Hebräer 4,3

Andachten

Wir, die wir glauben, gehen in die Ruhe.
Der Apostel stellt uns vorher als im gleichen Verhältnis mit den Kindern Israel vor, wenn er sagt: Es ist uns auch verkündigt gleich wie jenen. Was wird uns verkündigt? Die Verheißung, einzukommen zu Seiner Ruhe. Das Evangelium von Christo, die frohe Botschaft von der Gnade Gottes wird uns verkündigt. Da heißt's nun aber auch zu uns: Seht zu, dass ihr nicht in dasselbe Exempel des Unglaubens fallt, sondern glaubt an den HErrn Jesum, so werdet ihr selig, gerecht, rein, stark, fröhlich! Jedoch ist kein toter Mundglaube gemeint, sondern ein lebendiger, ein sich selbst und die Welt verleugnender Herzensglaube. Der erste Schritt zu demselben ist die Erkenntnis des Unglaubens, worin wir alle von Natur so tief stecken, verschlossen und begraben sind. O, wie ungeschickt werdet ihr euch zum Glauben finden, wenn's euch erst um den rechten Glauben zu tun ist; wie viele große und kleine Hindernisse werdet ihr antreffen, und wie oft euch genötigt sehen, auch eurerseits zu schreien: Komm zu Hilfe meinem Unglauben! HErr, stärke uns im Glauben! Welch einen Kampf des Glaubens werdet ihr wahrscheinlich zu kämpfen bekommen! Aber kämpft ihn! Ringt um den wahren Glauben lange, bis ihr auch mit jenem Blindgeborenen niederfallen, anbeten und sagen könnt: ich glaube! O, wie glückselig werdet ihr dann sein, denn wir, die wir glauben, gehen in die Ruhe; wer glaubt, hat das ewige Leben, wird selig; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden, denn ohne Glauben ist's unmöglich Gott zu gefallen. So glaubt denn, damit ihr gerecht und Erben werdet des ewigen Lebens! „Lamm und Haupt, Es sei geglaubt und alles auf die Gnad gewagt!“ Amen. (Gottfried Daniel Krummacher)


Denn wir, die wir glauben, gehen in die Ruhe.
Das ist wahr, wie Gottes Zeugnis spricht, dass der Mensch kurze Zeit lebt und voll Unruhe ist. Hiob 14, 1. Ich bin ein fliegendes Herz. Die kleinen und kleinsten Dinge sind groß genug, mich in Unruhe zu bringen. Ein wenig Ehre bewegt mich, ein wenig Widerspruch reizt mich, ein wenig Verkennung drückt mich. wie viel Unruhe! Wie weit bin ich davon ab, dass ich ohne Furcht und ohne Hoffnung dieser Welt leben könnte.

Mein fliegend Herz fliegt hin und her, Als ob's die Taube Noahs wär. Und wie beunruhigen mich gar die wahrhaft großen Dinge! Dass in meinen Gliedern der Sünden Gesetz ist, welch' ein Jammer! Dass ich in mir eine ungöttliche Lust empfinde, wie sollte ich darüber nicht voll Unruhe sein! Denn du, mein Gott, bist heilig und wirst den Erdkreis und mich richten mit Gerechtigkeit. So bin ich voll Unruhe, wie alle meine Mitsünder, sie mögen lachen oder weinen, Mangel leiden oder Überfluss haben, Lust oder Last empfinden. Zu dir, barmherziger Gott, wende ich mich. Verbirg dich nicht vor der Stimme. meines Flehens. Dein wahrhaftiger Geist spricht, dass eine Ruhe vorhanden ist dem Volke Gottes. Du hast selbst geruhet von allen deinen Werken am siebenten Tage. So sagt das Alte Testament, und das neue spricht von der wunderbaren Ruhe, die mein Heiland in dem Grabe gefunden hat. Er kam zu seiner Ruhe nach vieler Unruhe, der schon in seiner Kindheit nach Ägypten fliehen musste, der Unruhe litt von den Versuchungen des Satans, der morgens und abends die Qualen und Mühen der unruhigen Menschen um sich hatte. Welch' eine Mühe und Unruhe hat dir, o wunderbarer Heiland, der letzte Freitag gebracht! Himmel und Hölle, Menschen und Teufel, Durst und Schmerzen, Nägel und Holz, Spott und Schmach haben deine heilige Seele befallen denn du trugst meine Sünden, meinen Fluch. Aber dann kam die Ruhe, als du mit lautem Geschrei verschiedest.

Dann kamen Joseph und Nikodemus und fanden Ruhe in deiner Ruhe, und die Weiber wurden still vor dem Steine, der dein Grab deckt, du Unbegreiflicher, der du lebst von Ewigkeit zu Ewigkeit und tot warst. Das ist die Ruhe des neuen Testaments, die Ruhe der Erlösung und Versöhnung. Anbetungswürdiger Heiland, nun weiß ich, dass für mich eine Ruhe vorhanden ist, denn du hast sie gemacht.

So höre meine Bitte, du freundlicher Heiland der Sünder. Nimm mir alle Ruhe, die ich suchte und suche in der Welt und in mir und wo sonst immer; nimm sie mir, denn ich gewinne bei diesem Verlieren, da ich bloß den Schatten verliere. Aber gib mir deine Ruhe. Die wir glauben, wir gehen in die Ruhe spricht dein heiliger Apostel. So ist der Glaube an dich der Weg zur Ruhe. Der Glaube ist dein Werk in uns, du Lebendiger. Wenn dein Wort sich mit mir vermischt, dann wird der Glaube in mir geboren. Dein Wort ist ein großes Geheimnis, denn du selbst bist des Wortes Anfang und Ende, Licht und Kraft. Dein Wort erleuchtet, dein Wort zieht sanft und stark, dein Wort bepflanzt und befruchtet meinen Geist. Und weil man dich viel und oft bitten darf, du König, vor dem man immerdar betet, so bitte ich, lass dein Wort in mir solchen Glauben wirken, dass ich dir, dem ew'gen Sohne seh' in das Herz, in die Nägelmale, unter die Krone.

Hier finde ich Ruhe. Hier ist ein nie ermüdender Anblick, die ewige Schönheit selbst. Hier schließen sich die Pforten all' meines Jammers; denn du trugst meine Krankheit, und deine Wunden sind Zeugnis meiner Erlösung, des vollendeten Gerichts und der siegreichen Barmherzigkeit. Hier fehlt mir nichts mehr, als dass ich, aller Dinge müßig, meine ganze Unruhe begrabe und Gott lobe für seine unaussprechliche Barmherzigkeit, dass ich glaube an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes und in die Ruhe gehe.

Lass solche Ruh' in dem Gemüte
Nach deiner unumschränkten Güte
Des Himmels süßen Vorschmack sein. (Theodor Schmalenbach.).

Predigten

Diese Website verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Website stimmen Sie dem Speichern von Cookies auf Ihrem Computer zu. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzbestimmungen gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
nt/58/hebraeer_4_3.txt · Zuletzt geändert:
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain