Johannes 19,41
Andachten
Es war aber an der Stätte, da er gekreuzigt ward, ein Garten, und im Garten ein neues Grab, in welches niemand je gelegt war. Daselbst hin legten sie Jesum, um des Rüsttags willen der Juden, dieweil das Grab nahe war.
Auf die Kreuzesruhe folgt noch die Grabesruhe. Auch unsere letzte Stätte hat der Sohn Gottes uns geheiligt; auch hieran hat er noch gedacht. Alle Orte, durch welche Jesus hindurchgegangen ist, sind Segensorte für uns geworden. So schwarz auch das Grab ist, es hat ein Anderer für uns darin gelegen und uns die Stätte bereitet, dass sie uns nicht mehr schrecklich sein kann. Dem Tod ist ja der Stachel abgebrochen und der Hölle der Sieg genommen worden, und was bleiben dem Grab da noch für Schrecken zurück? Wie stille war es um das fühle Felsengrab des Herrn! Als die Natur ihren Gebieter aufnahm in ihren Schoß, wie musste da das Seufzen der Kreatur eine stille Wonne werden! Es ist immer etwas Ergreifendes, an ein stilles Grab zu sitzen; kommt uns nicht immer da der Gedanke: Auch ich werde so liegen, vielleicht bald! Ach, und wenn man hier unten schläft, wie bald ist man da oben vergessen! Das soll uns aber nicht schwermütig machen. Der Wunsch, dass viele Lieben uns nachweinen, ist im Grunde nur Selbstsucht. Wer sein Leben Jesu gibt, wird es wieder finden; wem es um etwas Anderes zu tun ist als um den Einen, der ist dennoch arm, sollte die Nachwelt ihm auch Mausoleen bauen. Bei Jesu ruhen, schlafend und wachend bei ihm sein ist das nicht Alles? - Manche wieder denken bei dem Grab nur an die Würmer und an den engverschlossenen Sarg. Man solle sie nur nicht lebendig begraben; sie können sich in solch ein bewusstloses Liegen und Auflösen unter der Erde immer noch nicht finden. Allein in solche Gedanken brauchen und sollen wir uns nicht verlieren. Darum ist Jesus zuerst hinuntergestiegen, um auch dort Alles zu vollenden, wie Er hier auf Erden Alles vollbracht hat. Der Glaube ist der Sieg, der die Welt und das Grab überwunden hat. Lass den Ungläubigen ihr Sorgen, du aber, Daniel, gehe hin, bis das Ende komme, und ruhe, dass du aufstehst in deinem Teil am Ende der Tage. (Friedrich Lobstein)