2. Timotheus 4,3
Andachten
Es wird eine Zeit sein, da sie die heilsame Lehre nicht leiden werden, sondern nach ihren eigenen Lüsten werden sie ihnen selbst Lehrer aufladen, nachdem ihnen die Ohren jücken, und werden die Ohren von der Wahrheit wenden und sich zu den Lügen kehren.
Dies ist gerade der faule Fleck unseres Zeitalters, dass das Wort der Wahrheit unter Hohen und Niederen, unter Vornehmen und Geringen nicht mehr geachtet, sondern verachtet wird, dass man in schnödem Vernunftstolz sich über dasselbe erhebt und es nach seinem eigenen Gutdünken meistert und modelt und dreht und wendet. Das war nicht die Sitte unserer Väter; sie haben das Wort des lebendigen Gottes einfältig genommen und geglaubt, haben sich danach gerichtet und unter dasselbe gebeugt, und sind als arme Sünder in der Welt herumgegangen und auch als arme Sünder im HErrn entschlafen. Dafür hat aber auch unter ihnen Zucht und Ehrbarkeit und ein eingezogenes, stilles, ruhiges Leben geherrscht, und sie haben Gott durch ihre Versündigung am Wort des Lebens nicht genötigt, die Zuchtrute zu schwingen und so schreckliche Gerichte hereinbrechen zu lassen, wie sie über unsere Zeit gegangen sind. Aber bei uns ist es gar anders geworden; wir wollen uns den Geist Gottes nicht mehr strafen lassen, darum vergreift sich jeder ungescheut am Worte Gottes, das freilich den, der es hört, nicht in seiner Fleischesruhe dahingehen lassen will, wie er es gerne wünscht, sondern ihn aufjagt und aufrüttelt und das ewige Verderben vor Augen stellt, dem man sorglos entgegentaumelt. Man gehe nur einmal unter das Volk hinein und rede etwa davon: wie alle Menschen, so lange sie nicht errettet sind und losgemacht durch den Sohn Gottes in der Wiedergeburt, unter der Oberherrschaft des Teufels stehen; und es ist dies kein abergläubisches Menschenmärchen, sondern es ist ja eine Wahrheit, die wohl zwanzig- bis dreißigmal in dem Worte Gottes steht und durch die ganze Bibel hindurchgeht. Was bekommt man aber zur Antwort? Was Teufel! heißt es, es gibt keinen Teufel. Gott ist zu gütig, als dass er einem Teufel so viele Macht lassen sollte; das glaub' ich nimmermehr. Oder man redet zu dem Volke von dem heiligen Ernst und dem Zorne Gottes, von der Hölle, und wie über Allen, die nicht an den Namen des eingebornen Sohnes Gottes glauben, der Zorn Gottes bleibe, der Zorn, der vom Richterstuhl Gottes hinabbrennt bis in den Schwefelpfuhl - was bekommt man aber darüber für Antworten zu Ohren? Das sind übertriebene Märchen, sagen sie, womit man sie nicht erschrecken könne; man werde doch Gott keinen Zorn zuschreiben wollen, da er die Liebe sei; zürnen sei menschlich. Kurz: es mag in der Heiligen Schrift stehen was da will, so hat man etwas daran auszusetzen und daran zu tadeln, und nach seinem eigenen Gutdünken auszulegen und zu verändern. (Ludwig Hofacker)