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Epheser 5,9

Epheser 5,9

Andachten

Wandelt wie die Kinder des Lichts.
„Diese Christen sind die Nachteulen, Uhus und Regenvögel des menschlichen Geschlechts; es sind die heiseren Raben, die ewig nichts zu krächzen wissen wie „Tod! Tod! Gericht! Gericht! Hölle und Teufel!““ - so hat einmal Jemand geschrieben. Mag das nun auf eine gewisse ungesunde Abart der Christen zutreffen, - von dem echten Christentum gilt exakt das Gegenteil. „Ihr wart weiland Finsternis, nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Wandelt als die Kinder des Lichts!“ wie ganz anders klingt das! Und in der Tat, die Christen haben ein Element des Lichtes, der Freude und des Trostes in die Welt gebracht, davon man vorher keine Ahnung hatte. Wo Christus lebendig wird, da wird alle Finsternis zum Licht und die Kinder der Finsternis werden Lichteskinder. Und diese haben die tiefste Sehnsucht, in jede Finsternis das Licht hineinzutragen, und wo man ihnen alle Türen verschließt, da schwebt doch noch ihre Fürbitte zum Vater des Lichts, wie eine verklärte Wolke über der Finsternis.

Der Apostel mahnt nun die Christen, ihres Licht-Ursprunges allewege eingedenk zu sein und aus dem Herrn, der Licht ist, Licht zu nehmen, dass auch sie mitten im finsteren Lande durch Wort und Werk ihn als den Lichtkönig verherrlichen können.

Aber ist's nicht merkwürdig und auffallend, dass der Apostel den Christen, die in einer so argen, verführerischen Welt lebten, in der Regel nur so ganz allgemeine Mahnungen, die schließlich alle auf die innigere Gemeinschaft mit Christo zielen, erteilt? Wer sich einigermaßen ein Bild machen kann von einer heidnischen Stadt wie Ephesus war, (wohin Paulus diese Ermahnung gerichtet hat,) der weiß, wie die jungen Christen inmitten so eines bunten, bezaubernden Lebens von tausend und aber tausend Schwierigkeiten umgeben waren. Wie nötig wären ihnen da spezielle Verhaltungsmaßregeln gewesen! Hier, wo alle Welt jeden Tag von Theater, Tierhegen, Gladiatorenspielen, öffentlichen Festlichkeiten, großen Schmausereien, Wagenrennen und dergleichen sprach, - hätte da Paulus die Jünger Christi nicht ein bisschen instruieren sollen? Er tut es nicht. Er warnt die Christen nicht davor; er sagt auch nicht: „In dem und dem Fall, unter der und der Bedingung mögt ihr Teil nehmen“. Und doch waren die Verhältnisse furchtbar schwierig. Wie sollte ein Christ sich verhalten gegenüber dem großen Familienkreis, der noch heidnisch war? Mit Allen schroff brechen, das hieß Alle abstoßen vom Christentum. Und doch war andererseits auch das ganze Familienleben so mit allerlei Unsitte, Sittenlosigkeit und götzendienerischem Unfug jeder Art durchsäuert, dass ein ernster Christ nur mit bangem Herzen Anteil nehmen konnte. Wie schwierige Fragen entwickelten sich ferner aus dem Verhältnis einer christlichen Ehefrau zu einem heidnischen Mann! Oder wie sollte ein Sklave zugleich seinem Herrn Christo und dem irdischen Besitzer, der vielleicht die schamlosesten Anforderungen an ihn stellte, gehorsam sein? Wie sollte ein christlicher Soldat sich benehmen, da das ganze militärische Leben und die ganze Disziplin von götzendienerischen Formen erfüllt war? usw. usw. - Alle diese Schwierigkeiten kannte der Apostel, aber er bespricht sie nicht. Er führt die Christen nur immer und mit Allem vor das Angesicht des Herrn und mahnt sie: Habt nicht lieb die Welt! Führt euren Wandel in der Furcht Gottes und in Weisheit und Vorsicht. Seid nüchtern, wacht und betet! Bleibt in der Liebe! Wandelt wie die Kinder des Lichts! - Ins Einzelne geht er nicht hinein.

Warum nicht? Darum nicht, weil's doch nichts hilft, indem den Ängstlichen immer noch Fragen genug übrig bleiben, die Unaufrichtigen aber trotz aller Verhaltungsregeln an der heiligen Wahrheit vorbeizuschlüpfen wissen. Darum nicht, weil es nicht nötig ist, indem Diejenigen, die in Christo, dem Lichtkönig, leben, auch aus Ihm Licht und Klarheit in jeder Finsternis nehmen können. Der Apostel hat eben noch Vertrauen auf die Macht des Geistes Christi, der in alle Wahrheit leitet. Ja, er weiß, dass die vielen Vorschriften nur schaden und verwirren, statt klar zu machen. Er weiß es, dass Etliche dadurch faul würden und sich der eignen inneren Geistesarbeit überhoben hielten, etliche würden Heuchler, etliche Pharisäer werden, wie man das überall sehen kann, wo auf Kanzeln und in religiösen Gemeinschaften immer wieder die Fragen, „ob dieses erlaubt und jenes verboten sei“, durchdiskutiert werden.

Es hilft einmal Alles nichts; wir müssen persönlich und leibhaftig in Christum selbst hinein, dann werden sich die Fragen über Theater und Soireen und Kinderbälle und Schmausereien von selbst lösen! Das wirkliche Leben ist viel zu reich, mannichfaltig und individuell, als dass man es mit einer Milliarde von Verhaltungsmaßregeln (und wären sie noch so gut) bestimmen und umspinnen könnte. Selbstständige freie Lichtes-Kinder sollen wir werden durch den Geist des Herrn, der innerlich frei macht von aller Kreatur, weil er an Christum bindet. Wo diese Heilige selige Gebundenheit ist, da findet sich Alles. Da werden wir froh, da wird unser Gang gewiss, da können wir dann wandeln als des „Lichtes Kinder“.

Herr Jesu, Gnadensonne,
Wahrhaftes Lebenslicht,
Lass leben, Licht und Wonne
Mein blödes Angesicht
Nach deiner Gnad' erfreuen
Und meinen Geist erneuen.
Mein Gott, versag' mir's nicht! (Otto Funcke)

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nt/49/epheser_5_9.txt · Zuletzt geändert: von aj
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