Da aber Petrus gen Antiochien kam widerstand ich ihm unter Augen; denn es war Klage über ihn gekommen; denn zuvor, ehe etliche von Jakobus kamen, aß er mit den Heiden; da sie aber kamen, entzog er sich, und sonderte sich, darum, dass er die von der Beschneidung fürchtete.

Die Menschenfurcht konnte auch einen Petrus befallen. Früher verleugnete er seinen Herrn aus Menschenfurcht, und später heuchelte er in Antiochien aus demselben Grunde, wie hier Paulus erzählt. Es ist nicht so leicht, dieser Furcht los zu werden, und doch wo Menschenfurcht ist, da ist auch ein jämmerliches Christentum. Man möchte es mit Niemandem verschütten, besonders wenn es Vettern oder Muhmen sind; man liebt den Frieden, das heißt die Gemächlichkeit, und muss man einmal auftreten und Zeugnis ablegen, so tut man es so zimperlich, dass niemand weiß, ist solch ein Zeugnis ein Lob oder ein Tadel. Man bedenke doch, dass der Herr sagt: Wehe euch, wenn euch Jedermann wohl redet. Zum Bekennen des Herrn gehört Entschiedenheit; wer auf beiden Seiten hinkt, gehört zu den Lauen, zu denen, die einst ausgespien werden. Menschenfurcht ist Narrenfurcht; weder die Frommen geben uns etwas in unsrer letzten Stunde noch die Gottlosen; und es ist besser, beide gegen sich zu haben als den Herrn. Mit ihm können wir Kriegsvolk zerschmeißen und über die Mauer springen. Menschenhilfe hingegen ist kein nütze. Petrus ließ sich strafen von Paulus dem Jüngeren; ein schönes Beispiel von Demut. Ein älterer Bruder nimmt nicht leicht etwas an von einem Jüngeren, es steckt in jenem gar leicht ein Papst. Und doch, wie sollten wir danken, wenn Jemand uns frei macht von der Menschenfurcht, und wir dann unser Christentum nicht mehr nach der Frage einrichten: Was werden die Leute dazu sagen?! (Friedrich Lobstein)