Da wandten sie um gen Jerusalem, von dem Berge, der da heißt der Ölberg und als sie hinein kamen, stiegen sie auf den Söller, da denn sich enthielten die Elfe, samt den Weibern und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern; diese alle waren stets bei einander einmütig, mit Beten und Flehen.
Welches Haus es gewesen, und wer des Hauses Herr, wo die Jünger sich versammelt, das wird uns nicht gemeldet. Aber dass sie auf den Söller gestiegen, steht ausdrücklich geschrieben und ist wohl zu beachten. Der Söller ist hoch oben, auf dem platten, morgenländischen Dache, wo man weit entfernt war von dem Treiben und Geräusch der Straßen und Gassen, wo man in Stille und Abgeschiedenheit sich sammelte in Nachdenken und Betrachtung, wo man gegen Sonnen-Aufgang seine Gebete hielt in einsamer Andacht. Da hinauf trieb es die Jünger, denn sie mussten dem Irdischen so fern sein als möglich, und dem Himmlischen so nahe als möglich, weil ja ihr Herr die Erde verlassen und in den Himmel eingegangen war. Welch' eine Versammlung! die Elfe, und mit ihnen die Weiber, und Maria, Jesu Mutter, und Seine Brüder! eine solche Versammlung ist auserlesen und köstlich vor dem Herrn, und Alle sind sie einmütig und mit Beten und Flehen! denn der Eine Jesus, das Gedächtnis Seiner Herrlichkeit, die brennende Liebe zu Ihm, erfüllt sie Alle gleichermaßen, da mussten sie wohl einmütig sein; und der Zug zu Ihm treibt sie Alle ins Gebet, sie reden mit Ihm, es ist ein Herzens-Gespräch mit Ihm als mit dem besten Freunde, und solches Beten muss zum brünstigen Flehen werden um die Erfüllung der Verheißung. So ist die erste Pfingst- Gemeinde beschaffen gewesen. - Und wir, an diesem Abend vor Pfingsten? Liegt denn nun endlich die irdische Festbereitung hinter Dir? Hast Du Dein Haus gesäubert, hast Du's mit Mayen geschmückt, hast Du auch Deine Gräber bekränzt? ach, so denke jetzt der großen Hauptsache, dass Du Deine arme Seele reinigst und besprengst inwendig mit dem reinen Wasser des Gebets, dass es Dich dränge hin zu Ihm, der im Himmel ist, aufwärts auf den Söller. Dass wir, die wir hier beisammen sind, auch Eins seien in dem Einen Herrn und unser Beten werde zum brünstigen Flehen: „Komm', Heiliger Geist, Herre Gott!“ (Nikolaus Fries)