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1. Korinther 13:1

1. Korinther 13:1

Andachten

Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle.
Die eifrigen Lehrer machen den Irrtum zum Kennzeichen eines Verdammten, und das Bekenntnis dieser oder jener Wahrheit zum Kennzeichen eines seligen Menschen. Man disputiert ihnen ihre Wahrheit nicht, aber ihre Schlüsse; die eine: wer das nicht so und so fasst, der kann nicht selig werden; die andere: wer sich von dem oder jenem Begriff Meister macht, der wird selig. Nun ist es wohl wahr, dass es gar keine wahre Erkenntnis gibt, ohne zugleich selig zu sein. Deswegen glaube ich aber nicht, wenn einer dies oder jenes nicht weiß, so wird er verdammt, oder wenn er dies weiß, so ist er selig; denn es gibt Lente, die Einsichten in Wahrheiten haben, und doch nicht selig sind, so kann man also nicht im Allgemeinen sagen, dass die Erkenntnis selig macht. Darum sagt der Apostel, wenn ich ein Prophet wäre und hätte alle Erkenntnis rc. 1 Kor. 13. Es kann also Jemand ein Seher, ein außerordentlicher Knecht Gottes sein, dessen Worten man zuhören muss, dessen Vorträge solide sind, und er ist doch für sich nicht selig. Wenn er sein Prophetenamt und Gabe in Hochmut führet, und sich dessen bedient zum Brillieren (Glänzen) unter dem menschlichen Geschlecht, um für etwas gehalten, geehrt und andern Nebenkreaturen vorgezogen zu werden und hat Lust daran, so kann er in der Hauptsache leer ausgehen, und wenn er auch mit Engelszungen redete, doch nichts als eine tönende Glocke sein, von einem eigenen oder fremden, ihm selbst unbekannten, Geist getrieben, aber nicht voll heiligen Geistes innerlich im Herzen. (Johannes Evangelista Gossner)


Wir verdanken Dir, o Gott, dies volle Maß der väterlichen Liebe, das Du zumal über uns ausgeschüttet hast, die wir in JEsu Christo Dich unseren Vater nennen dürfen. Wir gedenken, Dich lobpreisend, des Reichtums Deiner Gnade. Wir erkennen uns, dankerfüllt, als die von Dir Gesegneten. Lass diese Erkenntnis auch unsere Herzen in frommer liebe Dir weihen! Dass ihren Geist uns regieren, dass unser ganzes Leben geheiligt sei durch Liebe! Geheiligt in Worten und Werken, Damit wir wandeln mögen getreu dem Vorbilde Deines Sohnes und würdig Seines hohen Namens. (Paul Hörschelmann)


Wenn ich alle Sprachen der Engel und Menschen redete, hätte aber die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz und eine klingende Schelle. (Das ganze Kapitel.)

Der Apostel, der so viel vom Glauben spricht und den Glauben zur einzigen Bedingnis der Seligkeit macht, zeigt in diesem Kapitel, so wie in allen seinen Briefen deutlich genug, was er für einen Glauben verstehe, und dass Glaube und Liebe bei ihm Eines und dasselbe sind; dass ein Glaube ohne Liebe eine Schale ohne Kern, das Gerede vom Glauben ohne Liebe eine klingende Schelle, ein toter Leichnam ohne Seele sei. Möchten doch alle, die so unbedingt vom Glauben sprechen, und sich so gern auf den Paulus berufen, nicht übersehen und vergessen, dass hier derselbe Apostel den Glauben so an die Liebe bindet und von ihr abhängig macht, dass er ohne sie schlechterdings nichts taugt und vor Gott zu Schanden wird. Man glaubt sogleich darauf los, wenn man ein Wort der Schrift gehört hat, und denkt: Das geht mir ein; wenn ich nichts tun darf, als glauben, so will ich bald fertig sein. Man vergisst nachzusehen und zu fragen: Was meint der Apostel für einen Glauben? Der wahre Glaube muss ja doch ein großes Ding sein da er so große Dinge wirkt; er kann nicht jedermanns Ding sein, weil der gewöhnliche Glaube so wenig wirkt. Kurz, wenn alle die eingebildeten Glaubenshelden dieses Kapitel recht ansehen, werden sie wohl bald an ihrem Glauben Schiffbruch leiden, oder entdecken, dass ihr Glaube auf einer Sandbank sitzt, und sie im Grunde gar keinen haben, weil sie die Liebe nicht haben. Ach, wie sind der Täuschungen so viele in der heiligsten und wichtigsten Angelegenheit der Menschen! Wie sehr haben wir zu wachen, zu beten, uns vor Gott zu prüfen, dass uns die Eigenliebe nicht betrüge und uns selig spreche, ohne dass wir das wahre, untrügliche Kennzeichen der seligen Kinder Gottes, die Liebe, an und in uns haben. Es ist doch alles Nichts, alles Gute auch eitel, wenn nicht Liebe es heiligt. Komm, Liebe! komm! und erfülle uns ganz und gar! (Johannes Evangelista Gossner)


Trudel, Dorothea - Zwölf Hausandachten gehalten in Männedorf - 1 Korinther 13.

1. Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönend Erz oder eine klingende Schelle. 2. Und wenn ich weissagen könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis, und hätte allen Glauben, also dass ich Berge versetzte, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts. 3. Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib brennen und hätte der Liebe nicht, so wäre mir es nichts nütze. 4. Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht. 5. Sie stellt sich nicht ungebärdig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie trachtet nicht nach Schaden. 6. Sie freut sich nicht der Ungerechtigkeit, sie freut sich aber der Wahrheit. 7. Sie verträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. 8. Die Liebe wird nicht müde (hört nimmer auf), so doch die Weissagungen aufhören werden, und die Sprachen aufhören werden, und das Erkenntnis aufhören wird. 9. Denn unser Wissen ist Stückwerk, und unser Weissagen ist Stückwerk. 10. Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören. 11. Da ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind, und war klug wie ein Kind, und hatte kindische Anschläge; da ich aber ein Mann ward, tat ich ab was kindisch war. 12. Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen Wort; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich es stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin. 13. Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.

Vers 1. Im 12. Kapitel an die Korinther wird von den apostolischen Gnadengaben geredet. Es war unter den Christen so weit gekommen, dass man auf die vielen Gaben, die sie besaßen, zu viel Gewicht legte, und deshalb sagt Paulus im 13. Kapitel, dass alle Gaben nichts seien, so wir die größte unter denselben, die alles tragende Liebe nicht haben, welche aber nicht in eigener Kraft, sondern durch die Gnade des HErrn erlangt wird. Wenn ich nicht gewiss wüsste, dass der HErr die Gabe der Liebe in ein jedes Herz, das nur danach verlangt, ausschütten kann und will, so dass auch diejenigen, die vorher Feind und Spötter des Wortes Gottes waren, zur Liebe hindurchdringen können, so wäre ich oft fast verzweifelt, und es wäre mir angst und bange geworden, wenn ich Seelen vor mir hatte, die tot und kalt gegen alles Göttliche waren. Aber ich traute es meinem Gott fest zu, dass Er auch da die Eisrinde der Herzen schmelzen und sie mit seiner Liebe erfüllen könne. Wenn man die Gabe der Liebe am Herzen erfahren hat, so wird man klein und schämt sich vor dem HErrn, je im Leben nur etwas von sich selber gehalten oder Liebe von anderen beansprucht zu haben. Man fühlt sich aller Liebe unwert und betrachtet es als unendliche Gabe vom HErrn, andere lieben zu dürfen. Hat man diese wahre Liebe, so ist man glücklich, dem elendesten Sünder helfen zu können. Ist diese Liebe. in uns, so können wir nicht an Unglücklichen vorbeigehen, ohne ihnen zu helfen; wir halten es für Gnade, dem Ärmsten und Verworfensten Samariterdienste leisten zu können.

Haben wir die Gabe der Liebe, so sind wir eine Null und finden nichts Gutes an uns. Manche Menschen können anderen ins Angesicht freundlich sein, schöne, glatte Worte geben und hinter dem Rücken das Gegenteil reden; heißt das lieben? Haben wir die wahre Liebe von Gott, so sind wir der ganzen Welt freund, aber den Sünden derselben feind und wir können nicht anders, als Arm und Reich, Freund und Feind, kurz, alle Seelen mit gleicher Liebe umfassen, und unser einziges Bestreben geht dahin, dass doch auch sie die Liebe des HErrn fühlen und schmecken möchten.

Vers 2. Es gibt keinen herrlicheren Spruch als gerade diesen. Alle Gaben, Weissagung und alle Erkenntnis nützt nichts, so wir nicht die alles tragende Liebe haben, so wir uns nicht ganz hingeben können für Die, welche unserer Natur entgegen sind; und gerade die Gabe, Freunde und Feind mit der gleichen Liebe zu umfassen, ist und bleibt die vornehmste. Der Brand der heißen Jesusliebe muss in uns sein, dann bekommen wir auch von den anderen Gaben, so viel wir deren bedürfen, aber ohne Liebe sind und bleiben wir tot.

Vers 3. Es kann kein Reicher sich durch Almosengeben den Himmel verdienen, und wer in der Absicht Almosen gibt, statt das Wohl der Seele dabei im Auge zu haben, der ist auf einem falschen Weg und kann armen Seelen, anstatt ihnen mit seinem Geld zu helfen, oft geradezu schaden. Nur auf Jesu Wink und aus Gnaden können wir alles den Seelen und dem HErrn tun und treue Werber für Ihn und sein Reich sein. Alles, was wir tun, muss für den HErrn und zu seiner Ehre geschehen; tun wir es aber, um Lob, Dank und Anerkennung zu ernten, so laden wir dadurch noch Sünde auf uns. Der rechte Gnadenlohn für uns ist: Ihm leben, und den unsterblichen Seelen seine Gnade, Treue und Sünderliebe anpreisen und sie aus dem Tod und der Gefangenschaft der Sünde auf den Pfad der Gnade und des Lebens leiten zu dürfen. An jedem Abend müssen wir eine Selbstprüfung mit uns vornehmen und schauen, ob wir auch am verflossenen Tage irgendwo in der Liebe fehlten, und, anstatt Seelen mit ihren Gebrechen und Fehlern zu tragen, sie lieblos von uns stießen und ihnen, statt zum Segen, zum Anstoß wurden. Ach, wenn es so ist, so lasst es nicht beim bloßen Erkennen sein Bewenden haben, sondern eilt zur Wundenburg Jesu und sucht dort Vergebung, Kraft und Stärke; denn Er liebte uns bis in den Tod, und sein Tod gab uns das Leben. Wenn wir das so recht ergreifen und erkennen, dann können wir nicht kalt und lieblos bleiben gegen eine einzige Seele; denn für alle floss Jesu Blut. Daher sollen wir alle lieben. Die wahre Liebe entzieht sich niemand; sie geht allen Seelen freudig nach; sie sucht nicht das ihre, sondern das, was des anderen ist.

Vers 4. Viele meinen, sie dienen dem HErrn, sie hätten die rechte Liebe, sie seien langmütig und wenn man es näher prüft, so lieben sie nichts als sich selbst, so pflegen sie nur sich, sind nur gegen sich selbst freundlich, gegen andere aber störrig, zurückstoßend, verschlossen. Ist das die Liebe, die alles trägt, die langmütig und freundlich ist? Wenn wir für den HErrn eifern und dabei Herzklopfen haben und es in uns siedet und kocht, statt vor Liebe gegen die Seelen zu brennen, welche den HErrn noch nicht kennen: sind wir da auf rechtem Weg? Nein. Es ist keine Entschuldigung, wenn wir sagen; „Wir eifern für den HErrn!“ Auch im Eifer für Ihn müssen wir ganz gelassen sein, die Nerven dürfen sich nicht aufregen lassen, sonst eifern wir, während doch der HErr selbst eifern will. Die Liebe rühmt sich nicht, weil uns nicht der geringste Ruhm gebührt, sondern allein Gott. Und so wir des Morgens nicht Kraft hatten für unser Tagewerk und der HErr half uns doch den ganzen Tag durch und gab uns so viel Kräfte als wir bedurften, so haben wir wohl zu rühmen und zu preisen, aber nicht uns selbst, sondern stets den HErrn und seine Sache.

Vers 5 und 6. Wer also die rechte Liebe hat, darf nie ungebärdig sein. - Es ist eine Schande, im Dienst des HErrn zu stehen und dabei ungebärdig tun, einen Tag so und den anderen Tag anders gelaunt sein. Stehen wir wirklich in der wahren Liebe zum HErrn, so regt uns nichts mehr auf, greift uns nichts mehr an, keine Ungebührlichkeiten von anderen, keine Verletzung des eigenen Ich, denn sonst müssten wir uns tief vor Jesu schämen. Der König der Könige ließ sich anspeien. Er trug alle Gewalttätigkeiten, Spott, Marter und Hohn; aber er klagte nicht; Er jammerte nicht; er wurde auch nicht verletzt, sondern brannte vor Liebe zu seinen Peinigern und dürstete danach, auch ihre Seelen gerettet zu wissen. Nichts für uns suchen, uns ganz verleugnen, den anderen gerne alles Gute lassen, ihnen das beste Teil gönnen, das bringt den größten Frieden ins Herz und mit dem Frieden wahre Liebe. Nicht oben an sitzen wollen und stets der Erste sein, sondern demütig und klein werden und gerne unter den Kleinsten und Niedrigsten sich beugen; Staub werden und gestorbene Leute: das macht uns angenehm vor dem HErrn, das macht uns fähig, zum göttlichen Adel zu gehören, der da nicht sucht, was sein ist, sondern nur Gottes Ehre und die Verherrlichung seines Namens. Die Liebe empört sich nicht; sie verträgt alles gerne von anderen; sie macht sich nichts aus fremdem Druck; sie lässt sich lieber für gleichgültig halten, als sich zu empören; sie lässt sich lieber regieren von den Allerärmsten, als selbst zu herrschen. Und in der Tat macht das allein glücklich, wenn Christus in uns herrscht.

Vers 7. „Die Liebe verträgt alles, sie glaubt alles; sie hofft alles, sie duldet alles!“ - Beim Anblick solcher Seelen, an denen, trotz der vielen Fürbitten, noch keine Spur von Rettung zu sehen war, hätte ich oft verzagen mögen, wenn ich nicht bestimmt hätte glauben können, der Herr Jesus lasse sie nicht, auch sie werden noch zum Frieden kommen. Wir müssen solche armen Seelen mit unseren Gebeten binden, und uns allein an Jesu Verheißung halten, dass das, was wir auf Erden binden in seinem Namen und im Glauben an seine Blutskraft, auch im Himmel gebunden sein soll. So wie Moses für sein Volk in den Riss trat, so sollen auch wir es für die Seelen tun und alles glauben und alles hoffen und auf den HErrn vertrauen. Er lässt unseren Glauben nicht zu Schanden werden. Der HErr gab sein Leben für uns hin, als wir noch seine Feind waren, und wir wollten uns nicht freudig für arme Seelen, die unsere Brüder und Schwestern und mit uns gleich teuer erkauft sind, hingeben?

Vers 8. „Die Liebe hört nimmer auf.“ Die wahre Liebe kann nie aufgelöst werden, auch wenn die innigsten Bande zerreißen, wenn eine Trennung der liebsten Freunde geschieht. Die Liebe muss aber nicht im Fleisch, sie muss in Jesu sein, und so wie wir Ihn bitten, dass Er das Verlorene wiederbringe, so tut Er es nach seinem Wort, und die Liebe zwischen uns und dem verlorenen Freunde hört demnach nicht auf; sie besteht im Geist fort und ist stärker als der Tod.

Vers 11-13. Wenn wir einst dort sind, wo die Sonne in alle Ewigkeit nicht mehr untergeht, wie wird es uns dann sein? Dann werden wir sagen müssen: „Ja, all unser Wissen war Stückwerk; jetzt aber sehen wir es vollkommen.“ Wir sind alle hienieden nur Kinder, dort erst werden wir Männer. Der HErr gebe, dass wir alle unter denen erfunden werden, die Ihn von Angesicht zu Angesicht sehen dürfen! Wenn Mose Angesicht schon glänzte, da er vierzig Tage mit Gott geredet hatte, so dass das Volk den Glanz nicht ertragen konnte: welch ein Glanz wird dann erst sein, wenn wir Gott schauen werden in seiner Herrlichkeit! So lasst uns denn festhalten am Glauben, an der Liebe und an der Hoffnung! Der Glaube aber wird verwandelt ins Schauen; die Hoffnung wird sich erfüllen; die Liebe allein bleibt. Sie hört nimmer auf; sie reicht über Tod und Grab, und wird drüben vereinigt mit der ewigen Liebe, die uns zuerst liebte, die wir hier liebten, obwohl wir sie nicht sahen. So pflanze uns der HErr tief in seine Liebe und lasse sie in unseren Herzen wohnen, dass wir in Ihm und Er in uns sei und bleibe! (Dorothea Trudel)


Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle.

Nicht dazu verpflichtet uns Paulus, dass wir über die Liebe reden, sondern dazu, dass wir in ihr reden. Reden wir über die Liebe, so kann die Rede leicht nicht mehr sein als der laute Schall eines Tamburin. Eine Christenheit, die von der Liebe spricht, haben wir in großem Umfang; aber es liegt am Tag, dass sie damit noch nicht zum Dienst Gottes fähig ist und noch kein heilsames Wort besitzt. Ich muss die Liebe haben; das macht mein Wort stark, sieghaft und zum Werkzeug eines fruchtbaren Gottesdienstes. Mein Wort kann zwei verschiedenen Zwecken dienen. Entweder stellt es mich dar, bringt zum Ausdruck, was mich bewegt, zeigt meinen Zustand, sei es meine Armut, wenn es klagt, sei es meinen Reichtum, wenn es meine Ziele verkündet, die anderen anwirbt, und braucht, an mich anzieht und mir folgsam macht. Paulus sagt, so bleibe das Wort Schellengetön, auch wenn es höchste Wissenschaft und höchste Kunst darstellt. Starken Beifall kann man freilich so erwerben; denn der Mensch bewundert den Menschen gern, wenn er seine Größe vor ihm ausstellt. Aber einen echten Erfolg, der vor Gott besteht und für die Menschen heilsam ist, schafft mein Wort nicht, wenn es in mir seinen Gegenstand hat. Nun kann aber mein Wort auch von der Liebe seine Gestalt bekommen. Dann erhält es sein Ziel und seinen Inhalt durch das, was die anderen sind und bedürfen. Dann spreche ich mit ihnen von ihren Sünden nicht, um sie zu erniedrigen, sondern um sie aufzurichten, spreche von meiner Erkenntnis nicht, um mich als den Wissenden zu beweisen, sondern um ihnen das zu zeigen, was ihr Auge mit Licht und ihre Vernunft mit Wahrheit beschenkt, spreche von Gottes Gnade nicht dazu, um mich oder meine Kirche oder die Christenheit zu erhöhen, sondern um Gottes Gabe denen zu bringen, die mich hören. So wird das Wort dem untertan, was der Hörer ist und braucht, und dadurch ist es mächtig. Es gibt auch für unsere Rede keine Macht anders als durch den Dienst und keinen Erfolg anders als durch die Entsagung. Denn auch unsere Rede gedeiht nur dann, wenn sie Gott vor Augen hat, und verfällt, wenn der Mensch sie an sich selber kettet.
Unser Mund, der sprechen kann, unser Ohr, das hören kann, sind, Vater, die Zeugen deiner wunderbaren Güte. Mit dem Wort führst du uns zusammen, öffnest uns für einander, schließest Inwendiges auf und machst Verborgenes wahrnehmbar. Und nun füllst du unser Wort mit deinem Wort und machst, dass wir von deiner Gnade reden dürfen. Aber nur gebeugt und in der Ferne als der, der um dein Vergeben bittet, kann ich vor dir stehen, wenn ich an mein Reden denke. Vergib die eitle Leere und den stolzen Schmutz meiner Worte. Geber der Liebe, heile meine Rede. Amen. (Adolf Schlatter)

Predigten

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nt/46/1._korinther_13_1.txt · Zuletzt geändert: von aj
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