Apostelgeschichte 18,1
Andachten
Da die Apostel unter einer unmittelbaren Regierung des Geistes Gottes standen, so war es nur Gehorsam gegen den heiligen Geist, dass Paulus von Athen nach der großen, reichen und weltlichen Handelsstadt Korinth ging. Hier kam er aber an einen Ort, wo er keinen kannte, wo auch keine Gläubigen waren und wo er sich lange aufhalten sollte. Man sollte denken, dass er hier nicht das geringste Gute finden würde; dennoch fand er ein Paar Eheleute seiner Nation, seines Handwerks und seines Glaubens, die durch Gottes Fügung von Rom nach Korinth gezogen waren und jetzt seinen Aufenthalt befördern mussten; und wenn auch die Juden widerstrebten, so fand er dafür desto mehr Eingang bei vielen heidnischen Korinthern und ward in seiner apostolischen Tätigkeit gestärkt durch eine göttliche Ermunterung, fortzufahren, wie er angefangen, der Herr wolle mit ihm sein und habe ein großes Volk in dieser Stadt, von dem Er schon vorhersehe, dass sie noch Christen werden würden. Schon eine Seele ist es ja wert, wie viel mehr eine ganze Stadt! Und wenn in dem weltlichen, lasterhaften Korinth, wo es Niemand gesucht hätte, der Herr sein Werk hatte, wie viel mehr wird Er es haben in der ganzen Welt! Der Haufe seiner Gläubigen ist so klein nichts als wir oft denken. Sie sind freilich nicht in einem Hause beisammen, noch in einer Kirche oder einem Lande, sie sind zerstreut in allen Ländern und Kirchen und n allen Ständen vom höchsten bis zum niedrigsten. Wer sie sehen will, muss geistliche Augen haben, damit er auch die Nicodemusseelen herausfinde, die erst in der Nacht Ihn suchen, die Frager und Forscher, welche nicht mehr fern sind vom Reiche Gottes, die liebetätigen Gemüter, welche nicht wider den Herrn und darum für Ihn sind, die Corneliusse, welche um ihrer Gebete und Almosen willen dem Herrn willkommen und angenehm sind, dass sie vollends den Heiland erfassen. Gebe uns denn der Herr immer die rechten Augen, die Spuren seines Werks in Andern wahrzunehmen und sie als werdende oder gewordene Brüder in Christo zu lieben! Gebe Er uns selbst den rechten Mut, nicht zu verzagen, wenn wir mit unserm leisen, schüchternen, matten Christentum sehr unzufrieden sein müssen: von Korinth schrieb Paulus später sehr anerkennend 1. Kor. 1,4-9. Amen. (Friedrich Arndt)