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Römer 12,2

Römer 12,2

Andachten

“Stellet euch nicht dieser Welt gleich, sondern verändert euch durch Verneuerung eures Sinnes, auf dass ihr prüfen möget, welches da sei der gute, der wohlgefällige und der vollkommene Gotteswillen

Da wird unsern lieben Abreisenden doch noch etwas Ernsteres nachgerufen. Wollen sie jetzt wieder in die Welt hinein, und nach dem Lauf dieser Welt sich stellen? Das doch wohl nicht, wenn sie die Heiligen Gottes bleiben wollen. Setzten sie sich doch damit gleich wieder weit vom lieben Gott, so dass Sein Schutz sie, so zu sagen, nicht mehr erreichen könnte. Wer als ein Heiliger vom HErrn bewahrt sein will, - das versteht sich von selbst, - darf dieser Welt sich nicht mehr gleich stellen; und es darf bei ihm nicht mehr nach dem alten Wesen gehen, wie es der natürliche Mensch nach der in ihm wohnenden Sünde gewohnt ist. Vielmehr werden die Heiligen, die unter den Schutz Gottes sich stellen, immer und überall sich prüfen, wie weit in all ihrem Tun der gute, der wohlgefällige und der vollkommene Wille Gottes mitlaufe. Wenn sie merken, dass es irgendwo fehlt, so machen sie's anders. Sie erneuern immer wieder ihren Sinn dem Willen Gottes nach, prüfen auch allezeit, mit was sie's gut, Gott wohlgefällig und ganz recht machten, und werden so erst die rechten Heiligen Gottes. Je weiter es darin Einer bringt, desto herrlicher wird auch die Bewahrung sein, die er von dem HErrn erfahren darf.

Sind wir in dem, was zur Erneuerung gehört, treu, so werden wir auch leicht über den Kleinmut und die Verzagtheit hinüberkommen, wie es uns oft befallen will, wenn das Gedränge groß wird. Treue erhält den Mut auch bei Schwachheiten, und lässt uns immer wieder mit Vertrauen seufzen: „HErr hilf mir!“ Solche Seufzer aber hört der HErr. Der bewahre unsere Seelen auch in dem, dass wir im Vertrauen nicht matt werden, in der Erneuerung unseres Sinnes nicht nachlassen, dem Treiben der Welt nicht zu nahe kommen, damit Ihm nie Ursache gegeben werde, uns Seinen helfenden Schirm und Schutz zu entziehen! Er gedenke derer, die jetzt abreisen, und gedenke derer, die bleiben, und wolle Seine Liebeshand nach allen ausstrecken und alles in allem zum Guten lenken nach Seiner Barmherzigkeit! (Christoph Blumhardt)


“Stellet euch nicht dieser Welt gleich“
Diese Welt! Wie hatte Paulus sie kennengelernt, als die Macht der Mode, als den Glanz des Diesseits, als die Lust des Augenblicks, aber vor allem in dem heißen Hass gegen Christum und seine Apostel und die Predigt vom Kreuz! Wie konnte es da überhaupt eine Möglichkeit für wirkliche Christen geben, diese Weltart anzunehmen? Die Gefahr bestand darin, dass die Welt gleichsam eine Schablone für den Einzelfall erfunden hatte und versprach, die Christen in Ruhe zu lassen, wenn sie sich mit dieser Schablone zeichnen ließen. Gebot nicht die Klugheit, dieses äußere Schema anzunehmen? Nein, die äußere Zustimmung zu der Weltschablone ist schon Abfall. Viele Christen behalten leider, um mit der Welt Frieden zu halten, der Welt Form bei und tun so, als wäre wirklich Religion „Privatsache“. Feigheit schafft Gefügigkeit gegen die Weltschablone, und daraus entsteht ein falsches Christentum, das sich nach der Mode richten muss, bis es seine Gotteskraft ganz verliert und vom Herrn verworfen und von der Welt verachtet wird. Darum, mein Herz, sei auf der Hut, dass du deine Selbständigkeit dieser Welt gegenüber und deine Gebundenheit an Jesum nicht preisgibst! Lieber Hass und Feindschaft, als Schablone dieser Welt!

Herr Jesu, ich spüre die Gefahr; ich erkenne meine schmiegsame, schwache Art. Bewahre du mich, dass ich im Zusammenhang mit dir bleibe, dass mich weder die gottlose noch die christliche Weltart gefangen nehme. Du bist mein Muster und mein Meister und meine Hilfe. Amen. (Samuel Keller)


Stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern verändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, auf dass ihr prüfen möget, welches da sei der gute, wohlgefällige und vollkommene Gotteswille.
Die Welt kann ich nicht verändern; erneuern aber kann ich meine Gedanken, und wenn diese neu werden, dann wird auch mein Verhalten neu. Dann gibt es eine Umformung und Neubildung, durch die diejenige Gestalt, die diese Welt mir aufprägt, beseitigt wird. Unser Anteil an unserem Volkstum gibt uns allen eine große Ähnlichkeit und diese Gemeinsamkeit ist eine starke Hilfe dazu, dass wir zusammenleben. Der Klang unserer Sprache färbt sich gleichartig mit der der anderen. Mode, Sitte und Staatsgesetz ordnen unser Verhalten nach derselben Regel, und auch im inwendigen Leben werden wir alle von seelischen Wellen bewegt, die mit großer Macht durch uns alle durchfahren und unser Empfinden, Denken und Wollen gleichartig machen. Warum ist es nun nötig, dass ich mich dieser Gemeinsamkeit entziehe und mich dieser Welt nicht anpasse? Was will ich? Den Willen Gottes will ich tun, und dieses Ziel reißt mich aus der nachgiebigen Abhängigkeit von den anderen heraus. Ich kann nicht mehr fragen: was tut jedermann? was ist Brauch und Gewohnheit? was gefällt und trägt Beifall ein? Die Christenfrage ist: was ist Gottes Wille? und für diese Frage reichen die alten Gedanken, die von jeher in der Menschheit vorhanden waren, nicht aus. Dazu brauche ich einen neuen Verstand. Neu muss er werden auch im Vergleich mit dem, was ich selbst von jeher besaß und schon in der Kindheit lernte, weil es in der Kirche so üblich war. Denn jede neue Lage stellt an mich einen neuen Anspruch, dem ich mit meinen alten Gedanken nicht genugtun kann. Es gilt zu erfassen, wohin mich Gott jetzt führt und was er mir in dieser meiner Lage als meine Pflicht zuteilt. Ist es mir denn möglich, neue Gedanken zu bekommen? Vor seine Mahnung hat Paulus das Wort gesetzt: „Durch Gottes Barmherzigkeit ermahne ich euch.“ Wir starren, wenn wir nach Gottes Willen fragen, nicht in einen leeren, finsteren Raum hinein, sondern erheben unseren Blick zu dem, der das Licht der Welt ist. Er lässt keinen im Dunkeln wandern, der nach seinem Willen fragt.
Du hast, lieber Herr, deinen Jüngern gesagt: macht es wie der Haushalter: er braucht Altes und Neues je nach Bedarf. Dein altes, längst gesagtes Wort leitet mich und dein Geist gibt neue Weisung, wie ich sie für den neuen Tag bedarf. Altes und Neues, beides reicht uns die eine Hand dar, die gebende, die deine. Gib mir Einsicht und Verstand für das, was der neue Tag von mir verlangt. Amen. (Adolf Schlatter)


Stellt euch nicht dieser Welt gleich.

Eine schöne Erklärung dieses Spruchs sind die Worte des seligen Märtyrers Johannes Huß, die in des sel. Riegers alten und neuen böhmischen Brüdern, VII. Stück, § 187., S. 653. ff. angeführt sind. Huß schrieb nämlich in seinem Traktat von dem Gräuel der fleischlichen Priester und Mönche, K. 78.: „Ich habe zu Gott, dem Vater unsers HErrn Jesu Christi, treulich gebetet, meine Bibel habe ich über mich in den Händen gegen Ihn aufgehoben, mit Mund und Herzen habe ich gerufen: o Gott, mein HErr und Meister meines Lebens, verlass mich nicht! Übergib mich nicht in den Sinn und Rat dieser (weltlich gesinnten) Leute; behüte mich, dass ich mich nicht selber klug dünke, noch diesen Leuten heuchle, und in schwere Sünden falle; denn ich sage es frei vor Gott und Seinem Gesalbten, - dass ich von meiner Kindheit an bis auf diesen Tag gleichsam zwischen Tür und Angel gestanden bin, und gezweifelt habe, was ich erwählen solle oder nicht, ob ich begierig und unbescheiden nach Ehren und Pfründen (großen Einkünften) streben solle -, oder ob ich vielmehr außer das Lager hinaus gehen, und die Armut und Schmach Jesu Christi tragen solle? ob ich ein ruhiges und gemächliches Leben mit dem größten Haufen erwählen, oder der lauteren und heiligen evangelischen Wahrheit anhangen solle? ob ich preisen solle, was Alle preisen? raten, was Alle raten? entschuldigen, was Alle entschuldigen? die Schrift glossieren, wie dermalen fast alle große, berühmte, gelehrte, und mit dem Schein der Heiligkeit und Weisheit angezogene Männer sie glossieren? oder ob ich vielmehr jene unfruchtbaren Werke der Finsternis männlich anklagen, bestrafen, und mich einfältiglich an die lautere Wahrheit des göttlichen Wortes halten solle, welches öffentlich den Sitten jetziger Leute widerspricht, und dass sie falsche Christen und Brüder seien, beweiset? – ich bekenne noch einmal, dass ich bisher also auf beiden Seiten gehinkt habe, dass ich in einer Stunde, wenn ich die Artigkeit der Weltliebhaber gesehen, derselben Fleiß und Bemühung gelobt, und mich selber gestraft habe, dass ich ihnen noch nicht nachgefolgt sei. – Es geschah aber, dass ich in einer Stunde wieder verwirrt hinwegging, und bereute, dass ich sie gelobt hätte, wenn ich nämlich sah, wie sie ihre Eitelkeit fortsetzten, und der Tugend und Wahrheit Jesu Christi mit Werken widersprachen, die sie erst mit Worten gelobt hatten.“

In diesem Kampf stand der sel. Johannes Huß, und überwand darin durch die Kraft Jesu Christi unter großen Leiden: wer ist aber, der jetzt die Gleichförmigkeit mit der gegenwärtigen Welt so lauterlich verabscheue und so ernstlich fliehe? Welt ist nicht nur der grobe und ungeschliffene Haufe, welcher sich in schändlichen Lastern herum wälzt, sondern auch die ganze Menge derjenigen, welche gerecht sein wollen ohne Christum, und weise und tugendhaft ohne Seinen Geist, und nach der feinen Weise ihrer Zeit der Augenlust, Fleischeslust, und dem hoffärtigen Leben nachhängen. Kurz zu sagen, Welt sind alle diejenigen, die da halten über dem Nichtigen, und ihre Gnade, das ist die Gnade, welche sie bei Jesu Christo zum Seligwerden finden könnten, verlassen. Jon. 2,9. Dieser Welt soll ich mich nicht gleich stellen, sondern mich verändern und einen neuen der Welt entgegengesetzten Sinn zeigen und behaupten, so lieb mir das Wohlgefallen Gottes ist. (Magnus Friedrich Roos)


„Und stellet euch nicht dieser Welt gleich.“
Wenn es möglich ist, dass ein Christ selig werden kann, obgleich er sich dieser Welt gleichstellt, so ist es jedenfalls so, dass er wie ein Brand aus dem Feuer gerettet wird. Eine solche nackte Errettung ist fast eher zu fürchten, als zu wünschen. Lieber Freund, möchtest du wohl wünschen, aus dieser Welt zu scheiden in der dunkeln Nacht eines verzweiflungsvollen Sterbebettes, um zum Himmel einzugehen als ein schiffbrüchiger Seefahrer, der sich über die Felsen der heimatlichen Küste hinaufrettet? Dann bleibe weltlich; halte dich zu den Mammonsdienern, und weigere dich, mit Christo außer dem Lager zu gehen und seine Schmach zu tragen. Aber du möchtest gern hienieden schon den Himmel haben, und den Himmel droben nicht missen; du möchtest mit allen Heiligen begreifen, welches da ist die Höhe und die Tiefe, die Länge und die Breite der Liebe Christi, die alle Erkenntnis übersteigt; du möchtest einen überschwänglichen Eingang erhalten zu deines Herrn Freude, - dann gehe aus von dieser Welt und sondere dich von ihr aus, und habe nichts gemein mit dem, was unheilig ist. Möchtest du gern völlige Versicherung deines Glaubens erlangen? Du gewinnst sie nicht, solange du der Sündenfreunde Freund bist. Möchtest du mit inbrünstiger Liebe brennen?

Deine Liebe wird von der Schwemme leichtsinniger Gesellschaft ertränkt. Du kannst vielleicht ein Säugling der Gnade sein, aber du kannst nicht zum vollkommenen Mannesalter Christi gelangen, wenn du dich den Sitten und Grundsätzen der Menschen dieser Welt anschmiegst. Es steht einem Erben des Himmels übel an, mit den Erben der Verdammnis auf vertrautem Fuße zu leben. Es geht nicht, dass ein königlicher Kammerherr mit den Feinden seines Fürsten innig befreundet sei. Selbst kleine Gefügigkeiten sind gefährlich. Kleine Dornen machen große Schmerzen, kleine Motten zerstören kostbare Gewänder, und kleine Leichtfertigkeiten und kleine Schelmereien rauben unsrem inwendigen Leben tausend Freuden. O Christ, der du dich von den Sünden zu wenig fern hältst, du weißt nicht, was du durch dein Benehmen verlierst. Es zerschneidet die Sehnen deiner Kraft, und du kannst nur kriechen, wo du solltest nachjagen. Wenn du also ein Christ bist, so beschwöre ich dich um deinetwillen, sei ein ganzer und entschiedener Christ. (Charles Haddon Spurgeon)

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