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1. Korinther 2,2

1. Korinther 2,2

Andachten

Ich hielt mich nicht dafür, dass ich etwas wüsste unter euch ohne allein Jesus Christus, den Gekreuzigten.
Den Glanz des großen Denkers und des hinreißenden Redners tat Paulus mit bewusstem Entschluss auf die Seite, obwohl er ihn leicht erreicht hätte. In Korinth hat er seine Wirksamkeit unter die Regel gestellt: Ich weiß nur eines, dieses weiß ich aber mit gesicherter Gewissheit, und dieses eine ist, dass der Christus gekommen und dass er gekreuzigt worden ist. Wenn wir unser Denken anspornen, dass es in die Weite fährt, oder uns dem künstlerischen Trieb hingeben, überschreiten wir immer die Grenzen unseres Wissens. Jeder Philosoph hat unvermeidlich viel mehr gesagt als er wusste, und die Redner erliegen derselben Gefahr. So wie wir aus unserer Erkenntnis etwas Ganzes machen wollen, füllen wir ihre Lücken mit unseren Vermutungen aus, erfinden zu dem, was uns gezeigt ist, Hintergründe und begleiten das, was geschieht, in seine verborgenen Anfänge. Das verschafft uns aber nicht mehr ein Wissen, sondern stellt uns zur Schar der Dichtenden. Paulus dagegen entschloss sich, streng bei dem zu bleiben, was er wusste. Denn sein Ziel war, in seinen Hörern Glauben zu erwecken. Zum Glauben gelangen wir nur durch eine Wahrnehmung, die uns Gewissheit gibt. Wer in der bunten Fülle seiner Gedanken glänzt und sie mit dichterischer Kraft verschönt, wird Bewunderung ernten, den Menschen aber nicht da fassen, wo die Entscheidung über sein ganzes Denken und Wollen erfolgt. Soll ich fürchten, Paulus mache sein Evangelium eng und klein, wenn es nur aus dem Einen bestehen soll, was Er weiß? Christus kennen, das ist nichts Enges, das ist die gewusste Gnade Gottes in ihrer alles neu machenden Größe, und nun erst noch wissen, dass Christus des Kreuz getragen hat, das ist ein Lichtquell, der alles beleuchtet. Nun weiß ich, was Gerechtigkeit und was Gnade ist, weiß, was Sünde und was Vergebung ist, weiß, was Gehorsam und was Liebe ist. Welch ein Reichtum von Erkenntnissen ist mir damit geschenkt! Sie sind so reich, dass mir durch sie die Kraft und die Pflicht zum Glauben gegeben sind.
Deine Weisheit, Herr Gott, reicht uns dar, was uns heilsam ist. Ich erkenne mit großem Dank, wie Deine Hand befestigt, was in uns schwankt. Den eitlen Drang, der ins Geheimnis führt, bändigst Du. Die Unruhe, die da nicht stille stehen will, wo Du Dich offenbarst, nimmst Du uns weg, und heilst das trübe Auge, das sich nicht zum Kreuze unseres Herrn erheben mag. Du gibst uns die Gewissheit, die uns trägt, das Ziel, das uns bewegt, die Kraft, die Dir uns unterwirft. Amen. (Adolf Schlatter)


Ich hielte mich nicht dafür, dass ich etwas wüsste unter euch, ohne allein Jesum Christum, den Gekreuzigten.
Die christlichen Völker haben viele Wissenschaften unter sich, welche zur guten Einrichtung des bürgerlichen und häuslichen Lebens, oder zur Erhaltung und Wiederherstellung der Gesundheit dienen: diese Wissenschaften aber machen ihre Religion nicht aus, und wer sie gelernt hat, weiß wohl, dass er noch eine andere Weisheit zur Beruhigung der Seele und zur Erlangung des ewigen Lebens nötig habe. Was ist es denn für eine Weisheit? Diejenige ist’s, die man durch die heilige Schrift erlangt, von welcher Paulus 2 Tim. 3,15. sagt: dass sie den Menschen zur Seligkeit weise mache. Wie aber? wenn ich weiß und für wahr halte, was die heilige Schrift von der Schöpfung, vom Sündenfall, von den Eigenschaften, Wegen und Gerichten Gottes, von den guten und bösen Engeln, von den Geboten Gottes, und von dem Tod, jüngsten Gericht und Ende der Welt lehrt; wenn ich dieses Alles weiß und für wahr halte, und nichts Weiteres mit meiner Erkenntnis fasse: werde ich wohl beruhigt, geheiligt und selig werden? Nein, alsdann wird dies geschehen, wenn ich dieses Alles in der Verbindung mit Christo dem Gekreuzigten fasse und glaube. Er ist derjenige, um deswillen ich der Schöpfung froh werde. Um Seinetwillen sind mir die Eigenschaften, Wege und Gerichte Gottes nicht schrecklich, sondern tröstlich und heilsam. Darum liegen und schützen mich die guten Engel, weil Er mein Erlöser und Fürsprecher ist: und von der Gewalt der bösen Engel macht Er allein frei. Um Seiner Erlösung und Fürsprache willen empfängt ein gläubiger Christ den Heiligen Geist, der ihn zur Haltung der Gebote Gottes tüchtig macht. Er macht denen, die an Ihn glauben, den Tod zu einem Gewinn, das jüngste Gericht zu einer öffentlichen Ehrenerklärung, und das Ende der Welt zu einem Anfang seliger Ewigkeiten. Darum nannte Paulus seine ganze lehre eine Predigt von Christo, und sagte 1 Kor. 23.: er predige den gekreuzigten Christum, ja er habe bei den Korinthern nicht dafür gehalten, dass er etwas wüsste, ohne allein Jesum Christum, und zwar den Gekreuzigten. Er hatte zwar den Korinthern, da er bei ihnen war, auch die Auferstehung Christi, die Auferstehung der Toten, das letzte Gericht, und alle übrigen Glaubensartikel vorgetragen, wie er es auch in seinen Briefen zu tun gewohnt war; da er dann diejenigen, an die er schrieb, durch die Redensart: wisst ihr nicht? an dasjenige, was er ihnen mündlich gesagt hatte, mahnte: allein er konnte doch sagen, dass er nichts als Christum den Gekreuzigten gepredigt habe; weil er alle Artikel in der Verbindung mit Christo vortrug, oder weil Christus der Gekreuzigte in alle Artikel einfloss; weswegen er auch 2 Tim. 3,15. von der heiligen Schrift sagt, dass sie durch den Glauben an Christo Jesu zur Seligkeit weise mache. Wenn also dieser Glaube nicht entstünde, so erreichte die heilige Schrift ihren Zweck nicht. Gleichwie in der Bibel alles Gute von Christo hergeleitet wird, also fließt aus dem Glauben an Ihn die Rechtfertigung vor Gott, der Friede mit Gott, das Wachstum in der Heiligung, und die Vollendung derselben. In diesem Glauben befestige und erhalte uns der heilige Geist bis an unser Ende. . (Magnus Friedrich Roos)


Ich hielte mich nicht dafür, dass ich etwas wüsste unter euch, ohne allein Jesum Christum, den Gekreuzigten.
Die Korinther waren nach ihrer Bekehrung, und nachdem Paulus von ihnen weggezogen war, in einen Zwiespalt unter sich geraten. Weil aber in Sachen, die das Christentum betreffen, immer eine Unordnung aus der andern entspringt, so waren sie auch darauf verfallen, wie sie die christliche Religion durch Weglassung oder Verbergung der verhassten und verachteten Lehre von Christo dem Gekreuzigten den weisen Heiden, ja auch sich selbst angenehmer machen könnten. Es ist nämlich dem fleischlichen Sinn der Menschen gemäß oder wenigstens erträglich, wenn man eine Sittenlehre vorträgt, die aus der Natur der Menschen und der menschlichen Gesellschaften hergeleitet wird. Auch kann es ihm gefallen, wenn man ihm von dem göttlichen Wesen, von der Welt, von Geistern, von Körpern u. dgl., allerlei ungemeine Dinge vorträgt, wie die weisen Heiden wirklich getan, und dadurch etwas zur Verbesserung des irdischen Lebens beigetragen haben. Allein zur Erlangung der ewigen Seligkeit reicht dieses Alles bei weitem nicht zu, und wenn es aufblähet, so hindert es sogar daran. Was ist’s denn, wodurch die menschliche Seele Ruhe, Kraft, Sättigung, eine wahre Heiligung und endlich die ewige Seligkeit erlangt? Es ist die Lehre von Jesu Christo dem Gekreuzigten. Paulus erinnerte also die nach andern Sachen lüsternen Korinther an die Zeit, da er unter ihnen war, und durch seinen Dienst ein großes Volk unter ihnen bekehrt wurde, und sagte: ich hielte mich nicht dafür, dass ich etwas wüsste unter euch, ohne allein Jesum Christum, den Gekreuzigten. Dem Paulus war sowohl die pharisäische Theologie als auch die griechische Weltweisheit bekannt, denn jene hatte er in seiner Jugend studiert, und diese auf seinen Reisen kennen gelernt. Auch wusste er, was einzelne kleinere Sekten, welche das Heidentum, Judentum und Christentum vermengten, von Sachen, welche sie nie gesehen hatten, und sich doch einbildeten, zur Reizung des Vorwitzes vortrugen: allein er bezeugte, er habe nicht dafür gehalten, dass er unter den Korinthern etwas wüsste, ohne allein Jesum Christum, und zwar den gekreuzigten Jesum Christum. Diesen habe er den Korinthern gepredigt, aus diesem habe er Alles hergeleitet. Paulus tat dieses so, dass seine Predigt den Griechen eine Torheit zu sein schien. Hätte er nun den gekreuzigten Jesum nur als einen weisen Mann gepredigt, der wegen seiner Sittenlehre (wie Sokrates) getötet worden wäre, so hätten die Griechen seine Lehre nicht für töricht gehalten. Allein er redete von Christo als einen Gottmenschen, und von Seinem Kreuzestod als einem Sühnopfer, und leitete das ganze Heil der Sünder daraus her. Dieses schien aber den Griechen eine Torheit zu sein. Wollen wir nun rechtgläubig sein, so müssen wir das Evangelium von dem gekreuzigten Christo so annehmen, wie es von Paulo gepredigt, und von den Griechen als eine Torheit verspottet worden ist. Wenn Jemand einen andern Christum predigt, so sollen wir dieses Fremden Stimme nicht hören, wie er denn selbst nach Pauli Ausspruch, Gal. 1,8.9., verflucht ist. Der Heilige Geist verkläre Jesum Christum den Gekreuzigten, wie Er in dem wahrhaftigen Evangelio vor die Augen gemalt wird, in unsern Herzen, damit Er uns armen Sündern göttliche Kraft und göttliche Weisheit werde. . (Magnus Friedrich Roos)

Predigten

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