Apostelgeschichte 6,8
Andachten
Stephanus aber voll Glaubens und Kräfte, tat Wunder und große Zeichen unter dem Volk. Da richteten sie zu etliche Männer, die sprachen: Wir haben ihn gehört Lästerworte reden wider Mosen und wider Gott; und stellten falsche Zeugen dar, die sprachen: Dieser Mensch hört nicht auf zu reden Lästerworte wider diese heilige Stätte und das Gesetz; denn wir haben ihn hören sagen: Jesus von Nazareth wird diese Stätte zerstören und ändern die Sitten, die uns Moses gegeben hat. Und sie sahen auf ihn alle, die im Rat saßen, und sahen sein Angesicht, wie eines Engels Angesicht.
„Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übels wider euch, so sie daran lügen,“ spricht Jesus. Diese Seligpreisung hat sich an Stephano herrlich erfüllt, und das Gefühl solcher Seligkeit hat ihm sein Antlitz verklärt, dass es ward wie eines Engels Angesicht. Seid fröhlich und getrost, fügt der Herr hinzu, denn es wird euch im Himmel wohl belohnet werden,“ das wusste der Jünger wohl, und so strahlte von oben der Glanz seiner Krone, die ihm sein Heiland aufbewahrt, über ihn hin, wie hätte ihm nicht davon das Angesicht leuchten sollen? Hier in den Tagen unserer Wallfahrt geschieht uns Solches nicht leicht, teils, weil das Neble, was die Menschen wider uns reden, gewöhnlich einen Anlass in unsern Fehlern und Schwächen hat, und wenn sie auch Vieles hinzulügen, so ist doch allermeist auch ein wenig Wahres daran und so dürfen wir uns die Seligpreisung Jesu nicht zurechnen; teils auch leben wir so in den Nebeln, Wolken und Dünsten dieser Erde, unter viel Mühen, Plagen und Sorgen, dass der Glanz von oben nicht durchbrechen kann. Wenn's denn nur zuletzt kommt! Bei Sonnenuntergang glänzen auch die Fenster der erbärmlichsten Hütte wie im Purpurschein! so auch verblasste Menschen - Gesichter, wenn sie mit zugedrückten Augen auf dem weißen Kissen liegen! möchten sie dann ein wenig von eines Engels Angesicht sehen, die da herum stehen, weil ein Strahl aus den offenen Paradiesestüren darauf liegen geblieben. Das wollen wir uns untereinander wünschen und füreinander erbitten! (Nikolaus Fries)
Stephanus aber, voll Glaubens und Kräfte, tat Wunder und große Zeichen unter dem Volk.
Die Zeit der Wunder ist nicht aus, ja du kannst an dir selbst Wunder tun. Haben Stephanus Wunder zum guten Teil in Krankenheilungen bestanden, so gehst du täglich mit einem schwer Kranken um. Der Mensch bist du, die Krankheit ist deine Sünde. Unglaube ist Blindheit und Taubheit dem heiligen Lichte und der Stimme Gottes gegenüber. Zweifel ist eine inwendige Verzehrung, welche Mark und Bein ausdörrt. Hoffart und Wollust sind hitzige Fieber, welche den Saft des Lebens verzehren. Geiz und Neid sind kalte Fieber, welche Liebe und Leben vereisen. Da kämpfe du, da tue Wunder und Zeichen. Stephanus hat im Namen des Herrn geheilt; tue du ein Gleiches. Lege Gottes Wort als Pflaster auf die kranken Stellen. Es wird zuerst wehe tun. Aber daran erkennt man, dass die Arznei wirkt. Wenn dann aus dem natürlichen Menschen ein geistlicher, aus dem ungläubigen ein gläubiger, aus dem hoffärtigen ein demütiger, aus dem selbstsüchtigen ein Mann der aufrichtigen brüderlichen Liebe, aus einem unreinen ein Mann der christlichen Zucht gemacht wird, so ist sicher das ein größeres Wunder, als wenn die Blinden sehen, die Tauben hören, die Lahmen gehen und die Aussätzigen rein werden. Solche Wunder kannst du aber tun, wenn du die heiligen Gnadenmittel, die gesegnete Himmelsarznei, ehrlich brauchst. Da kannst du dich beweisen als ein tapferer Streiter und Sieger Christi. Herr Jesu Christe, durch Tun und Lehren, durch Tragen und Leiden, durch Beten und Sterben hast du die Welt überwunden, und bist du selbst vollbereitet zum Herzog unserer Seligkeit. Nun bitten wir dich, du teures Haupt deiner Gemeinde, inbrünstig, du wollest über uns den heiligen Geist ausgießen zu ehrlicher Tat. Gib uns Kraft, zu streiten gegen das eigene Fleisch und Blut, gegen die Kleinmütigkeit des eigenen Herzens und gegen die Anläufe des Bösewichts. Ja, stehe uns bei, dass wir auch solche Wunderkraft an uns mächtig sein lassen und als arme Kinder der Welt doch die Welt in uns überwinden. Amen. (Friedrich Ahlfeld)