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Hebräer 1,1

Hebräer 1,1

Andachten

Gott hat zu uns geredet!

Nachdem Gott vor Zeiten manchmal und mancherlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten, hat er am letzten in diesen Tagen zu uns geredet durch den Sohn (Hebr. 1,1.). O wer bedenkt es, und wer bedankt sich genug, dass Gott je und je zu den Menschen geredet hat, und noch zu ihnen redet durch sein Wort! dass er, nachdem er über die ersten Sünder sein Strafurteil ausgesprochen, die Menschen nicht sich selbst überlassen, zu ihrem Tun und Lassen, bei ihren Freuden und Leiden nicht still geschwiegen, sondern manchmal und mancherlei Weise zu ihnen geredet hat! Und was wären wir, wenn wir durch dieses Leben hindurch gehen müssten ohne Gottes Wort! Zwas erzählen die Himmel die Ehre Gottes, und die Feste verkündigt seiner Hände Werk; zwar wird Gottes unsichtbares Wesen, seine ewige Kraft und Gottheit, ersehen, so man des wahrnimmt an den Werken, nämlich an der Schöpfung der Welt; zwar heißt es mit Recht: „Frage doch das Vieh, das wird dich's lehren, und die Vögel unter dem Himmel, die werden dir's sagen; oder rede mit der Erde, die wird dich's lehren, und die Fische im Meere werden dir's erzählen; wer weiß solches alles nicht, dass des Herrn Hand das gemacht hat?“ Aber was Himmel und Erde samt allen Kreaturen uns lehren, das macht uns doch nicht gelehrt zum Himmelreich. Das Buch der Natur ist wohl ein lehrreiches Buch, mit gar herrlichen Bildern. Aber von dem Rat Gottes zu unserer Erlösung steht nichts darin geschrieben, und auf die Frage: „Was soll ich tun, dass ich selig werde?“ gibt es dir keine Antwort. Es ist vor dem Fall unseres Geschlechts verfasst, darum lässt es die Gefallenen ratlos und trostlos. Denkst du aber an die Sprache und Belehrung Gottes durch dein Gewissen; so ist zwar wahr, des Gesetzes Werk ist beschrieben in der Menschen Herzen, sintemal ihr Gewissen sie bezeugt, dazu auch die Gedanken, die sich unter einander verklagen oder entschuldigen. Aber wenn du über all' dein Denken, Wollen, Wünschen, Begehren, Reden und Tun dein Gewissen nur einmal recht zur Sprache und zum Urteil kommen lässt, so wird es dir alle Entschuldigung absprechen und dich schuldig sprechen, ohne dir ein Wort von deiner Erlösung zu sagen. Darum gelobt sei der Herr, unser Gott, dass Er geredet hat! Und was hat er zu uns geredet? Ist sein Wort nur ein Schreckenswort? Ja, wenn du noch sicher und sorglos in Sünden dahinlebst, oder dein Tun schmückst, dass er dir darum gnädig sein soll: dann ist und soll sein Wort für dich sein wie ein Feuer, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt, schärfer denn kein zweischneidiges Schwert, durchdringend, bis dass es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens; dann ist es dir ein Schreckenswort. Aber auch so doch ein teuer wertes Wort, denn sobald du dich vor Gott demütigst, deine Sünde erkennst, bekennst und bereust, Gnade begehrst und suchst; so ist sein Wort für dich Evangelium, frohe Botschaft, Sprache der Liebe und Erbarmung, alles Trostes voll, Herzgewinnende, Herzerfreuende und Herzverändernde Rede deines Gottes. Dann lernst du dich freuen, dass Gott zu uns geredet hat, und befleißigst dich, ihm aufs Wort zu folgen. Amen. (Carl Johann Philipp Spitta)

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