Sie befinden sich hier: Andachtsbibel » nt » Römerbrief » Römer 7,19
Zuletzt angesehen: Römer 7,19

Römer 7,19

Römer 7,19

Andachten

Das Gute, das ich will, das tue ich nicht, sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich.
Wenn Gottes Gebot zu mir kommt, weckt es freilich meinen Widerwillen auf. Denn ich muss empfinden, dass es von meinem Willen gänzlich verschieden ist. Ich kann ihm aber auch zustimmen und meinen Widerspruch zum Schweigen bringen. Dann will ich das Gute. Allein damit ist die in mich hineingelegte große Frage noch nicht erledigt. Denn der Wille ist entwertet und widerlegt, wenn er nicht in der Tat zur Vollendung kommt. Kann ich auch dann, wenn ich das Gute will, so handeln, dass es geschieht? Hier gibt es aber erst wieder Schwierigkeiten, die mir neue Not bereiten, auch wenn das inwendige Gespräch mit dem göttlichen Gebot so zum Abschluss kam, dass ich zum Guten entschlossen bin. Denn zum Handeln brauche ich meinen Leib. Alles, was Tat wird, vollzieht sich im natürlichen Bereich. Das heißt, Lust und Unlust sind aufgewacht und ziehen mich. Glück und Unglück werfen die Bilder in mich hinein und Gott verbirgt sich für mich hinter der massiven Sichtbarkeit des natürlichen Geschehens. Dafür stehen die Menschen als gewaltige Gestalten vor mir, die mir bei jedem Handeln unentbehrlich sind. Mit ihnen, gegen sie, für sie handle ich, und sie legen mir ihren Willen auf, dem ich mich fügen muss. Ihr Lob ist falsch; ihre Ansprüche fordern das Böse; ihre Gemeinschaft erträgt Gottes Ordnung nicht. Diese zum Bösen treibenden Kräfte sind stärker als mein guter Wille. Sowie ich handle, erhält das natürliche Begehren das Übergewicht. Daher sitzt in uns Menschen die Angst vor dem Handeln und wir versuchen es, der Natur zu entrinnen und einen Standort zu erreichen, der uns von der Welt entfernt und uns das Handeln erspart. Sie sind oft rührend, diese Versuche, zwischen unserer Seele und der Welt eine Mauer aufzurichten, hinter der die Seele geborgen sei. Sie scheitern alle; denn sie streiten gegen die Bedingungen, an die unser Leben gebunden ist. Es gibt kein Kloster, und sei es noch so hoch ummauert und in feierlicher Stille eingetaucht, in dem das Wort aufgehoben wäre: Das Böse, das ich nicht will, das tue ich. Wie wird es aufgehoben? Im zentralen Vorgang, der das Innerste in uns ist, entsteht die Änderung. Dort wird uns ein neues Verhältnis zu Gott beschert, nicht nur das, das die Natur uns bereitet, auch nicht nur das, das aus dem uns enthüllten göttlichen Gebot entsteht, sondern das, das der gebende Gott uns schenkt, dessen Gnade zu uns kommt. In Christus sein, sagt mir Paulus, das ist die Befreiung vom Geflecht der natürlichen Notwendigkeit, die stärkere Macht als der natürliche Trieb und als der Menschen Gebot. Das Ende meiner Ohnmacht ist, dass ich im Glauben mit Gott verbunden bin.
Herr Gott, es ist nicht Dein Wille, dass ich auf mich selbst mich stütze und in mir selber ruhe. In mir ist nicht Friede und nicht Kraft und nicht Heil. Das alles ist bei Dir und ist Deines Geistes Werk, Deines Geistes Geschenk. Komm zu mir, Geist des Lebens, dann will und handle ich. Amen. (Adolf Schlatter)

Predigten

Diese Website verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Website stimmen Sie dem Speichern von Cookies auf Ihrem Computer zu. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzbestimmungen gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
nt/45/roemer_7_19.txt · Zuletzt geändert: von aj
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain