Philipper 3,19
Andachten
Welcher Ende ist die Verdammnis, welchen der Bauch ihr Gott ist, und ihre Ehre zu Schanden wird, derer, die irdisch gesinnt sind.
Ich will dir die Leute beschreiben, über die der Apostel als über Feinde des Kreuzes Christi weint, du wirst finden, dass du vielleicht nicht einmal das bist, was sie sind. Das waren Juden, die sich zu Christo bekehrt hatten, die aber noch das Gesetz Mosis wollten beibehalten haben und wollten als Juden angesehen sein. Die Juden nämlich hatten Freiheiten von dem Kaiser, die Christen nicht; wenns zu einer Verfolgung kam, so griff man nach den Christen, nicht nach den Juden; nun lehrten diese Juden, man könne ja das Gesetz noch beibehalten und es mit dem Christentum vereinigen, so werde man den Vorwürfen der Sektiererei und eben damit der Verfolgung entgehen. Der Apostel nach seiner Weisheit sah aber auf den Grund dieser Lehre und sagte mit Tränen: sie sind Feinde des Kreuzes Christi, sie wollen sich um Christi willen nichts gefallen lassen, der Bauch, das bequeme weltförmige Leben gefällt ihnen besser, als die Schmach Christi. Nun danach prüfe dich, es kommt ja Alles darauf an. Und hat es je eine Zeit gegeben, wo man dem Gott, der Bauch heißt, gefrönt hat, so ist's unsere Zeit. Man hats weit getrieben mit den Gesetzen der Artigkeit, der Höflichkeit, des Anstands, man hat erfunden, ein gutes Leben zu führen ohne Christum und ohne die Schmach Christi, man weiß sich recht artig durchzuschlagen, gilt überall für den honnettesten ehrlichsten Menschen, ist in den Augen der Menschen ein Tugendbild, und in dem Herzen ein Gözendiener des Bauchs, und in den Augen Gottes ein Gräuel. Denn bei all dem Betonen des äußern Anstands, der bessern Gesittung, der Kultur ist doch kein Zeitalter, das gröber in das Fleischliche Wesen hinein versunken wäre, als dieses unser Zeitalter. Da soll man ja den Hurern und Ehebrechern, den Geizigen und Abgöttischen, den Verläumdern und Gottesverächtern nicht zu nahe treten, man sou ja ihre Sünden nicht beim rechten Namen nennen, noch seinen Namen für diese Laster gebrauchen, mit ihnen umgehen wie mit schallosen Eiern, und doch sind sie vorhanden, dass sie gen Himmel schreien und die Strafgerechtigkeit Gottes herausfordern. Und darum wenden sie ihr Ohr von der Wahrheit des Kreuzes Christi und kehren sich zu den Fabeln. (Ludwig Hofacker)