2. Korinther 1,3
Andachten
“Gelobet sei Gott und der Vater unsres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott alles Trostes, der uns tröstet in aller unsrer Trübsal, dass wir auch trösten können, die da sind in allerlei Trübsal, mit dem Trost, womit wir getröstet werden von Gott. Denn gleichwie wir des Leidens Christi viel haben, also werden wir auch reichlich getröstet durch Christus. Wir wissen, dass, wie ihr des Leidens teilhaftig seid, so werdet ihr auch des Trostes teilhaftig sein“
Dieser Trost ist die beste Arznei gegen den vielfältigen Jammer und das Leid in dieser Welt. Paulus beweist mit sieben Gründen, dass Gottes Trost größer sei als alles Leid.
1. Gott ist ein Vater der Barmherzigkeit. Worin bestehen die Eigenschaften eines Vaters? Darin, dass er seine Kinder liebe, für sie sorge, sie ernähre, schütze, züchtige, unterweise, Mitleiden habe mit ihrer Schwachheit, sich über sie erbarme, ihnen das Erbe zuteile. Wenn einer das recht bedenkt, wird er bekennen müssen, dass in dem einen Wort „Vater“ ein so vollkommener Trost sei, der allein genügt gegen alles Leid, und dass dieser Trost größer sei als alles Elend.
Von diesem „Vater der Barmherzigkeit“ hat alle väterliche Barmherzigkeit ihren Ursprung. Daraus folgt, dass keinem Kinde Gottes auf Erden so viel Leid widerfahren kann, dass nicht beim Vater der Barmherzigkeit in viel reicherem Maße Trost im Leid zu finden sei.
2. Gott ist ein Gott alles Trostes! In diesen Worten ist abermals ewiger, unendlicher Trost einbegriffen. Das Leid ist zeitlich und endlich, Gottes Trost ewig und unendlich, also weitaus größer und reicher als alles Leid.
3. Gott tröstet uns in aller Trübsal, damit wir lernen sollen, dass das Leid sei: der wahren Christen Heiligtum, Sieg über Teufel und Welt, eine Vorbereitung zum Himmelreich. Summa: Gottes Trost ist allemal größer als alle unsre Trübsal.
4. Dass wir auch trösten können mit den teuren Verheißungen Gottes, von denen Röm. 15,4 geschrieben steht: „… dass wir durch Geduld und Trost der Schrift Hoffnung haben.“ Ja, es ist oft ein Wörtlein in der Schrift, das mehr trösten kann, als der Teufel und die ganze Welt betrüben können. „Gottes Brünnlein hat Wassers die Fülle“ (Ps. 65, 10), das wirst du nie ausschöpfen. Sollte die sündige Todesquelle mehr Trübsal geben, als wir aus der lebendigen Quelle Trost schöpfen?
5. Der fünfte Trostgrund ist das Leiden Christi, denn er spricht: „Wie wir des Leidens Christi viel haben“ Darum ist aller Gläubigen Leid auch des Herrn Leid. Wie kann nun dein Kreuz und Leid so groß sein wie dieser Trost, dass Christus dein Haupt ist, du sein Glied, dass er in dir wohnt, mit dir leidet und all dein Kreuz für sein eigenes achtet, wenn du mit ihm Gemeinschaft hast.
6. So werden wir auch getröstet durch Christus. All unsrer Trübsal Ursprung ist die Sünde. Dagegen der Ursprung unseres Trostes ist Jesus Christus, Gottes Sohn. Nun aber ist Christus mächtiger als die Sünde, und deshalb ist auch Christi Trost größer als alles Elend und Leid, das uns widerfahren kann.
7. Wie ihr des Leidens teilhaftig seid, so werdet ihr auch des Trostes teilhaftig sein. Damit redet Paulus von Jesu Herrlichkeit. Wie könnte nun ein Kreuz, Trübsal und Leiden dieser Zeit so groß sein, dass wir nicht dagegen aus der künftigen Herrlichkeit größeren Trost hätten? (Röm. 8. 18.)
Gebet.
Herr Gott, lieber Vater! Du lässt die Elenden in ihrem Leid nie unbesucht und ungetröstet. Du züchtigst sie wohl, aber gibst sie dem Tode nicht. Du bist ihnen oft ein verborgener Gott, aber dennoch ihr Heiland. Diesen Trost versiegle, O Herr, in meinem Herzen und mache denselben wahr in mir, wenn Angst nahe ist. Sei du, wenn ich im Finstern sitze, mein Licht. Stärke mir, wenn Leid und Not über mich kommen, den Glauben. Lass mich erkennen, dass dieser Zeit Leiden nicht wert ist der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll, und führe mich von der Erde zu des Himmels Freude. Amen. (Johann Arnd)
“Der Gott allen Trostes“
Allen Trostes! Also es gibt keinen wirklichen Trost für uns arme, trostbedürftige Leute, den er nicht hätte und senden könnte. Gott hat Paulus wunderbar getröstet, so dass er nicht nur für sich darin sein Genügen fand, sondern - „wie Tau vom Hermon nieder auf Gottes Berge fließt“ - von ihm konnte der erfahrene Trost auf seine Freunde und Gemeinden weitergehen. Nicht nur Trostlosigkeit steckt an, sondern auch Getröstetsein. Ich möchte sogar nach einigen Erfahrungen, die ich darin machen konnte, behaupten: Der Herr tröstet uns, seine Knechte, um deretwillen, die wir trösten sollen, so reichlich und so merkwürdig deutlich. Bisweilen kam mir solch eine Trostwelle zu, dass ich überrascht war und nicht wusste, wie mir geschah. Aber die Leute, denen diese Gabe eigentlich galt, waren schon auf dem Wege zu mir, um mir ihren Jammer zu klagen. Es ist ein wunderbarer Gott, wenn man mal hin und her in solch kleinen Ausschnitten etwas von seiner Herrlichkeit und Barmherzigkeit erkennt. Wie muss das einst werden, wenn wir ihn ganz erkennen werden, und die Hochflut allen Trostes die letzten Ruinen unserer Trauer wegschwemmen wird, dass man vor Jauchzen sich ihrer nicht mehr wird erinnern können.
Du Gott allen Trostes! Wir danken dir für deine Barmherzigkeit, damit du uns erquickt hast über Bitten und Verstehen. Hilf uns, dir treuer werden und dir besser dienen, damit du durch uns geehrt werdest. Amen. (Samuel Keller)
Gelobt sei Gott und der Vater unsers HErrn Jesu Christi, der Vater der Barmherzigkeit und Gott alles Trostes, der uns tröstet in aller unserer Trübsal.
Wenn ein Christ Gott im Glauben den Vater unsers HErrn Jesu Christi nennt, so denkt er zugleich daran, dass die väterliche Liebe, womit Gott Seinen eingeborenen Sohn liebt, auch auf die Gläubigen fließe, weil sie als Glieder an dem Haupt Christo hangen; dass der Glaube an den Sohn Gottes einem Menschen die Macht gebe, Gottes Kind zu heißen; und dass Christus nach Seiner Auferstehung zu der Maria von Magdala gesagt habe: Ich fahre auf zu Meinem Gott und zu eurem Gott, zu Meinem Vater und zu eurem Vater. Wenn ein Christ ferner den Vater unsers HErrn Jesu Christi den Vater der Barmherzigkeit nennt, so rechnet er sich selbst in die Klasse der Elenden; denn nur die Elenden sind ein Gegenstand der Barmherzigkeit. Er glaubt aber und hofft, dass der himmlische Vater mit Barmherzigkeit auf ihn sehen und mit handeln werde. Und wenn er Ihn den Gott alles Trostes nennt, so erwartet er von Ihm allen nötigen Trost in aller Trübsal. Bei solchen Glaubensblicken und Erfahrungen kann man Gott auch in den Trübsalen loben. Als Vater züchtigt Er durch Trübsale, und hat dabei Seine Ehre und das Beste Seiner Kinder zum Zweck. Als ein Vater der Barmherzigkeit mäßigt Er die Trübsale, und denkt daran, dass Seine Kinder nur Staub sind: folglich plaget Er sie nicht nach der Strenge, und lässt sie nicht über Vermögen versucht werden: ja Er schenkt ihnen unter den Trübsalen Erholungs- und Erquickungsstunden, und macht endlich allem Leid ein fröhliches Ende. Als ein Gott alles Trostes aber stärkt und erquickt Er sie inwendig in allen Trübsalen durch Sein kräftiges Wort, woran Sein Geist sie zu rechter Zeit mahnet. Weil der Trübsale vielerlei sind, so enthält das göttliche Wort auch vielerlei Tröstungen. Es ist wie eine große Apotheke, worin man Arzneien gegen alle Krankheiten findet. Ist der Mensch arm, krank, verachtet, gedrückt, geschmäht, innerlich angefochten; wird er verfolgt, muss er seine Angehörigen sterben sehen, fürchtet er den Tod, ja wird er wirklich getötet: so kann er im Wort Gottes den ihm angemessenen Trost finden; und weil Gott denselben nicht nur offenbart hat, sondern auch einem Jeden durch Seinen Geist nach seinem Bedürfnis zueignet, so heißt Er ein Gott alles Trostes. Dem Edomiter Doeg weissagte David Ps. 52,9., die Gerechten werden nach seinem Unfall sagen: siehe, das ist der Mann, der Gott nicht für seinen Trost hielt, sondern verließ sich auf seinen großen Reichtum, und war mächtig Schaden zu tun. Zu allen Zeiten gibt es solche Leute, am jüngsten Tag aber wird man Viele auf der linken Seite des Richters bei einander stehen sehen, von deren Jedem man dieses zu seiner Beschämung wird sagen können. Mit dem Gnadenstand gläubiger Christen ist auch Trübsal verbunden. Indessen soll ihnen genügen, wenn sie durch Geduld und Trost der Schrift Hoffnung haben, und ihre Lektion soll diese sein: seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet. Hierbei unterbleibt das Lob Gottes auch in der Trübsal nicht, und der göttliche Trost erweckt dazu. (Magnus Friedrich Roos)
Gelobt sei Gott und der Vater unsers HErrn Jesu Christi, der Vater der Barmherzigkeit und Gott alles Trostes, der uns tröstet in aller unserer Trübsal.
Von dem Edomiter Doeg weissagte David Ps. 52,9., die Gerechten werden nach dem Unglück, welches Gott über ihn kommen lassen werde, sagen: siehe, das ist der Mann, der Gott nicht für seinen Trost hielt, sondern verließ sich auf seinen großen Reichtum, und war mächtig, Schaden zu tun; Ps. 49,19., aber wird von einem Weltmenschen gesagt: er tröstet sich dieses guten Lebens, und preist’s, wenn Einer nach guten Tagen trachtet. Wie aber, wenn derjenige, der sich auf seinen Reichtum verlassen hatte, zerstört, zerschlagen, und aus dem Land der Lebendigen ausgerottet wird (Ps. 52,7.), und wenn das gute Leben, dessen sich leichtsinnige Menschen trösten, in ein kümmerliches Leben verwandelt wird, oder die guten Tage, nach denen sie trachten, vor ihnen fliehen; oder wenn sie auch nach dem Genuss einiger guter Tage sterben, und ihren Vätern nachfahren müssen? Alsdann ist nichts übrig, als ein trostloser Gram, eine zornige Ungeduld, und endlich eine völlige Verzweiflung. Zu Schanden müssen also werden die losen Verächter: freuen aber müssen sich zuletzt und zu ehren kommen Alle, die sich zu Gott und dem Vater unsers HErrn Jesu Christi, zu dem Vater der Barmherzigkeit und dem Gott alles Trostes wenden. Er lässt zwar Trübsal über Seine Kinder kommen, bleibt aber doch der Vater der Barmherzigkeit, und tröstet sie als der Gott alles Trostes in aller ihrer Trübsal. Nach dem Willen des Fleisches und der Vernunft sollte die Trübsal nicht kommen, denn sie dünket Niemanden, wenn sie das ist, Freude zu sein: sie muss aber kommen, denn Gott hat von Ewigkeit beschlossen, dass Seine Kinder durch viel Trübsal in Sein Reich eingehen sollen, und dass sie mit Christo leiden sollen, ehe sie mit Ihm zur Herrlichkeit erhoben werden. Dabei können sie aber Gott und den Vater unsers HErrn Jesu Christi, der auch ihr Vater ist, loben, weil Er sie Seiner Liebe, Seiner treuen Vorsorge, Seiner Alles wohlmachenden Weisheit, des Beistandes des Heiligen Geistes, und der himmlischen Ruhe und Freude, in welche sie bald versetzt werden sollen, versichert. Hier soll aber der Mensch nicht sagen: wohlan, ich weiß solche Trostsprüche, und finde sie in meiner Bibel und in andern Büchern. Es fehlt mir also nicht. Wenn nach den guten Tagen eine Trübsal kommt, so kann ich mich selber trösten. Nicht also, mein lieber Mensch, sondern gib Gott die Ehre, und bekenne, dass Er es sei, der in der Trübsal tröste. Er hat nämlich nicht nur die Trostsprüche den Propheten und Aposteln eingegeben, dass sie dieselben haben schreiben können, sondern eignet sie auch jetzt durch Seinen Geist den Leidenden zu, dass sie ihnen einen kräftigen Eindruck zu ihrer Stärkung und Beruhigung geben. Wenn wir mit Seinem Wort eigenwillig umgehen, und uns selbst damit trösten wollen, so lässt Er uns bei dem Vorrat der Wissenschaft dürr und leer bleiben, bis wir zu Ihm schreien, wie ein Hirsch nach frischem Wasser schreiet, und ihn um ein kräftiges Wörtlein bitten. In diesem Sinne betete Jeremias zu dem HErrn: nahe Dich zu mir, wenn ich Dich anrufe, und sprich: fürchte dich nicht, Klagl. Jer. 3,57., und David Ps. 119,82.: nun HErr, meine Augen sehnen sich nach Deinem Wort, und sagen: wann tröstest Du mich? (Magnus Friedrich Roos)