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Epheser 4,36

Epheser 4,36

Andachten

Zürnt und sündigt nicht; lasst die Sonne nicht über euren Zorn untergehen!

Das heißt wohl mit anderen Worten: einen gerechten Eifer gegen das Böse will ich euch nicht verargen, aber davor müsst ihr euch hüten, dass solcher Eifer nicht sündlich werde, und auch dieser Eifer soll nicht zu lange dauern, die Sonne soll nicht darüber untergehen, er soll übergehen in das Erbarmen, in das Mitleiden, wie wir ja auch wünschen, dass der Eifer des HErrn über das Böse in Erbarmen über unsern elenden, jämmerlichen, mit Sünden befleckten Zustand übergehe. Aber sagt selbst: ist es etwas so Seltenes unter den sogenannten Christen, dass sie zürnen und sündigen? Über was zürnen sie? Über das Böse? Kann man auf sie anwenden, was vom Heiland gesagt wird: „der Eifer um dein Haus hat mich gefressen?“ Nein. Darüber zürnt man, wenn einem ein Strich durch die Rechnung gemacht wird, wenn nicht Alles nach dem eigenen Kopf geht, wenn man in seinen Lüsten beeinträchtigt wird, wenn man nicht nach seinem eigenen Willen dahingehen kann; das ist es, was Feindschaft und Zorn in der Christenheit anrichtet, dass die Christen oft nicht mehr aussehen wie Christen, ja nicht mehr wie Menschen, sondern wie Tiger und Löwen. Kaum hat man ein Wörtlein vernommen, von dem man glaubt, es werde dadurch der Ehre oder dem Ansehen oder der Eigenliebe oder einem anderen Götzen des Herzens zu nahe getreten, ach wie arbeitet es da, wie siedets in der kochenden Menschenbrust, wie regt sich da ein bitterer Grimm, der sogar hervorbricht aus dem Herzen und in Schimpfworte, in Verwünschungen, in Flüche und Geschrei, ja bisweilen in Tätlichkeiten ausartet; lauter Dinge, wodurch man beurkundet, dass man ein Kind des Teufels ist, denn der Teufel ist ein zorniger und feindseliger Geist, ein Mörder von Anfang. Und wie Viele lassen nicht nur die Sonne untergehen über ihrem Zorn, wie Viele tragen nicht nur Tage, nicht nur Wochen, nicht nur Monate, sondern sogar Jahre lang diesen Grimm in sich herum, sind anhaltende Totschläger, gehen indes zum heiligen Abendmahl, zum Tisch des HErrn, der für ihre Sünden gestorben ist; sie beten: „Vergib uns unsere Schulden, wie wir unsern Schuldigern vergeben,“ und doch ist es nicht wahr: sie vergeben ihren Schuldigern nicht, kurz, sind ärger als die Heiden, und werden auch ein größeres Gericht als die Heiden empfangen, weil sie dies Alles als Christen und unter dem Schein des Christentums und des Guten tun. Das heißt nicht nach dem Sinne Dessen handeln, der gesprochen hat: „Liebt eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen, bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen;“ das ist nicht nach dem Sinn Dessen, der, als er erhöht wurde ans Kreuz, für seine Peiniger bat: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun;“ das ist nicht nach dem Sinne Dessen, der gegenwärtig noch seinen Feinden nachgeht, sie mit Liebe zu erhaschen sucht, und sie mit Langmut und Barmherzigkeit überschüttet. (Ludwig Hofacker)

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