Apostelgeschichte 20,34
Andachten
Ihr wisset selbst, dass mir diese Hände zu meiner Notdurft und derer, die mit mir gewesen sind, gedient haben. Ich habe es euch allen gezeigt, dass man also arbeiten müsse und die Schwachen aufnehmen und gedenken an das Wort des Herrn Jesu, das er gesagt hat: „geben ist seliger denn nehmen.“
Keiner hat die Arbeit so wirksam geehrt wie Paulus, der mit dem höchsten Amt begnadet war und an dieses in herrlicher Stärke seine ganze Liebe wandte. Dennoch blieb er der Handarbeiter, mitten unter den Griechen, die es für das Merkmal des Freien hielten, dass er müßig sei und die Arbeit auf die Schultern der Rechtlosen lege, mitten in der großen Schar, die er zu Gott berufen hat, deren dankbare Liebe ihm gern alles gab, was er brauchte und die es fast als Kränkung empfand, dass er ihre Gaben zurückwies, obwohl er auf seinem Weg die Lebensmittel nur kärglich fand. Weil die Arbeit den größeren Teil unseres Lebens füllt, wollen wir uns daran freuen, dass wir dadurch an der Seite des Paulus stehen. Ihr müsst arbeiten, sagte er der Christenheit; denn die natürliche Ordnung lässt unsere Lebensmittel aus unserer Arbeit entstehen, und ein Riss durch das, was natürliche Ordnung ist, ist keinem erlaubt, auch nicht der Christenheit, auch nicht denen, die den Beruf haben, die Gegenwart des Heiligen Geistes in ihrem Wirken aufzuzeigen. Ich nahm mich, sagt er weiter, weil ich arbeitete, der Schwachen an. Im griechischen Aufbau des Volks war nur die untere Schicht die Arbeitenden. Daher waren alle, die arbeiteten, „Schwache“, ohne Besitz und ohne Einfluss und ohne Ehre. Darum gesellte sich Paulus zu ihnen und wurde mit den Schwachen schwach. Indem er in ihre Reihe trat, nahm er die Verachtung von ihnen weg. Ich habe, sagt er, euch das Wort des Herrn deutlich gemacht: nicht nehmen, sondern geben! Dadurch gibt Paulus seinem arbeitssamen Leben göttlichen Glanz. Denn geben ist Gottes Art. Zugleich zeigt er uns, was unser Arbeiten und Erwerben für uns heilsam macht. Es wird uns zum Verderben, wenn es nur zum Nehmen führt, dagegen heilsam, wenn es uns zum Geben fähig macht.
Alle unsere Gedanken bedürfen der Erneuerung, auch die, die wir uns über unsere Arbeit und unseren Besitz machen; denn was jedermann tut, hat das Merkmal dieser Welt an sich, aus der du, Herr Christus, uns herausgeholt hast, und der wir uns nicht anpassen dürfen, weil wir mit Dir Deinen Weg gehen und nicht den der Welt. Amen. (Adolf Schlatter)