Römer 7,21
Andachten
So finde ich in mir nun ein Gesetz, der ich will das Gute tun, dass mir das Böse anhängt.
Die Sünde ist kein Kleid, das man aus- und anziehen kann nach freiem Belieben; sie steckt viel tiefer; ihre Wurzeln sind mit unserem innersten Geistesleben verwoben; ja wenn einer sein ganzes Leben damit zubrächte, aus eigener Kraft von einer Sünde los zu werden, so würde es ihm nicht gelingen, und er müsste bekennen, dass er vergeblich gearbeitet und seine Zeit unnütz verschwendet habe. Ich will den Fall setzen, du wolltest die Eigenliebe aus deinem Herzen ausrotten, und es gelänge dir, Meister zu werden über die groben Ausbrüche derselben, und du brächtest es aus eigener Kraft, was aber unmöglich ist, so weit, dass du keinen Gefallen mehr an dir selber hättest, was würde die Folge davon sein? Antwort: du würdest einen Gefallen daran haben, dass du keinen Gefallen mehr an dir hast, dass du es so weit gebracht hast in der Ertötung deiner Eigenliebe, und so würde das zweite Übel ärger denn das erste; denn vorher warst du ein hochmütiger Sünder, nun wärest du ein hochmütiger und eigenliebiger Heiliger; diese aber sind ein größerer Gräuel vor Gott als jene. Aber versuch' es nur einmal, weihe dich der Tugend nur eine Woche lang in wahrhaftigem Ernst und mit Aufrichtigkeit gegen dich selbst. O! wenn die Leute, welche so viel von der Tugend reden, nur einmal ernstlich versuchten, das ins Werk zu setzen, was sie reden, so könnten sie noch zur Erkenntnis der Wahrheit, zur Erkenntnis ihrer Jämmerlichkeit und ihres Elends, und zur Erkenntnis der Unentbehrlichkeit Christi gelangen, und vielleicht auf diese Art zu einer wahren Bekehrung hindurchdringen. (Ludwig Hofacker)