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Kolosser 1,24

Kolosser 1,24

Andachten

Und erstatte“… usw.

Damit gibt Paulus den Grund an, weshalb er sich im Leiden freut: nämlich, weil er darin ein Genosse Christi ist. Nichts seligeres aber kann man wünschen, als diese Gemeinschaft mit Christo (vgl. Röm. 8,17f). Zugleich spricht er damit den für alle Frommen gültigen Trost aus, dass sie in allen Trübsalen, zumal wenn sie um des Evangeliums willen leiden, teilhaftig sind des Kreuzes Christi, auf dass sie auch an der seligen Auferstehung teil haben. Ja, er versichert sogar, dass auf diese Weise voll gemacht werde, was an Trübsalen Christi noch fehle. Denn so heißt es Röm. 8,29: „Welche er zuvor ersehen hat, die hat er auch verordnet, dass sie gleich sein sollten dem Ebenbild seines Sohnes, auf dass derselbige der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern.“ Auch wissen wir, dass zwischen dem Haupte und seinen Gliedern eine solche Einheit besteht, dass der Name „Christus“ zuweilen den ganzen Leib umfasst. So beschließt Paulus 1. Kor. 12,12 seine Rede von der Gemeinde damit, es sei bei Christus, d.h. aber in Christi Gemeinde ebenso, wie beim menschlichen Leibe. Wie also Christus einmal gelitten hat in seiner eigenen Person, so leidet er nun täglich in seinen Gliedern, und so wird das Maß der Leiden voll gemacht, welches der Vater dem Leibe Christi nach seinem Ratschluss verordnet hat.

Eine zweite Erwägung, welche unsere Herzen in den Trübsalen stärken und trösten soll, ist diese: durch Gottes Vorsehung ist es also verordnet und bestimmt, dass wir durch Erduldung des Kreuzes Christo gleichgestaltet werden und dass unsere Vereinigung mit ihm sich auch hierauf erstreckt.
Als dritten Grund seiner Freude fügt Paulus hinzu, seine Leiden seien segensreich nicht nur für wenige, sondern für die ganze Gemeinde. Vorher hatte er gesagt, er leide für die Kolosser, jetzt aber dehnt er dies weiter dahin aus: die Frucht seiner Leiden komme der ganzen Gemeinde zu gut. Welche Frucht gemeint ist, zeigt Phil. 1,12. Das ist die einfachste und nächstliegende Erklärung. Paulus ist darum in seinen Verfolgungen fröhlich, weil er dafür hält (2. Kor. 4,10): wir müssen „das Sterben des Herrn Jesu an unserem Leibe umhertragen, auf das auch das Leben Jesu an unserm sterblichen Fleische offenbar werde“. Ebenso schreibt er 2. Tim. 3,11: „dulden wir mit - mit Christo -, so werden wir mit herrschen; sterben wir mit, so werden wir mit leben.“ Der Ausgang wird also glücklich und herrlich sein. Wir dürfen uns freilich nicht der Bedingung entziehen, welche Gott seiner Gemeinde als den einzigen Weg zu diesem Ziele verordnet hat: Christi Glieder müssen innerlich mit ihrem Haupte zusammenstimmen. Darum sollen wir die Trübsale gern erdulden, weil sie allen Frommen nützlich sind und das Heil der ganzen Gemeinde fördern, indem sie die Lehre des Evangeliums verherrlichen. –
Die römische Lehre missbraucht unsere Stelle, wenn sie derselben einen Beweis für die Ablasskraft des Blutes der Heiligen entnimmt. Man legt den Finger darauf, dass Paulus in seinen Trübsalen Sühneleiden sah, welche Christi Versöhnungswerk ergänzen sollen. Aber von dergleichen genugtuenden Leistungen ist hier nicht die Rede, sondern einfach davon, dass die Trübsale der Gläubigen, welche die Glieder ihrem Haupte ähnlich machen, den ganzen Leib der Gemeinde seiner Vollendung entgegenführen müssen. Dass jemand für die Gemeinde leidet, kann man in demselben Sinne sagen, als dass jemand für seine Brüder stirbt, wobei doch der Gedanke an eine Sühne zur Vergebung der Sünden ganz fernliegt. Und dass unser Wort in keinem anderen Sinne gemeint ist, ergibt der Zusammenhang. Fährt doch Paulus alsbald fort (V. 25), dass er ein Diener der Gemeinde geworden ist nach dem göttlichen Predigtamt, also nach seinem besonderen, ihm von Gott übertragenen Beruf. Dieser Beruf war aber nicht, die Gemeinde zu erlösen, sondern sie zu erbauen. In diesem Berufe hat Paulus, wie er an Timotheus schreibt (2. Tim. 2,10), um der Auserwählen willen alles erduldet, damit sie die Seligkeit erlangen möchten. Ähnlich heißt es auch 2. Kor. 1,4, dass der Apostel alles gern erdulde zur Tröstung und zum Heil seiner Gemeinde. (Jean Calvin)

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