Titus 1,2
Andachten
Gott, der uns das ewige Leben verheißen hat, ist wahrhaftig und lügt nicht.
Welches Wort ist des Glaubens, der das Leben schon in sich hat; wiewohl es verborgen ist: Denn der Glauben fängt in uns das Leben an, und hat das Leben in sich selbst. Und die wir glauben, haben diesen Anfang, dass, wenn wir auch jetzt den Tod fühlen, uns doch vor ihm nicht fürchten; gleichwie die Andern, die vom bösen Gewissen geplagt werden, auch bleich werden und erschrecken, wenn sie nur den Tod nennen hören. Aber die gottseligen und heiligen Märtyrer verachten und verspotten den Tod. Gleichwie St. Agnes, da sie hingerissen ward in den Kerker, und gepeinigt werden sollte, gesagt: Es wäre ihr nicht anders zu Mut, als würde sie zum Tanz geführt. Lieber, woher mag doch das Mägdlein solchen Mut gehabt haben, dass sie sich so gar nicht gefürchtet, noch erschrocken ist, sondern ist fröhlich und guter Dinge, gleich als setzte man sie zu Tische, da man ihr sehr gütlich tun wollte? Es ist zwar nicht eine epikureische Verachtung des Todes gewesen, sondern rechte Weisheit und rechter Verstand, daraus sie hat schließen können und es dafür halten, dass ihr das Leben ganz nahe wäre. Darum hat sie des Teufels und Todes gespottet und ihrer gleichsam gelacht; denn der Tod war in ihr verschlungen durch das Leben. (Martin Luther)