 61,3.). (Carl Philipp Johann Spitta)
Die Früchte des Geistes sind: Liebe, Freude, Friede.
Die Früchte des Geistes sind von Ihm selbst unzertrennlich. Wo Er ist, da sind auch die Früchte; wo Er nicht ist, da sind auch Seine Früchte nicht. Selbsterrungenes hält in dieser Hinsicht nicht lange; nur was ein Ausfluss des innewohnenden Heiligen Geistes ist, trägt den Stempel des Göttlichen und ist ein bleibendes Gut. Die selbsterhaltende Kraft des Geistes wohnt solchen Schäden inne. Sobald der Heilige Geist von einem Gläubigen zu weichen genötigt ist, verschwinden auch Seine köstlichen Früchte; sie fallen ab, weil dem dürre gewordenen Baume der Lebenssaft mangelt. Je völliger der Heilige Geist einen Christen erfüllt, desto reichlicher zeigen sich auch die Früchte. Liebe, Freude, Friede, Trost, Gewissheit, Wahrhaftigkeit, Reinheit, Gebetsdrang, Lob und Anbetung, das sind einige Früchte des Geistes. Das unentwegte Festhalten an Jesus, dem seligmachenden Heil, ist auch eine Frucht der empfangenen Geistestaufe. Das Zweifeln und Schwanken hört auf, wo Er das Herz erfüllt. Wer die Früchte nicht bei sich findet, ist unglücklich, weil eben das Wort Gottes es jedem Aufrichtigen klarmacht, dass sie vorhanden sein sollten. Es ist aber vergebliche Mühe, sein Auge auf die Früchte zu richten und nach diesen zu ringen. Des Herzens Sehnen geht nach dem Geiste Er ist es, der vollkommen befriedigt. Um denselben zu bitten, leitet uns der Herr an; und Er selbst, der Heilige Geist, liebt uns und will uns völlig und bleibend erfüllen. Wiedergeborene müssen also nicht nach einzelnen Früchten, sondern nach dem Heiligen Geiste selbst trachten. (Markus Hauser)
Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit.
Wenn die Jünger Christi der Mahnung nachkommen wollen: wandelt im Geist, wenn sie danach trachten, ihr Tun und Wirken von dem gnädigen Worte Gottes, durch welches ja der heilige Geist an ihnen wirkt, bestimmen und leiten zu lassen, dann wird der Geist in ihnen die Früchte heranreifen lassen, welche in dem vorstehenden Schriftwort genannt sind. Es wird den Christen damit eine überaus liebliche Verheißung für ihr Leben gegeben, bei deren Erfüllung der heilige Geist sich als der Tröster erweist, wie ihn Jesus zu senden versprochen hat. Herrlich ist das Christenleben schon in der Zeit der irdischen Wallfahrt, wenn wir solche Früchte zu genießen bekommen, solche Gaben empfangen. Wie schön und reich würde das Verhältnis zu Vater und Mutter, zum Ehegemahl, zu den Kindern, zu den Geschwistern, Freunden und überhaupt zu unseren Nächsten gestalten, wenn die aus dem Geist geborene Liebe unser Herz erfüllte! Alle Gottesgaben in der Welt bekämen einen neuen, höheren Wert, wenn die Seele fähig würde der Freude in dem Herrn, die nicht erlischt, wenn alles bricht, die aber auch aus allem irdischen Segen Gottes ihre Nahrung zieht! Leicht wird die Last, sanft wird das Joch der Leiden, wenn der Friede Gottes im Herzen wohnt und mit ihm einkehrt Geduld, die da hilft zu warten und zu hoffen, bis die Hilfe kommt. Wo Freundlichkeit und Gütigkeit in uns walten und im ganzen Wesen sich offenbaren, da bereiten wir den Mitmenschen Freude, aber der Wiederschein solcher Freude fällt in unsere eigene Seelen zurück. Wie viel leichter würden wir die Sünden und Schwächen unseres Nächsten ertragen, wie vielen das Herz verfinsternden Ärger und Zorn vermeiden, wenn Glaube, d. h. Vertrauen darauf, dass Gott auch in dem Nächsten noch sein Werk treibt, und Sanftmut unser Teil wäre; und endlich die Gabe der Keuschheit würde uns bewahren, dass wir beim Leben und Wirken unter den Sündern von ihrer Krankheit nicht angesteckt und mit ins Verderben gerissen würden. Nun, alle diese Gaben sollen wir je mehr und mehr haben, alle diese Früchte sollen wir genießen, der heilige Geist will uns ein Tröster werden in des Erdenlebens Mühsal und Not, so wir im Geist wandeln wollen. Solcher Wandel ist freilich sehr schwer, da mit ihm unzertrennlich verbunden ist ein immerwährender Kampf mit dem Fleisch, wie denn Paulus schreibt Gal. 5, 24: welche aber Christo angehören, die kreuzigen ihr Fleisch samt den Lüsten und Begierden. Aber der heilige Geist kann durch die von ihm gewirkten Früchte gerade auch in diesem Kampfe reichlich trösten, dass die Kämpfenden trotz heißen Ringens zwischen Geist und Fleisch werden bekennen dürfen: Das Los ist mir gefallen aufs Liebliche, mir ist ein schön Erbteil geworden. (Thomas Girgensohn)
Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit.
Die Gottlosen haben keinen Frieden, und ob auch ihr Mund lacht, sie tragen ein heimliches Elend mit sich herum und ein zerrissenes Herz. Irrt euch nicht. Gott lässt sich nicht spotten. Frage doch den, der die Werke des Fleisches tut, wie viel wahre Freude er hat in seinem Tun? Frage den Unreinen, den Neidischen, den Streitsüchtigen, ob sie glücklich sind in ihrem Wandel? Die auf das Fleisch säen, die werden vom Fleisch das Verderben ernten. Im Geiste wandeln, das ist Leben und Seligkeit. Wandle in der Liebe, die das Herz warm und das Leben reich macht; wandle in dem Frieden, den dir Jesus gebracht, und den du unter die Menschen bringst; wandle in der Geduld, die dem Andern zurecht hilft und tragen lehrt, einer des Andern Last; wandle in der Freundlichkeit, die auch im täglichen Leben, auch im Wort, auch im Blick das Herz auftut; wandle in der Gütigkeit, die Gutes tut und nicht müde wird; wandle in der Sanftmut, die alles heftige Wesen ausschließt und mit ihrer Stille und Kraft auch die erbitterte Feindschaft zur Liebe wendet; - und du wandelst schon auf Erden als im Himmel, du trägst Gottes Reich in deinem Herzen, bist selig schon hier. Wie viel mehr dereinst! Darum kreuzige dein Fleisch, und wandle im Geist, und sei fruchtbar in allen guten Werken. Allmächtiger Gott, mache und stark im Geiste, dass wir abtun die Werke des Fleisches und die Frucht des Geistes bringen und also dein Himmelreich ererben. Dir sei Preis und Ehre in Ewigkeit, dass du uns Christum gegeben, und in ihm den Sieg über alle unsre Feinde, in ihm Friede und Freude ewiglich. Amen. (Adolf Clemen)
Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit. Wider solche ist das Gesetz nicht.
Es ist jetzt Herbst. Wir haben der köstlichen Frucht der Erde schon manche eingesammelt; sie ist aber noch nicht alle, die Bäume hängen noch voll, und unser Auge weidet sich an der lieblichen Fülle. Aber viel schöner sind die Früchte, mit denen der Baum des Geistes pranget; jene vergehen, diese bleiben in Ewigkeit. Und der Apostel stellet sie den Werken des Fleisches recht geflissentlich gegenüber, damit man den Unterschied sehe, und der Schatten das Licht habe. Nicht aber von Werken spricht er, sondern von Früchten des Geistes, weil sie hervorwachsen aus dem Geiste ganz von selbst, wie die Früchte aus dem Baume. Und voran stellt er die Liebe, als die herrlichste von allen; Glaube, Liebe, Hoffnung, diese drei, aber die Liebe ist die größte unter ihnen. Die Liebe, die zu Gott spricht: „Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde“! Die Liebe, die alles glaubt, alles hoffet, alles duldet, alles verträgt, die nicht das Ihre sucht, die sich nicht lässt erbittern, nicht trachtet nach Schaden, die sich nicht freut der Ungerechtigkeit, sondern der Wahrheit. Dann kommt die Freude, welche angezogen ist mit den Kleidern des Heils und mit dem Rocke der Gerechtigkeit, welche jauchzet und singet dem Herrn alle Tage ein neues Lied; der Friede, der da höher ist als alle Vernunft und bewahrt unsere Herzen und Sinne in Christo, und der, so viel immer möglich, den Streit meidet mit allen Menschen; die Geduld, welche durch Stillesein und Harren stark ist vor dem Herrn, und der Brüder Schwachheit zu tragen nicht müde wird; die Freundlichkeit und Gütigkeit, holdseligen Angesichts und freigebiger Hand; der Glaube, der alle Treue hält Gott und Menschen sonder Wanken; die Sanftmut, welche nichts weiß, weder von Feindschaft, noch von Hader, noch von Zank, noch von Zwietracht, sondern allezeit das Böse mit Gutem überwindet; die Keuschheit oder Enthaltsamkeit, welche Zucht und Reinigkeit und Maß in allen Dingen bewahrt. Der Apostel könnte noch hinzusetzen: „und dergleichen“; denn die Fülle der Früchte, welche der Geist bringt, ist unerschöpflich, und unmöglich können sie alle genannt werden. Der Genannten Name aber ist schon so lieblich, dass einer ja kein Mensch sein müsste, wenn er ihrer nicht begehren sollte.
Um uns aber noch mehr Lust dazu zu machen, setzt der Apostel dem Verzeichnis derselben das tröstliche Wort hinzu: „Wider solche ist das Gesetz nicht“. Die Werke des Fleisches verdammt wohl das Gesetz, so dass die, welche sie tun, das Reich Gottes nicht ererben sollen, aber die Früchte des Geistes verdammt das Gesetz nicht. Denn obgleich sie bei keinem Menschen in aller Vollkommenheit gefunden werden, so sind sie doch aus dem Glauben und der Liebe hervorgegangen; wider diese aber ist das Gesetz nicht, denn der Glaube spottet der Verdammung des Gesetzes, und die Liebe rühmt sich wider das Gericht.
So haben nun die, welche im Geiste wandeln, nicht allein den Schmuck himmlischer Tugenden hier, sondern sie haben auch den Tod und das Gericht nicht zu fürchten, und sie werden, weil sie auf den Geist gesät haben, auch vom Geiste das ewige Leben ernten. (Franz Westermeier.)