1. Timotheus 2,4
Andachten
Gott unser Heiland will, dass allen Menschen geholfen werde.
Es ist sehr geziemend, dass in der heiligen Schrift, wo von der Verdammnis der Menschen geredet wird, des Willens oder Wohlgefallens Gottes nie Meldung geschieht. Gott verdammt freilich diejenigen, die bis an ihr Ende unbußfertig und ungläubig bleiben, Er hat aber kein Gefallen an dem Tod oder Verderben des Gottlosen, sondern daran hat Er ein Gefallen, dass sich der Gottlose bekehre von seinem Wesen und lebe, Ez. 33,11. Er will nicht, dass Jemand verloren werde, sondern dass sich Jedermann zur Buße kehre, 2 Petr. 3,9. Er will, dass allen Menschen geholfen werde, und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen, 1 Tim. 2,4. So geziemt es sich von Gott, der die Liebe ist, zu denken und zu reden. Weil Er aber weiß, dass die von ihrem Gewissen verurteilten Menschen schwerlich glauben können, dass er einen so guten Willen gegen sie habe, so bestätigt Er Seine Aussage davon mit einem Eide, und sagt Ez. 33,11.: o wahr Ich lebe. Dasjenige, woraus die Verdammnis der Menschen hergeleitet wird, wird nie der Wille, sondern der Zorn Gottes genannt, welcher freilich heilig, gerecht und unaussprechlich schrecklich ist.
Wenn ich also für mich selbst Gott meinen Heiland bitte, dass Er mir helfe, oder mich selig mache, so bitte ich nach Seinem Willen. So wir aber etwas bitten nach Seinem Willen, so hört Er uns, 1 Joh. 5,14. Ich darf hierbei durch meine Unwürdigkeit mich nicht zurückschrecken lassen; ich darf nicht fragen, warum Er mir helfen wollen, der ich ein schnöder Mensch bin, und Seine Gebote so oft übertreten habe. Genug ist’s, dass Er mir helfen will. Er sagt: wem Ich gnädig bin, dem bin Ich gnädig, und wessen Ich Mich erbarme, des erbarme Ich Mich, und will nicht, dass man weiter frage, oder sich um ein eigenes Verdienst umsehe. Ein Mensch darf seinem ungläubigen Herzen die Antwort des gütigen HErrn vorhalten: siehest du darum scheel, dass Ich so gütig bin; und wenn sich der Mensch so zu dem gütigen HErrn wendet, und sich im Bitten auf Seinen guten Willen beruft, so kann’s nicht fehlen: es muss auch in ihm, dem Sünder, ein guter Wille entstehen, mit welchem er sich zum Dienst des HErrn und zur Bearbeitung Seines Geistes ergibt.
Paulus trägt aber die große Wahrheit: Gott will, dass allen Menschen geholfen werde, auch in der Verbindung mit der schuldigen Fürbitte für andere Menschen vor; wie er denn 1 Tim. 2,1.2.3.4. schreibt: so ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen zuerst tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, für die Könige und für alle Obrigkeit, auf dass (wenn auch sonst nichts erbeten werden könnte, Gott Seine herzlenkende Kraft an ihnen beweise, und) wir ein geruhiges und stilles Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit; denn solches (Bitten) ist gut, dazu auch angenehm vor Gott unserem Heiland, welcher will, dass allen Menschen geholfen werde usw. Wir dürfen also auch nicht schüchtern sein, wenn wir für Andere bitten. Solche Bitten sind Ihm angenehm. Er will schon vorher, was wir bitten, Seine Ehre aber erfordert es, dass Er darum gebeten werde. Alle Menschen, schreibt ein seliger Lehrer, sind wir ein einiger Mensch vor Gott; darum sollen diejenigen, die das Heil erlangt haben, für diejenigen bitten, die noch zurück sind. (Magnus Friedrich Roos)