1. Korinther 15,55
Andachten
Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Stachel? Holle, wo ist dein Sieg? Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gegeben hat, durch unsern Herrn Jesum Christum.
Christus ist wahrhaftiger Gott und wahrhaftiger Mensch, wahrhaftiger Gottes und der Jungfrauen Sohn, größer, denn Himmel und Erde. Dazu ist Er unschuldig und ohne alle Sünde, wie der Prophet Jesaias (53, 9) und der Apostel Petrus (1. Brief 2, 22) spricht: welcher keine Sünde getan hat, ist auch kein Betrug in seinem Munde erfunden. Solches ist größer, denn alle Sünde und größer, denn alle Teufel samt dem Tode; denn Christus, wahrer Gott und Mensch, ohne alle Schuld und Sünde, wieget tausendmal mehr. So nun ein Christ diese Größe der Person fasst, so erkennt er auch die Größe der Frucht, wie gering ist Sünde, Tod und Teufel gegen Christus. So aber Christus größer ist, denn Himmel und Erde, größer, denn Sünde, Tod und Teufel, so muss auch Alles sehr groß sein, was Er leidet und tut. Groß muss sein Leiden sein; groß muss auch sein seine Auferstehung von den Toten und groß die Kraft, Frucht und Nutz desselbigen Leidens und Auferstehung. Davon wird gepredigt durch das ganze Jahr, wie unser Herr Jesus Christus durch seinen Sieg, welchen Er begangen hat in sich selbst, Sünde, Tod und Teufel überwunden und geschlagen hat; den Teufel hat Er erwürgt in seinem eigenen Leibe, den Tod ersäuft in seinem eigenen Blut, die Sünde ausgelöscht in seiner Marter und Leiden.
Solches hat Er allein und in sich selbst ausgerichtet, aber für sich allein und für sich selbst hat Er's nicht behalten; denn Er, als wahrhaftiger, ewiger Gott und Herr über Alles, hat solches Sieges für sich selbst nicht bedurft, vielweniger hat Er bedurft, dass Er Mensch würde, noch viel weniger, dass Er litte unter Pontio Pilato. Dass aber eine so große hohe Person solches ausgerichtet hat, das gilt mir und dir und uns allen. Und das ist die Kraft und Frucht des Leidens und der Auferstehung Christi.
Nach der Historie müssen wir wissen und glauben, dass Christus eine hohe, treffliche Person sei, wahrhaftiger Gott und Mensch, und dass sein Leiden und Sterben groß und hoch und seine Auferstehung von den Toten herrlich und sieghaft sei. Aber nach der Kraft und Frucht muffen wir wissen und glauben, dass sein Sieg und Triumph ausgeteilt und geschenkt sei Allen, die an Ihn glauben; also, dass wir nicht allein glauben, dass Christus gestorben und von den Toten auferstanden sei in seiner Person, sondern auch, dass wir uns desselbigen Leidens und Auferstehung annehmen (getrösten), als eines uns gegebenen und geschenkten Schatzes, und rechten Trost davon haben; wie wir im Osterliede singen: Des sollen wir Alle froh sein, Christus will unser Trost sein. Es gilt uns, Christus will mit seiner Auferstehung uns trösten. Das ist recht wohl gesungen und sind sehr tröstliche, ja eitel geistliche Worte; denn sie lehren, dass der Sieg und herrliche Auferstehung dieser hohen, trefflichen Person allen Glauben geschenkt und zu eigen gegeben sei, also, dass ich wider meinen, du wieder deinen, und ein jeglicher wider seinen Tod haben soll Christi Auferstehung, welche größer ist, denn Himmel und Erde, und in welcher der ganzen Welt Sünde und Tod verschlungen ist. Meine Heiligkeit solls nicht tun, kann's auch nicht tun, noch mich von einiger Sünde, schweige denn von der Sünden Last und vom Tode erlösen; aber das tut es, dass diese Person, wahrhaftiger Gott und Mensch, in und durch sich selbst einen ewigen, herrlichen Sieg wider Sünde, Tod und Teufel erlangt hat, und derselbige Sieg soll mein sein, wenn ich nur an Ihn glaube und Ihn erkenne für die Person, welche mir und allen Gläubigen zu gut solches ausgerichtet hat. Wer das. nicht glauben will, der lasse es; wir predigen für die, so es gern hören, und so es bedürfen. (Martin Luther)
Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg? Aber der Stachel des Todes ist die Sünde, die Kraft aber der Sünde ist das Gesetz.
Die Hölle, welche Scheol oder Hades heißt, ist derjenige Teil der unsichtbaren Welt, da stille Untätigkeit herrscht, wie Salomo Pred. 9,10. sagt. Die Pforten dieser Hölle, das ist ihre Macht, wird von Christo als feindselig gegen die Kirche Christi beschrieben, Matth. 16,18. Diese Hölle wird als das Unterste dem Himmel als dem Obersten oder Höchsten in der Welt entgegengesetzt Matth. 11,23. Wenn die Gerechten im Alten Testament in eine große Traurigkeit versanken, und hernach wieder heiter und fröhlich wurden, so sagten sie, sie seien in die Hölle und aus derselben wieder herausgeführt worden. 1 Sam. 2,6. Ps. 18,6. 30,4. 86,13. 116,3. Die Seele Christi war nach Seinem Tod in dieser Hölle, ob sie aber gleich von der Macht derselben nicht bedränget, und noch weniger überwältigt werden konnte, so tröstete Er Sich doch vorher mit der Hoffnung, dass der Vater Seine Seele nicht in der Hölle lassen, und nicht zugeben werden, dass Sein Leib im Grab verwese, Ps. 16,10. Diese Hölle ist von einem sehr weiten Umfang. Der schrecklichste Teil derselben heißt die untere Hölle, 5 Mos. 32,22. Die Seele des reichen Mannes war so in der Hölle, dass sie in einer Flamme Pein litt (Luk. 16,23.24.). Es wird auch der Name Grube (Jes. 14,15.) und Gefängnis (1 Petr. 3,19. Matth. 5,25.) gebraucht, wenn von der Hölle die Rede ist; wie denn ein jedes tiefes Gefängnis eine Grube genannt wird, Jer. 37,16. 38,6. Der Sieg dieser Hölle besteht nicht nur darin, dass sie Alles auf eine unersättliche Art verschlingt, Spr. Sal. 30,16., und die Seelen als ihre Gefangenen nicht wieder zu ihren Leibern und zu dem irdischen Leben zurückkehren lässt, Hiob 7,9., sondern auch und noch vielmehr darin, dass sie, wenn sie auch am jüngsten Tag ihre Toten hergeben muss, in den feurigen Pfuhl geworfen wird, alsdann auch alle ihre Gefangenen, die nicht im Buch des Lebens geschrieben sind, in diesen feurigen Pfuhl, welcher etwas Ärgeres ist als die Geisterhölle (Hades), geworfen werden, Offenb. 20,14.15.
Diejenigen, welche in die Hölle (Hades) kommen werden, sind vorher von dem Stachel des Todes tödlich verwundet worden, und dieses ist auch den Leibern der Gerechten, deren Seelen der Hölle entgehen, widerfahren; dieser Stachel aber ist, wie Paulus sagt, die Sünde; die Kraft aber der Sünde ist das Gesetz, weil die Sünde nicht zugerechnet würde, wenn kein Gesetz wäre, Röm. 5,13. Der Tod ist dem Leben entgegen gesetzt, gleichwie die Hölle dem Himmel. Nun sagt Paulus, dass bei der Auferstehung der Gerechten das Wort werde erfüllt werden: der Tod ist verschlungen in den Sieg, weil alsdann das Leben, und zwar ein ewiges und durch keine Schwachheit eingeschränktes Leben allen Gerechten auch in Ansehung ihrer Leiber gerichtlich zuerkannt und wirklich geschenkt sein wird. Tod, wo ist dein Stachel, die Sünde? um derentwillen wenigstens die Leiber der Gerechten sterben mussten, Röm. 8,10. Sie ist nun völlig ausgetilgt und abgetan. Hölle, wo ist ein Sieg? Es hat damit bei den Gerechten gefehlt, weil sie durch einen richterlichen Ausspruch der Hölle auf ewig entrückt, und ganz ins himmlische Wesen hineingesetzt sind. Gott aber sei Dank, setzt Paulus hinzu, der uns, die wir gerechtfertigt sind, den Sieg nach der Hoffnung schon gegeben hat durch unsern HErrn Jesum Christ. . (Magnus Friedrich Roos)