2. Korinther 5,2
Andachten
Darum seufzen wir und sehnen uns, mit unserer Behausung aus dem Himmel überkleidet zu werden.
Reine fühlen Qual, zu wohnen unter Unreinen. Betende fühlen sich beengt, zu arbeiten unter Fluchenden. In Gott Ruhende erdulden Schmerzen mitten unter Ausgelassenen. Alle, die den Herrn Jesus anziehen, seufzen oft, denn sie stehen im Kampfe mit der gefallenen Schöpfung, und es will ihnen nur schwer gelingen, das zu sein, was sie gerne sein möchten und sein sollten. Nach der vollen Freiheit der Kinder Gottes seufzen wir, denn wir sehen uns auf allen Seiten beengt, bedrängt, gebunden, unvollkommen. Das Bessere leuchtet schon ins Herz hinein, darum fühlen sich Salemspilger beschwert. Wo ist denn ihre Heimat? Beim Herrn! Heiß ist ihr Verlangen, Jesum in Seiner Herrlichkeit schauen zu können; dies verursacht Heimweh. Da und dort weint einer eine stille Träne. Beim Herrn möchte er sein, und ach, er ist noch so ferne auf der Wanderschaft. Wer sind die Seufzenden? Es sind Christen, die sich nach der Vollendung sehnen. Gelöst sind schon zahlreiche Bande, ihr Sinn steht nach der himmlischen Stadt. Und dieses Aufwärtsschauen, dieses Suchen dessen, was droben ist, wo Christus ist, dieses bewusste Eingewurzeltsein in der himmlischen Welt ist fast wie ein Leidenszustand. Nirgend hier ist es ihnen ganz wohl. Heim, heim drängt das Gott liebende Herz. Nicht einer verstorbenen Gattin, nicht einem heimgegangenen Kinde gilt der Schmerz: es ist Jesus, Jesus! dem allein das höchste Verlangen gilt, nach dem allein der Seele Sehnen geht. O schöner Tag der Aufnahme in Jesu Herrlichkeit! Bald darf auch ich das frohe Wort hören: Heute wirst du bei mir im Paradiese sein. (Markus Hauser)
Wir sehen uns nach unserer Behausung, die vom Himmel ist.
Paulus sagt 2 Kor. 5,1.: wir wissen, so unser irdisches Haus dieser Hütten (des sterblichen Leibes, durch den Tod) zerbrochen wird, dass wir einen Bau haben von Gott erbaut, ein Haus nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel. Hernach sagt er V. 2.: wir sehnen uns nach unserer Behausung, die vom Himmel ist, dass wir damit überkleidet werden. Was er also einen Bau und ein Haus genannt hatte, nennt er auch ein Kleid, gleichwie auch der sterbliche Leib in dieser Rede des Apostels sowohl ein Haus als auch ein Kleid der Seele genannt wird. Es gibt also etwas im Himmel, in das man als in ein Haus einziehen, und das man zugleich als ein Kleid anziehen kann. Paulus nennt dieses Himmlische 1 Kor. 15,54. die Unverweslichkeit und die Unsterblichkeit, das ist etwas, das nicht zerstört werden und nicht sterben kann, und sagt daselbst, der auferstandene Leib werde es anziehen, gleichwie er auch 2 Kor. 5,2. spricht, er wünsche damit überkleidet zu werden, das ist, dasselbe über den sterblichen Leib anzuziehen, da dann das Sterbliche von dem Leben verschlungen würde, V. 4. Gleichwie also der Leib, den wir jetzt als ein Kleid tragen, und von dem unsere Seelen im Tod so entkleidet werden, dass sie hernach bloß oder nackend sind, sterblich ist: also ist das himmlische Kleid lauter Leben, und wenn man dieses Kleid über den sterblichen Leib anziehen kann, wie bei den Gerechten, die den jüngsten Tag erleben werden, wirklich geschehen wird, so wird das Sterbliche oder die sterbliche Beschaffenheit desselben von dem Leben verschlungen oder aufgehoben. So wünschte es Paulus zu erfahren; allein dieser Wunsch Pauli wurde nicht erfüllt; denn er musste seinen sterblichen Leib ausziehen; und so geht es Allen, die vor dem jüngsten Tage sterben. Er wusste auch solches wohl, und sagte deswegen V. 8.: wir sind aber getrost, und haben viel mehr Lust, außer dem Leibe zu wallen, und daheim zu sein bei dem HErrn. Also war’s dem Paulo nicht bange, wenn er dachte, dass er sterben und hernach außer dem Leibe sein werde. Er hatte ein Verlangen nach diesem Zustand, und wusste, dass er alsdann bei dem HErrn daheim sein und das ewige Haus im Himmel bewohnen werde, V. 1. Warum seufzte er aber? Warum sehnte er sich, mit dem himmlischen Haus überkleidet zu werden? Darum, weil er wusste, dass diejenigen, die in der Hütte des Leibes sind, beschwert seien, V. 4. Der sterbliche Leichnam beschwert die Seele, wie der Verfasser des Buchs der Weisheit Kap. 9,15. sagt, und niemals beschwert er sie mehr, als wenn es nahe dabei ist, dass er zerbrochen werden solle, und wenn er wirklich zerbrochen wird. Dieser Beschwerde wünschte Paulus durch die Überkleidung mit dem himmlischen Haus überhoben zu werden, wobei er sich’s doch auch gefallen ließ, dass Gott sein irdisches Haus oder seine schwache Hütte zerbreche, und er alsdann außer dem Leibe bei Ihm sei. Auch ich fühle die Beschwerde, welche mit dem irdischen Leben verbunden ist, täglich: da mir nun Gnade widerfahren ist durch Christum Jesum meinen HErrn, warum sollte ich mich nicht nach meiner Behausung, die im Himmel ist, und bei der Auferweckung meines Leibes sich vom Himmel herab lassen wird, sehnen? Dieselbe wird eine gute Wohnung und ein herrliches Kleid sein. Indessen soll ich mich befleißigen, dem HErrn wohl zu gefallen, es sei nun, dass ich bald heimgehe, oder länger ein Pilgrim sein muss, und an den Richtstuhl Christi fleißig gedenken. (Magnus Friedrich Roos)