Sie befinden sich hier: Andachtsbibel » nt » 1. Korintherbrief » 1. Korinther 13,9
Zuletzt angesehen: 1. Korinther 13,9

1. Korinther 13,9

1. Korinther 13,9

Andachten

Unser Wissen ist Stückwerk und unser Weissagen ist Stückwerk. Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören. Da ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und war klug wie ein Kind und hatte kindische Anschläge. Da ich aber ein Mann ward, tat ich ab, was kindisch war.

Gibt es ein einziges Wort Jesu, das ich ganz richtig und vollständig verstanden habe? Das gibt es nicht und kann es nicht geben. Gibt es in meinen Gedanken über die Natur, über die Weltgeschichte, über die gegenwärtigen Zustände unseres Volks und unserer Kirche, über mich selbst und meinen eigenen Zustand, einen Gedanken, der ganz richtig und völlig wahr wäre? Das gibt es nicht und kann es nicht geben. Es gibt keine Erkenntnis, die bleibt. Was war doch Paulus für ein wunderbar begnadeter Lehrer gerade auch in diesem Wort, mit dem er die verwelkende Vergänglichkeit aller unserer Gedanken ausgesprochen hat! Warum gibt es keine vollständige Erkenntnis, nicht einmal dann, wenn sie zur Weissagung wird, also mit der inneren Ermächtigung verbunden ist, dieses Wort im Namen Gottes zu sagen? Weil ich, der Erkennende, nicht vollkommen bin. Warum denkt ein Kind nicht wie ein Mann? Weil es ein Kind ist und erst dann wie ein Mann denken kann, wenn es ein Mann geworden ist. So kann auch ich erst dann Vollkommenes denken, wenn ich vollendet worden bin. Ich bin aber noch unfertig, nicht am Ziel, sondern unterwegs, und darum ist mein geistiger Besitz provisorisch und mir für die jetzige Stunde gegeben. Zwar ist mir Großes geschenkt, was ich nicht vergeuden darf; es ist mir aber bis auf die Zeit gegeben, in der mir noch Größeres geschenkt werden wird. Soll ich deshalb schweigen, weil ich nichts Vollkommenes sage? Damit würde ich Gottes Gabe missachten. Ich bin nicht allein das Kind, während die anderen die Vollkommenen sind. Wir wandern Hand in Hand und handeln gegen Gottes guten Willen, wenn wir stumm nebeneinander wandern. Das Wort ist uns gegeben, damit es von einem zum andern ströme, weil jeder dem andern mit seinem Besitz dienen soll. Dies aber ist uns unmöglich geworden, wenn wir auf Paulus hören, da wir eigensinnig unsere Gedanken zanken und sie den anderen herrisch aufzwingen. Sind wir nicht am Ziel, sondern auf der Wanderung, so bedeutet dies: auch das, was wir denken und wissen, ist bewegt und muss beweglich bleiben, nach beiden Seiten hin, so, dass wir lernen, und so, dass wir verlernen.
Du bist nicht der Gott der Weisen, sondern der Gott der Glaubenden und machst nicht unsere Gedanken zu unserer Gerechtigkeit, sondern unseren Glauben. Ich danke dir für jede Erkenntnis, die du mir geschenkt hast, und danke dir, dass das, was ich erfasst habe, nicht deine letzte und höchste Gabe ist, weil du uns zu jenem Tag bereitest, an dem wir erkennen von Angesicht zu Angesicht. Amen. (Adolf Schlatter)

Predigten

Diese Website verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Website stimmen Sie dem Speichern von Cookies auf Ihrem Computer zu. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzbestimmungen gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
nt/46/1._korinther_13_9.txt · Zuletzt geändert: von aj
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain