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Römer 3,28

Römer 3,28

Andachten

So halten wir es nun, dass der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.“

Um selig zu werden und in die Gemeinschaft mit Gott zu kommen, kommt Alles darauf an, dass der Mensch nicht mehr als Sünder vor Gott erscheine, sondern gerecht vor Ihm werde. Aus sich selbst aber konnte der Mensch nicht mehr gerecht werden; denn die Sünde war zu mächtig in ihm, und all sein Wesen zu verderbt und fern von Gott. Die Juden hatten wohl das Gesetz empfangen; und dieses verlangte unter Anderem viele Opfer, was allein schon bezeugte, dass der Mensch nicht als gerecht angesehen werden konnte. Die Opfer aber konnten nur die Geduld Gottes bewirken, mit der Bestrafung der Sünden zu warten, wie Paulus in unsrer Stelle eben gesagt hatte (V. 25), nicht aber ein Recht geben zu eigentlicher Vergebung der Sünden. Die Gerechtigkeit Gottes forderte ein anderes und größeres Opfer.

Solches Opfer brachte durch sich selbst Christus, indem Er als der Reine und Unschuldige sich für die Sünden der Menschen opferte. Dieser Eine nun, der sich für alle hingab, kann Allen zu gut kommen, Durch den Glauben an Ihn, den Heiligen, und an die durch Seinen Tod erworbene Gnade, bringen sie gleichsam in Ihm das Opfer selbst dar für ihre Sünden, und zwar das größte, das vollgültige Opfer, über welches kein anderes gehen kann. Christus kann die, die sich mit kindlicher Zuversicht an Sein Opfer halten, Seinem Vater als die Seinen, als Seine Gesinnungsgenossen, zur völligen Vergebung aller ihrer Sünden vorstellen. Drücken sie doch mit ihrem Glauben den tiefsten Herzenswunsch aus, so zu sein, wie Er, in Allem mit ihm zu gehen. Sie leben sich in ihn hinein und geben dem Vater die Bürgschaft, - wo's nicht so ist, da gilt's eben auch nichts, - dass es ihnen ein Ernst sei mit ihrer Umkehr zu Gott. Darum wird, wer an Christum glaubt, gerecht; und ihm kann die Gerechtigkeit, die Christus hat, unfehlbar zu gut kommen.

Die Werke des Gesetz es können keine Gerechtigkeit erwerben; denn sie sind keine Opfer für die begangenen Übertretungen des Gesetzes. Wer sie tut, tut für den Augenblick seine Schuldigkeit, aber nicht weiter; und das Vergangene ist damit nicht gesühnt. Wenn ein Mensch zu Zeiten Gutes tut, zu Zeiten die Sünde lässt, dass er nicht stiehlt, nicht die Ehe bricht, nicht mordet, nicht meineidig ist und dergleichen, so tut er, was eben recht ist; und wenn er's nicht so macht, wäre er der Streiche wert, die den Übertretern gebühren, nicht einmal eines Lobs. Wie aber, wenn er drunter hinein irgendwie denn doch stiehlt, doch die Ehe bricht, doch mordet, doch meineidig ist, - und wie man so sündigen kann, ohne dass es vor Menschen gerade diesen Namen trägt, wer weiß das nicht? - womit soll das gut gemacht werden? Wie soll er als Gerechter vor Gott zu erscheinen den Mut haben? Wollte er aber JEsum nur zum Lückenbüßer annehmen, dass Jesus sollte das Verdienst haben, wo's dem Menschen nicht gebührte, das Verdienst aber ihm, dem Menschen selbst, verbleiben solle, wo er's zu haben glaubt, wer sieht nicht da den Trotz, den Hochmut, die Herzenshärtigkeit des Menschen, der sich nicht beugen will um seiner Sünden willen und nur gleich den Kopf hoch trägt, wenn er nicht gerade immer, wo er könnte, stiehlt, oder die Ehe bricht, oder mordet, oder Meineid tut und dergleichen.

Wie klar wird uns doch da, dass ein Mensch, der gerecht werden will, Nichts, was er tut, etwas Verdienstliches sein lassen darf, um allein durch das gläubige Vertrauen auf das, was Christus ihm geworden ist, zur Gnade und durch diese zur Gerechtigkeit zu gelangen! Ach, dass doch Allen die Augen aufgingen, die dargebotene Gnade, die nur gläubiges Vertrauen auf Christum fordert, nicht zu versäumen!

Zusatz (Allein durch den Glauben.)

Unser Spruch ist derjenige, der in der Reformationszeit und später viel Anlass zu Streitigkeiten gegeben hat, weil nämlich das Wort allein im griechischen Grundtext nicht steht, der selige Luther aber, der es aus der alten lateinischen Übersetzung nahm, trotz aller Einreden, die ihm gemacht wurden, bei den Wörtlein verblieben ist, jedoch nach seiner besonderen Auslegung mit dem Sinne: „Nur durch den Glauben.“ Wir haben's auch seitdem in der deutschen Bibel stehen lassen. Das Wort rechtfertigt sich übrigens ganz aus dem Grundtext, Der Wege zur Rechtfertigung nämlich, will Paulus sagen, gibt's möglicherweise nur zwei: des Gesetzes Wert oder den Glauben. Ein Mittleres wird nicht gesetzt, wie etwa, dass es Glaube und Werke mit einander ausmachen. „Wo bleibt nun der Ruhm?“ sagt Paulus, „er ist aus. Durch welch Gesetz? Durch der Werke Gesetz? Nicht also, sondern durch des Glaubens Gesetz; also kommt die Gerechtigkeit durch den Glauben ohne Gesetz.“ Wird also der Weg des Gesetzes geradezu ausgeschlossen, so bleibt offenbar der andere Weg, nämlich der des Glaubens allein noch übrig. Es drückt mithin das Wörtlein allein ganz den Sinn Pauli aus; und schon wenn man sich nur an dem Wörtlein allein stößt, missversteht oder missdeutet man den Apostel. Darum blieb Luther so fest dabei, damit, wie Andere wollten, vom Wort Pauli nichts abgezogen werde. So, kann man sagen, ist Luther mit dem Wörtlein allein genauer beim Wort geblieben, als wenn er, durch Gegner veranlasst, es hätte streichen wollen.

Merken wir uns aber, Herzensnot treibt oder soll treiben zum Glauben an Jesum; und ein trockener herzloser Bekenntnisglauben tuts nicht. Wird aber, wen Herzensnot treibt, ein Sünder bleiben können? Fürchten wir also nicht, dass durch solche Lehre oder Rechtfertigungsweise dem Fleisch und der Sünde gedient werde. Der Glaube recht betrachtet, ist ja selbst wieder recht eigentlich die Erfüllung des Gesetzes, sofern er seinen Grund in der höchsten Wertschätzung des Gesetzes hat. (Christoph Blumhardt)


So halten wir es nun, dass der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.
Welch' ein herrlich Ding ist's doch, wenn man so mit dem Apostel sprechen kann: „Wir sind gerecht vor Gott“, - „wir haben Frieden mit Gott“, „wir haben in Jesu Vergebung, Versöhnung und ewiges Leben“! Freilich, nicht ganz selten begegnen Einem Menschen, die solche Sprache führen, bei denen man aber unmittelbar das Gefühl hat: Die haben kein Recht so zu reden; es ist nur angelerntes Werk. - Andererseits findet man aber auch Solche, die in aller Wahrhaftigkeit auf dem Zöllnerstandpunkt stehen und die dennoch nicht zur Freudigkeit des Geistes, noch zur Gewissheit ihres Heiles kommen können. Grade Diesen, die von sich selbst innerlich los sind und sich ganz Christo bringen möchten, - die sich freuen dürften und doch noch nicht freuen können, weil sie, - ich weiß nicht auf welche besondere, innere oder äußere Offenbarungen und Stimmen Gottes, die doch nicht verheißen sind, - warten, diesen gilt, was hier gesagt werden soll. Wie können sie denn dazu kommen, dass sie sich ihres Gnadenstandes freuen? Die Apostel antworten allen, von sich selbst geschiedenen Seelen einstimmig: „Durch den Glauben wird man gerecht vor Gott“. Was heißt denn das: durch den Glauben? Nun, es heißt zunächst: „Nicht durch die Werke“. Es heißt aber weiter auch, dass man die Begnadigung und innere Erleuchtung nicht hier und daher erwarten, sondern aus dem Wort Christi selbst heraus ergreifen soll. Denn in den Marmorhallen des Tempels sowohl wie an allen Hecken und Zäunen lässt Er die wahrhaft Leidtragenden den vollen Sonnenglanz seiner Liebe genießen, ruft und lockt sie: „So greift doch zu und nehmt mich, ihr, die ihr von euch selbst nichts und von mir Alles haltet; euch gehört all' meine Gnade, euch gehört das ewige Leben“.

Wie oft geschieht's, dass liebe Menschen sagen: „Ach, ich kann Gott nichts bringen, als einen ganz armen Sünder, jedoch, es fehlt mir die Gewissheit der Seligkeit“. Aber, ich bitte dich, so bring du doch Gott den armen Sünder und nimm von Ihm den Heiland! Er steht ja da. Eben so wie du bist will der Herr die Leute haben und die so sind, die will er alle haben und Alles, Alles in ihnen vollenden. So greife doch zu, dir gehört der Herr Jesus Christus und alle seine Gnade gehört dir.

Eben dies sollst du glauben; - nicht schauen, nicht schmecken, nicht fühlen, nicht sehen, nicht von den Pastoren und anderen frommen Leuten dir bezeugen lassen, nein, glauben sollst du's! Schmeckst du's, fühlst du's auch, sind auch die Frommen der Meinung, dass du ein Kind Gottes seist, desto besser; bemängeln sie dich aber, schmeckst und fühlst du selber nichts, so ist die Sache darum nicht anders. Hier ist das Wort Christi; dahinein senke deine Seele kräftig und trotze darauf, sei's auch zuwider aller Kreatur. Und ob dir alle Sterne am Himmel deines Geistes untergehen, und wenn alle Bäche Belials um dich rauschen, und wenn Schwermut dein Herz umnachtet und so manche liebliche Erfahrungen deines früheren Lebens dir total verdunkelt werden und wenn alle Heiligen des Himmels dir den Rücken kehren, so tritt du dennoch hin vor deinen Herrn Christus und sprich: Hier ist dein Gnadenwort und hier ist ein armer Sünder, die beiden gehören zusammen; hier ist ein Mann mit einem zerrissenen Herzen, der nichts wie sich selber zu bringen hat, sich aber auch ganz bringt, und da ist dein Wort, o Jesus, dass dem armen Sünder gewiss Erbarmung widerfahren werde und dass du selbst Alles in Ihm vollenden werdest, bis hin zum seligen Ziel der Vollendung in der Herrlichkeit. Darum bin ich trotzig und froh und zweifele nicht: mir gehört das ewige Leben, mir gehört das Erbteil der Heiligen im Licht, ja du selbst, o Herr, gehörst mir. Ich muss mich ganz in deine Arme fallen lassen, aber ich weiß auch, dass ich so nicht in den Abgrund stürze, sondern in Heilandshände sinke, die weicher wie alle Mutterhände sind.

Keiner Gnade sind wir wert;
Doch hat er in seinem Worte
Eidlich sich dazu erklärt;
Sehet nur, die Gnadenpforte
Ist hier völlig aufgetan:
Jesus nimmt die Sünder an. (Otto Funcke)

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