Römer 5,6
Andachten
Denn auch Christus, da wir noch schwach waren nach der Zeit, ist für uns Gottlose gestorben. Nun stirbt kaum Jemand um des Rechte willen; um etwas Gutes willen dürfte vielleicht Jemand sterben. Darum preiset Gott seine Liebe gegen uns, dass Christus für uns gestorben ist, da wir noch Sünder waren.
Wer waren denn wir, als der Heiland Tod und Marter für uns am Kreuz erduldete? Waren wir Freunde, Verehrer Gottes und Christi? Trachteten wir mit allen Kräften nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit? War es uns ein Anliegen, als Gott wohlgefällige Kinder unsern himmlischen Vater zu lieben und ihm gehorsam zu sein? Nein. Darum preiset Gott darin seine Liebe gegen uns. Uns, seine Feinde, hat er also geliebt; für boshafte Sünder hat er sein Leben gelassen, für sie unter tausend Schmerzen sein kostbares Blut vergossen. Das heißt Liebe. O große Lieb', o Lieb' ohn' alle Maße, die sich gebracht auf solche Marterstraße! Ich lebte mit der Welt in Luft und Freuden, und du musst leiden! - Wer diese Liebe recht anerkennt, wem es lebendig ins Herz geschrieben ist, was der HErr für ihn getan, dass er ihn, dass er dich und mich, dass er uns Alle, die wir von Natur Feinde und Kinder des Zornes sind, so unaussprechlich liebte und uns mit solcher Liebe zuvorkommt, wer das recht anerkennt, der wird dann auch das Gebot des Heilandes: „ihr sollt euch untereinander die Füße waschen“ wohl verstehen und auch üben. Aber freilich, so lange man noch kalt, lau und gleichgültig neben draußen steht, wenn von den ewigen Heilswahrheiten in Christo und von der großen Liebe und Barmherzigkeit Gottes gehandelt wird, und bloß denkt, es kann so sein, im Übrigen aber sich dadurch nicht anfassen und angreifen lässt, so lange noch kein göttlicher Funke der Dankbarkeit und Liebe gegen den Heiland ins Herz gefallen ist, so lange wird man auch nicht wissen und begreifen, was es heißt, den Bruder lieben als sich selbst und seinem Nächsten die Füße waschen, ja man wird ein elender, eigennütziger, nur auf seinen Vorteil und Gewinn und Bequemlichkeit bedachter Mensch sein und bleiben. (Ludwig Hofacker)