Sie befinden sich hier: Andachtsbibel » nt » Römerbrief » Römer 9,1
Zuletzt angesehen: Römer 9,1

Römer 9,1

Römer 9,1

Andachten

Ein oft missverstandenes Kapitel! Paulus redet hier nicht von der Prädestination oder Vorherbestimmung einiger Menschen zur Seligkeit und anderer zur Verdammnis, sondern von der früheren Bevorzugung Israels vor allen Völkern der Erde und der nunmehrigen Verwerfung seines Volks um seines Unglaubens willen, und wie bei dieser Führung Alles Gnade und nichts Verdienst sei. Es konnte scheinen, als ob Gott durch Israels Verstoßung seine diesem Volke gegebene Verheißungen gebrochen hätte; darauf antwortet der Apostel: 1) nie habe Gott die Heilsverheißung an die leibliche Abstammung von Abraham geknüpft, an jüdische Volksgemeinschaft V. 6-9. 2) auch nicht an Werkverdienst und Werkgerechtigkeit, so wenig wie an Geburtsrecht V. 10-13; nicht Werke seien Bedingung von Gottes Beschluss, es sei ein freier Gnadenratschluss. 3) daraus folge aber nicht, dass Gott willkürlich handle und ungerecht sei: es ist bei Gott Alles Gnade und bei uns nichts Rechtsanspruch. Diesen Einwurf bringt Paulus zum Schweigen zuerst durch eine göttliche Autorität, wonach im Alten Testament Gott sich selbst das Recht beilegt zu begnadigen und zu verstocken oder zu verwerfen V. 14. 15. Es ist also keine Ungerechtigkeit, wenn Er von diesem Rechte Gebrauch macht. Dann durch Pharaos Beispiel V. 16-18, den ER wahrhaftig lange genug mit Langmut getragen, ehe Er das Strafgericht an ihm vollzogen habe. Gott lasse sich nicht die Hände binden, weder im Gutestun noch im Strafen, wenn die lange geschonten Sünder nicht aufhören wollen, vielmehr durch seine Geduld sich noch mehr verstocken. 4) Auch sei es nicht ungerecht, wenn Gott den Verstockten beschuldige; denn Gott ist unbedingt allmächtig, und es gebührt nicht der Kreatur, den Schöpfer zur Rede zu stellen V. 19-24. Um so weniger, als Gott von seinem unbedingten Rechte nicht einmal unbedingten Gebrauch macht, sondern die Verworfenen lange genug in Geduld trägt, ehe Er sie seinem Zorngerichte Preis gibt, und zugleich Alles tut, um an den Erwählten den Reichtum seiner Herrlichkeit zu offenbaren. So tritt nicht nur seine Gnade ins hellste Licht, sondern auch seine Strafgerechtigkeit selbst erscheint noch durch Langmut gemildert. 5) Zum Schluss kehrt Paulus zum Ausgangspunkt des Kapitels zurück, nämlich zur Tatsache des Ausschlusses Israels vom Heil in Christo und Annahme der Heidenwelt an seiner Statt. Diese Tatsache widerspricht so wenig den Verheißungen des Alten Testaments, dass sie im Gegenteil durch die Propheten bereits vorherverkündigt ist, V. 25-29. Darauf bezeichnet Paulus den Grund der Verwerfung Israels V. 30-33, nämlich Israels Werkgerechtigkeit und Abneigung, sich der göttlichen Forderung des Glaubens zu unterwerfen. Die Schuld liegt also auf Israels Seite allein.

Dasselbe gilt auch von uns. Sind wir erwählet, so ist der Grund nicht irgend eine Würdigkeit noch ein Verdienst von uns, das Gott angesehen hat, sondern nur in Christo hat Er uns angesehen. Gehen wir verloren, so liegt die Schuld allein, wie bei Israel, an unserm Unglauben, der das dargebotene Heil verwirft. In Gott ist keine Willkür, kein Handeln nach Gunst oder Laune, sondern eitel Licht und keine Finsternis, kein Widerspruch; und es ist eine Keckheit der menschlichen Vernunft, wenn sie weiter in das Geheimnis der göttlichen Gnade zur menschlichen Freiheit eindringen und es sich beliebig zurecht legen will. Halte daran fest, dass in deinem Leben wie in deinem Christentum Alles Gnade ist, und du bleibst bewahrt vor allen nachteiligen Folgen der Lehre von der Gnadenwahl. (Friedrich Arndt)

Predigten

Diese Website verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Website stimmen Sie dem Speichern von Cookies auf Ihrem Computer zu. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzbestimmungen gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
nt/45/roemer_9_1.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain