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Römer 14,23

Römer 14,23

Andachten

Was nicht aus dem Glauben kommt, das ist Sünde.
Gibt mir Paulus mit dieser Regel einen Maßstab, mit dem ich sicher messen kann, wie es mit meinem Verhalten steht, ob es sündlich ist oder dem göttlichen Willen untertan bleibt? Weiß ich denn, ob ich aus Glauben handle? Paulus hat immer erklärt: ob ihr glaubt oder nicht glaubt, das wisst ihr ganz gewiss; darüber könnt ihr euch nie täuschen, auf was ihr euer Vertrauen stützt, ob ihr euch auf euch selbst verlasst, auf eure Geldmittel, über die ihr verfügt, auf eure Machtmittel, auf die Menschen, die mit euch gehen, und die Verbände, die euch stärken, auf eure christliche Größe, die euch innerhalb der Christenheit und ihrer Arbeit Bedeutung gibt, oder ob ihr auf Gott gestellt seid, euch an Seine Gnade haltet und an Seinen Willen gebunden seid. Darüber, meinte Paulus, sei jedem, der sich ehrlich prüfe, ein Urteil möglich; er könne erkennen, „ob er im Glauben sei“. Da Paulus den Unterschied zwischen Glauben und Nichtglauben, zwischen dem Glauben an Gott und dem Glauben an mich selbst, als deutlich und sicher behandelt, gibt er uns auch mit seinem Unterricht, dass dasjenige Handeln verwerflich sei, das seinen Grund nicht im Glauben habe, einen Maßstab in die Hand, der uns mit Sicherheit angibt, wann wir richtig und wann wir sündlich handeln. Paulus wendet damit unser Urteil nicht nach außen zum Erfolg unseres Handelns hin. Wollte ich seinen Satz so deuten, mein Glaube verbürge mir notwendig und immer den erfolgreichen, Glück bringenden Ausgang meines Handelns, so hätte ich die entschlossene und reinliche Unterordnung unter Gott aufgegeben. Wie es unerhörte Gebete gibt, die nicht deshalb unerhört bleiben, weil es ihnen an Glauben fehlt, die vielmehr aus Glauben kommen und doch uns das nicht bringen, was wir wünschen, so kann sich auch ein Unternehmen, das ich im Glauben begonnen habe, als zweckwidrig herausstellen und scheitern. Nicht vom Glück spricht Paulus, sondern von der Sünde, nicht von der Klugheit unseres Verfahrens, sondern von seiner Richtigkeit vor Gott. Auf die tiefste Stelle, an der sich Rechtes und Schlechtes scheiden, richtet er unsern Blick.
An der Weise, wie ich mich an Gott anschließe, entsteht mein verwerfliches oder mein richtiges Verhalten. Entstand es nicht aus Glauben, dann war ich selbst der Wirkende, habe mir selbst ein Ziel gestellt, nur selbst Eigentum erworben, mir selbst Ruhm verschafft. So handelt der von Gott losgebundene Mensch, der sich mit seiner eigenen Willensmacht selbst bewegt. Was ich begehre und auch erwerbe, braucht keineswegs nur verwerflich zu sein. Ich kann nach Tugend streben; das ist ein hohes Ziel; oder ich kann für das Gemeinwohl arbeiten; das ist ein großer Zweck. Ich kann mir auch religiöse Ziele setzen, kirchliche Interessen vertreten und an der Christianisierung der Menschheit arbeiten. Auch die Bekehrung anderer wird sehr oft ohne Glauben unternommen. Das Urteil „Sünde“ trifft nicht das, was ich herzustellen suche, sondern mich in meinem Verhalten, mich in der inwendigen Bewegung meines Willens, und hier gibt es kein richtiges Verhalten, solange ich mich von Gott fernhalte. Nur dann bin ich über das Sündigen hinausgelangt, wenn mein Handeln darin seinen Grund hat, dass ich das, was Gottes Gnade mir gegeben hat, im Glauben erfasse.
Ruhm, Vater, finden wir bei uns nicht, dafür Dank für Deine Gnade. Treibe den Stolz aus mir aus, der sich in eigener Kraft zu handeln getraut, und gib mir den hellen Blick in das, was Deine gnädigen Gaben mir als Dienst und Pflicht gewähren. Amen. (Adolf Schlatter)

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