1. Thessalonicher 4,1
Andachten
Liebe Brüder, wir ermahnen euch, dass ihr immer völliger werdet.
Die Kindesstellung ist diejenige Stufe, von der aus wir weiterschreiten und von der aus wir uns ferner zu Gottes Ehre und Freude entwickeln und für das Leben in der Herrlichkeit bereiten dürfen. Wiedergeborene und Geheiligte wenden allen Fleiß daran, sich völlig und in jeder Hinsicht Gott zu unterwerfen und sich durch den Heiligen Geist nach Jesu Bild formen zu lassen. Dann ist ihr Leben ein seliges und gewiss auch ein fruchtbares und ihre Zukunft eine herrliche; in der Auferstehung werden sie wie nach innen, so nun auch nach außen dem Herrn ähnlich sein. Solange unsere Gefühle und unsere Gedanken nicht heilig sind, können es unsere Reden auch nicht sein. Es gibt „Christen“, von denen man stark den Eindruck erhält, sie fallen immer wieder aus ihrer Rolle. Ihr Frommsein ist mehr Angewöhnung, ein Sich-Mühe-geben, heilig zu sein als ein Ergebnis ihrer Stellung zu Christus. Das äußere Wesen und Streben, Tun und Lassen ist das Spiegelbild des inneren Menschen. Ein neues Geschöpf muss auch in seiner äußeren Art neu sein. Wer rau und grob und unzart mit seinem Nächsten umgeht, kann noch kein sanftmütiges Herz haben. Wer unkeusch ist in Blicken und Gebärden, hat ganz gewiss noch ein unreines Herz. Derselbe Geist, der die innere Welt beherrscht, gibt sich auch nach außen kund; unsere Umgebung spürt dessen Macht und Einfluss. Entweder leiden andere unter dem Geiste, der uns beseelt, oder es geht ein Segen auf sie über. Dies kann jeder beobachten. Immer tiefer einwurzeln aber in den auferstandenen Herrn ist der Christen Lebenspflicht. (Markus Hauser)
Weiter, liebe Brüder, bitten wir euch und ermahnen in dem Herrn Jesu, (nachdem ihr von uns empfangen habt, wie ihr sollt wandeln und Gott gefallen), dass ihr immer völliger werdet.
Nicht inne halten, nicht stille stehen, nicht zurückweichen darf der Christ auf dem Wege des Heils. Die Gemeinschaft mit dem Herrn, der Kampf gegen die Sünde, das Ringen nach dem Guten muss immer entschiedener werden. Was hilft es dem Soldaten, wenn er mit Mut und Feuer gegen den Feind angeht, und dann müde und verzagt wird und zurück geht? Die Mühe des Kampfes ist verloren, und Ehre und Sieg ist dahin. Durch Vorsicht, durch Wachsamkeit und durch Ausdauer bis zum Äußersten muss der Sieg gewonnen werden. „Werdet immer völliger,“ ruft der Apostel uns zu, „nachdem ihr von uns empfangen habt, wie ihr sollt wandeln und Gott gefallen“. Wie wir wandeln und Gott gefallen sollen, das brauchen wir nicht erst zu lernen. Für den Christen gibt es auf seiner Wallfahrt überhaupt nur wenig neues zu lernen. Was der Christ wissen muss, das weiß auch das Kind schon, das konfirmiert wird. Aber dass wir nun bleiben. in dem, was wir gelernt haben, und wandeln, wie es recht ist vor Gott, darauf kommt es an. Das Christentum ist nicht eine Sache, die man bald ablegen und bald anlegen kann. Der Christ muss immer und überall Christ sein. Der Gemeinschaft mit dem Herrn und der Aufgaben in dieser Gemeinschaft darf er keinen Tag, feine Stunde vergessen. Wenn er am Morgen erwacht, muss es der erste Gedanke sein, der wie ein süßes, trautes Geheimnis durch seine Seele geht: „Ich bin ein Kind Gottes und ein Erbe Gottes und ein Miterbe Jesu Christi.“ Diesem Gedanken aber muss dann sofort der Gedanke folgen: „Weil mich mein Gott so herzlich liebt, so will ich ihn von Herzen wieder lieben, will zu seiner Ehre wandeln und seine Gebote halten mit rechtem Ernst und Eifer“. Und diese Stimmung muss uns dann begleiten zu unserem Werk und zu dem Verkehr mit den Menschen und muss all unserem Tun und Handeln zu Grunde liegen. Will das Herz verwirrt werden, will des Fleisches Begehren sich regen, ein Blick zu dem Herrn wird immer wieder den rechten Weg zeigen, die rechte Kraft verleihen. Und ehe der Christ am Abend die Augen zum Schlummer schließt, muss er erst noch seinen Wandel an dem verflossenen Tage prüfen. Das muss er tun um des Herrn und um seiner selbst willen. Er darf nicht vergessen, was Gott an ihm getan hat und darf nicht vergessen, was er selber gefehlt hat. Was Gott ihm Gutes gelingen ließ, dafür ist er Gott Dank schuldig, und mit diesem Dank wird sich die Sehnsucht verbinden, dass Gott ihn fähig machen wolle, immer vollkommener seinen Willen zu erfüllen. Und was er gefehlt hat, dafür muss er Gott um Vergebung bitten, muss geloben, dass er gegen diese Sünden und Schwachheiten immer wachsamer, immer mehr auf der Hut sein will. Diese Arbeit, diese Selbstschau darf der Christ keinen Tag unterlassen. Dass er ganz hineingebildet werde, hinein wachse in das vollendete Bild des Herrn, das ist sein Ziel. Und da heißt es von Tag zu Tag: „Werdet immer völliger!“ Da heißt es: „Vorwärts, vorwärts!“ Nur nicht rückwärts! Rückwärts, das ist der Weg wieder hinein in das Verderben. Vorwärts, das ist der Weg zum vollen Heil. (Kunel.)