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Galater 2,20

Galater 2,20

Andachten

“Ich lebe aber; doch nun nicht ich, sondern Christus lebet in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich in dem Glauben des Sohnes Gottes, der mich geliebet hat und sich selbst für mich dargegeben.“

Stets ist das Wort „Tod“ dem Gefühle des Menschen verhasst; daher fügt der Apostel, nachdem er uns gezeigt hat, dass wir mit Christo gekreuzigt seien, hinzu, dass eben dasselbe uns auch zum Leben gereiche. Zugleich erklärt er auch, was er darunter versteht, „Gotte leben“ (V. 19): nämlich, dass er jetzt nicht mehr sein eigenes Leben habe, sondern dergestalt durch die verborgene Kraft Christi belebt werde, dass er sagen könne, Christus lebe und wirke in ihm. Denn wie der Leib durch die Seele besteht, so flößt auch Christus seinen Gliedern das Leben ein. Ein köstlicher Gedanke, dass die Gläubigen ihr Leben außerhalb ihrer selbst, das ist in Christo, haben! Denn nun kann es nicht anders sein, als dass sie in einer wahren und wesentlichen Gemeinschaft mit ihm stehen. Fortan lebt nun Christus auf zwiefache Weise in uns. Erstlich so, dass er uns durch seinen Geist regiert und alles leitet, was wir tun; sodann, dass er uns Teil an seiner Gerechtigkeit gibt, damit wir, weil wir es aus uns selbst nicht vermögen, in ihm Gott angenehm sind. Das Erstere gehört zu unserer Erneuerung, das andere zum Empfang seiner Gerechtigkeit aus lauter Gnaden.
Wenn der Apostel fortfährt: „denn was ich jetzt lebe im Fleische“, so versteht er hierunter das leibliche Leben. Denn man könnte sonst einwenden: „Du hast doch noch ein leibliches Leben; wenn aber dieser sterbliche Leib noch seine Verrichtungen ausübt, wenn er durch Speise und Trank erhalten wird, so ist das nicht das himmlische Leben Christi; es ist also widersinnig zu sagen, dass du kein eigenes Leben habest, da du doch nach aller Menschen Weise lebest.“ Darauf antwortet Paulus, dass dies im Glauben bestehe, womit er andeutet, dass es auf eine dem menschlichen Verstande unfassbare Weise geschehe. Also das Leben, welches wir im Glauben besitzen, ist nicht den Augen erkennbar, sondern wird im innerlichen Bewusstsein durch die Wirksamkeit des Geistes erfasst; daher hindert das leibliche Leben nicht, dass wir durch den Glauben das himmlische Leben besitzen; siehe Eph. 2:6: „Und hat uns samt ihm versetzt in das himmlische Wesen.“ und Kap. 2:19: „So seid ihr nun Bürger mit den Heiligen und Gottes Hausgenossen“; desgl. Phil. 3:2: „Unser Wandel ist im Himmel!“
Paulus ist reich an solchen Zeugnissen, durch welche er uns versichert, dass wir also in dieser Welt leben, dass wir doch auch in dem Himmel leben; nicht nur, weil dorten unser Haupt ist, sondern auch, weil wir infolge der Vereinigung ein gemeinsames Leben mit ihm haben, wie Jesus spricht Joh. 14:23: „Wer mich liebet, der wird mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden Wohnung bei ihm machen.“ Das sagt Paulus, um die Kraft des Glaubens zu bezeichnen; denn wenn jemanden der Gedanke käme, woher der Glaube solche Kraft hätte, dass er Christi Leben in uns ausgösse, so erklärt er Christi Liebe und Tod als den Grund, auf dem unser Glaube beruhe; denn hieraus ist die Kraft des Glaubens abzuleiten. Wie geschieht es also, dass wir im Glauben Christi leben? Weil er uns geliebt hat und sich für uns dargegeben.
Also die Liebe, mit welcher Christus uns umfasst hat, hat bewirkt, dass er uns mit sich eins gemacht hat; das hat er durch seinen Tod vollkommen gemacht. Denn indem er sich selbst für uns dargegeben hat, hat er in unserer Person gelitten; was also der Glaube in Christo findet, dessen macht er uns teilhaftig. Wenn aber Paulus von der Liebe redet, so meint er dasselbe, was Johannes sagt: „Nicht, dass wir ihn zuerst geliebt haben, sondern er hat uns zuvor geliebt.“ (1. Joh. 4:10) Denn wenn er uns, durch unser Verdienst veranlasst, erlöst hätte, so können wir das Erstere mit Grund behaupten; nun aber schreibt Paulus alles seiner Liebe zu; sie ist uns also aus lauter Gnaden geworden.
Man muss also auf diese Ordnung achten: Er hat uns geliebt und hat sich für uns dargegeben; es ist also so viel, als wenn er sagte: Er ist darum für uns gestorben, weil er uns geliebt hat, und zwar zu der Zeit, da wir noch Feinde waren, wie er Röm. 5:10 lehret. Er hat sich selbst für uns dargegeben! Es ist mit Worten nicht genugsam auszusprechen, was das bedeute! Denn wer könnte das erklären, wie groß die Würde des Sohnes Gottes sei? Und dieser hat sich selbst als Lösegeld für uns gegeben! In dem Worte „dargegeben“ ist die ganze Frucht enthalten, die aus dem Tode Christi erwächst, nämlich dass er das Sühnopfer, die Abwaschung, die Genugtuung usw. ist. Und welche Kraft hat das Wort, „für mich“! Denn es ist nicht genug, zu bedenken, dass Christus für das Heil der Welt gestorben ist, sondern es muss ein jeder die Wirkung und den Besitz dieser Gnade für sich in Anspruch nehmen. (Jean Calvin)


Paulus hat beides von sich ausgesagt, dass er gestorben sei und dass er lebe. Gestorben ist er durch das Gesetz, an dem er sich versündigt hat, und durch das Kreuz Jesu, das Jesus für ihn, den Sünder, gelitten hat. Die richtende Macht des Gesetzes hat Paulus aber so erfahren, dass er dadurch zum leben kam. Den Grund seines Lebens findet er darin, dass Christus lebt. Paulus leitet sein Leben nicht von dem ab, was er selber, der Tote, ist und tut. Er weiß aber, dass Christus nicht bloß für seine eigene Person zur Herrlichkeit des Lebens gelangt ist, sondern auch aus uns ein Geschöpf zum Zeugnis seines Lebens macht. Wie kann das sein, da Jesus bei Gott ist und Gottes Gestalt und Herrlichkeit hat, wir dagegen in der Natur stehen und die Gestalt haben, die die Natur uns gibt? Wir sind deshalb Fleisch, sterbendes Fleisch. Wie kann nun das Leben Jesu in mir wirksam sein? Freilich, sagt Paulus, lebe ich im Fleisch; aber das trennt mich von Christus nicht. Denn es gibt ein Band, das mich, der ich im Fleisch lebe, mit Jesus verbindet und sein leben in mir wirksam macht. Das ist der Glaube. Durch den Glauben weiß ich, trotz meiner irdischen Art, dass Er in mir lebt. Denn ich habe meinen Glauben von Ihm empfangen, und was von ihm kommt, ist Leben. Habe ich aber Grund für meinen Glauben? Der Glaube, sagt Paulus, hat seinen Grund in der Liebe Jesu, in der durch den Tod bewährten Liebe des Sohnes Gottes. Darauf lässt sich bauen mit festem Glauben, der sich auf Ihn verlässt. Das Leben Jesu, sagt Paulus, sehe ich freilich jetzt noch nicht; ich sehe aber seine Liebe; denn Er hat sich für mich dahingegeben, und darum glaube ich.
Heiliger Gott! Was Du in mir tötest, das muss sterben, weil es mir das Leben nimmt. Du gibst unser menschliches Wesen in den Tod, weil Du uns das Leben bereitet hast. An Dir, Herr Christus, sehe ich, wie aus dem Tod das Leben wird; ich sehe es nicht an mir selbst. Du aber ziehst uns empor zu Dir, hebst uns über alles hinauf, was wir in uns selber finden, und sagst zu uns: seht mich an, glaubt mir; ich bin der für euch Gestorbene und für euch Lebendige. Darum darf ich bitten: Gib mir Teil an Deines Todes Kraft und an Deines Lebens Macht. Amen. (Adolf Schlatter)


„Was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich im Glauben des Sohnes Gottes.“
Als der Herr in seiner Barmherzigkeit vorüberging, und uns liegen sah in unserem Blut, da sprach Er vor allem: „Lebe;“ und das tat Er zuerst, weil im Geistlichen das Leben eines der unerlässlichsten und ersten Erfordernisse ist; und bevor es uns verliehen ist, sind wir untüchtig, teilzuhaben an den Gütern des Königreichs. Das Leben aber, das die Gnade den Heiligen in dem Augenblick schenkt, wo sie zu einem neuen Dasein erweckt werden, ist kein andres als das Leben Christi, welches uns aus Ihm zuströmt wie der Saft des Stammes den Zweigen, und unsre Seele in eine lebendige Verbindung und Wechselwirkung mit Jesu bringt. Der Glaube ist die Gnade, welche diese Vereinigung bewirkt, denn sie ist von ihm ausgegangen als seine Erstlingsfrucht. Er ist der Hals, welcher den Leib der Gemeinde mit ihrem herrlich strahlenden Haupte verbindet.

Der Glaube hält fest am Herrn Jesu mit inniger und unerschrockener Liebe. Er kennt seine Würde und seinen Wert, seine Vortrefflichkeit und seine Herrlichkeit, und keine Versuchung vermag ihn dahin zu bringen, dass er sein Vertrauen auf etwas andres setze; und der Herr Jesus findet so großes Gefallen an dieser himmelentstammten Gnade, dass Er nimmer aufhört, dieselbe zu stärken und zu erhalten mit der liebenden Umarmung und der allgenugsamen Kraft seiner ewigen Arme. Darum ist hier eine lebendige, fühlbare und wonnevolle Vereinigung, welche Ströme der Liebe, des Vertrauens, der Teilnahme, der Gütigkeit und der Freude spendet, aus denen beide, der Bräutigam und die Braut, so gern trinken. Wenn die Seele sichtbar diese Übereinstimmung mit Christo an sich wahrnimmt, dann schlägt derselbe Puls in beider Herzen, und ein Blut strömt durch beider Adern. Dann ist das Herz dem Himmel so nahe, als es nur je auf Erden sein kann, und ist zubereitet zum Genuss der erhabensten und geistigsten Liebesgemeinschaft. (Charles Haddon Spurgeon)

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nt/48/galater_2_20.txt · Zuletzt geändert: von aj
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