Johannes 21,3
Andachten
Spricht Simon Petrus zu ihnen: Ich will hin fischen gehen. Sie sprachen zu ihm: So wollen wir mit dir gehen. Sie gingen hinaus, und traten in das Schiff alsobald, und in derselbigen Nacht fingen sie nichts.
Petrus will fischen gehen. Er will sich beschäftigen, statt von Christo zu reden und über den Verlust des Meisters zu trauern. Petrus ist immer der Tonangeber. Kaum will er fischen gehen, alsobald wollen die Andern mit, aber der Gedanke wäre ihnen nicht zuerst gekommen. Die lieben Freunde fischen die ganze Nacht und ziehen ihr Netz immer leer empor. Es liegt eben nicht immer an unserm Wollen und Laufen; im Geistlichen, wie im Zeitlichen, lässt uns der Herr oft leer ausgehen. Allein er steht doch am jenseitigen Ufer und sieht uns zu, ob wir das Unsrige tun, oder ob unsere Pflichten uns langweilen. Es ist immer ein gutes Zeichen, wenn wir wieder einmal eine ganze Nacht vergeblich gefischt haben. Da steht uns der Herr ganz nahe, und wenn er uns zuerst gezeigt hat, was wir können, so will er uns dann zeigen, was Er kann. Er wartet nur, bis wir uns nichts mehr zu gut tun auf unsere Geschicklichkeit und unsere eigene Kraft. Sehen wir wieder einmal unsere Erstorbenheit recht ein, so hilft der Herr den Elenden herrlich. Er hat Schätze, die noch auf dem Meeresgrund liegen, und die er uns alle heraufholt, wenn wir ihn für unsere Stärke halten und von Herzen ihm nachwandeln. Petrus ist durch den Impuls, den er den andern Jüngern gegeben hatte, ihnen recht zum Segen geworden. Er hat sie zuerst tüchtig arbeiten machen und, ohne dass er es geahnt hätte, ihnen auf wunderbarem Weg zu einem vollen Netz verholfen. Ein resoluter Charakter, wenn die Gnade ihn heiligt, kann oft Scharen von Seelen dem Herrn entgegenführen; leider warten wir aber immer auf das Beispiel des Nachbars, denn wir sagen uns im Stillen: Ach, wenn ich auch die ganze Nacht fische, ich fange doch nichts. Wer so auf den Hefen liegt, fängt freilich nichts, weder für sich noch für Andre. (Friedrich Lobstein)