Apostelgeschichte 14,17

Apostelgeschichte 14,17

Andachten

Gott erfüllt unsere Herzen mit Speise und Freude.
Dieses sagten Paulus und Barnabas zu den Heiden in Lystra, welche sie törichter Weise für zwei Götter hielten, und ihnen opfern wollten. Sie gaben ihnen hiermit in möglichster Eile eine Anleitung zur Erkenntnis und Verehrung des wahren Gottes, von dem sie sagten, dass Er Himmel und Erde und das Meer und Alles, was darinnen ist, gemacht habe, und von dem sie weiter sagten: Er hat Sich selbst nicht unbezeugt gelassen, hat uns viel Gutes getan, und vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gegeben, unsere Herzen erfüllt mit Speise und Freude. Für diese Heiden, welche eben damals in einem törichten Beginnen begriffen waren, war dieses eine schickliche Predigt. Hätte sie bei ihnen gehaftet, und hätten sie hernach eine weitere Begierde nach der Wahrheit geäußert, so hätten ihnen die Apostel, wie sie zu tun gewohnt waren, von Christo als dem Erlöser der Menschen, und von Seinem Vater und Geist, von der Sünde und Gnade, vom ewigen Leben und von dem Gericht gepredigt. Sie hätten ihnen die Bibel und die heiligen Sakramente bekannt gemacht und mitgeteilt, und sie überhaupt in alle Geheimnisse Gottes, über welche sie Haushalter waren, eingeleitet. Welch ein großer Schatz von Wahrheit wurde den Philippern und Thessalonichern anvertraut, bei denen Paulus nur wenige Wochen zubrachte! Die Korinther, bei denen Paulus ein Jahr und sechs Monate gewesen war, wurden durch seinen Unterricht und durch den Unterricht des Apollo, der hernach zu ihnen kam, an aller Lehre und in aller Erkenntnis reich gemacht, 1 Kor. 1,5. Als der heidnische Kerkermeister zu Philippi zitternd fragte: was soll ich tun, dass ich selig werde? so antwortete Paulus geradezu: glaube an den HErrn Jesum, so wirst du und dein Haus selig. Er unterrichtete ihn hernach noch weiter, und taufte ihn und die Seinigen noch in selbiger Nacht. Heut zu Tage gehen Viele unter den Christen wieder weit zurück, und, weil sie die Geheimnisse des Evangelii nicht glauben, oder wenigstens die Kraft derselben nicht empfinden, so schränken sie ihre Religions-Erkenntnis, wie auch den Religions-Unterricht, den sie Anderen, sonderlich den Kindern geben, in dasjenige ein, was Paulus den Heiden zu Lystra gepredigt hat, nur dass sie Alles noch weiter ausführen und die Sittenlehre dazu tun. Allein ob es schon einigen Nutzen hat, wenn man betrachtet, wie Gott für die Nahrung der Menschen sorge, und wie Er durch angenehme Wälder und Felder, durch Blumen und Bäche, durch Vögel und vierfüßige Tiere usw. der Menschen Gemüter aufheitere, so wird doch durch dieses Alles noch kein Christ gebildet. Christen sind Christo verpflichtet und geweiht durch die Taufe. An die Taufgnade muss man den Unterricht der Kinder anknüpfen, und der Erbsünde entgegen arbeiten. Wer diese und jene nicht glaubt, läuft aufs Ungewisse und tut Streiche in die Luft. Sünder müssen zu Christo gewiesen werden, außer welchem kein Heil ist. Zion muss man bauen und nicht Athen. O Christenwelt! wie groß ist dein Eckel an Christo! Wir sollen aber auch bei dem Glauben an Christum Gott danken, dass Er uns genug Speise gibt, und unsere Seelen durch die Annehmlichkeiten der Natur aufheitert. (Magnus Friedrich Roos)


Gott hat uns viel Gutes getan, und vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gegeben.
Als Paulus zu Lystra im Lande Lycaonien einen lahmen Mann durch ein Wunder gesund gemacht hatte, so erhoben die Leute von Lystra ihre Stimme und sprachen auf lycaonisch: die Götter sind den Menschen gleich geworden und zu uns hernieder kommen, und nannten Barnabam, der vielleicht besonders ernsthaft aussah, Jupiter, welcher Name dem obersten Gott von den Heiden beigelegt wurde, und Paulum Mercurius, weil er das Wort führte; denn Mercurius war nach der heidnischen Fabellehre der Abgesandte und Sprecher der übrigen Götter. Weil nun vor der Stadt Lystra in der Nähe ein Jupiter, das ist ein Bild des Jupiter in einem ihm geweihten Tempel war, so brachte der zu diesem Tempel verordnete Priester Ochsen und Kränze, womit er die Köpfe dieser Ochsen nach der heidnischen Weise zierte und wollte opfern samt dem Volk. Hier hätte nun Barnabas Gelegenheit gehabt, sich göttliche Ehre antun zu lassen, und Paulus hätte ohne Zweifel nach jenem ersten Opfer bald auch ein besonderes Opfer bekommen; allein diese beiden redlichen Männer waren so weit entfernt, von der Torheit der Lystraner einen boshaften Gebrauch zu machen, dass sie vielmehr ihre Kleider nach der Juden Weise im Eifer zerrissen, unter das Volk sprangen und schrien: ihr Männer, was macht ihr da? Wir sind auch sterbliche Menschen, und predigen euch das Evangelium, dass ihr euch bekehren sollt von diesen falschen zu dem lebendigen Gott, welcher gemacht hat Himmel und Erde, und das Meer, und Alles, was darinnen ist – und zwar hat Er sich nicht unbezeugt gelassen, hat uns viel Gutes getan, und vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gegeben usw. die Lystraner redeten von Göttern, Paulus aber von dem Einigen Gott. Jene wollten den sterblichen Aposteln wegen eines Wunders göttliche Ehre antun; Paulus aber sagte: sie sollten sich zu dem lebendigen Gott bekehren, welcher der Schöpfer der Welt und der Ernährer aller Menschen sei. Sie führten hier keine tiefsinnigen Beweise, deren das unwissende Volk ohnehin nicht fähig war, sondern sagten nur die Wahrheit, die an sich selbst so klar war, dass sie ihnen auch ohne Beweis einleuchten, und ihre Herzen durch ihre Kraft rühren konnte. Sie hielten auch dem unwissenden Volk keine Strafpredigt, und da sie auch der Abgötterei und der ganzen heidnischen Rohheit Meldung tun wollte, so taten sie es V. 16. auf die glimpflichste Weise. Den lebendigen Gott, zu dem sie sich bekehren sollte, priesen sie ihnen als den Schöpfer der Welt und als ihren höchsten Wohltäter an, nannten aber nur leibliche Wohltaten, weil ihre Zuhörer von den geistlichen keinen Begriff hatten. Übrigens wurde der Leichtsinn der Lystraner, welcher zuerst die zwei Apostel vergötterte, bald hernach den grimmigen Juden zur mörderischen Beleidigung Pauli herumgelenkt, wie es bei Leuten, die ohne Nachdenken handeln, leichtlich geschehen kann. Was aber Paulus den abgöttischen Lystranern gepredigt hat, habe auch ich als ein Christ zu bedenken. Gott hat bisher auch für mein und meiner Mitchristen, ja aller Menschen leibliches Leben gesorgt, Er hat uns vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gegeben und Sich die Sünden der Menschen hierin nicht ermüden lassen. Er wird auch ferner sorgen. Ihm sei Lob und Dank gesagt für Seine Güte. (Magnus Friedrich Roos) —- Er hat sich selbst nicht unbezeugt gelassen, hat uns viel Gutes getan und vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gegeben, unsere Herzen erfüllt mit Speise und Freude.
In Israel machte Gott die zu seinen Zeugen, die in seiner Sendung dem Volk halfen und ihm durch seinen Geist sein Wort sagten. Solche Männer, die mit dem Zeugnis Gottes begnadet waren, empfingen die anderen Völker nicht. Er hat aber noch andere Zeugen, die von seinem königlichen Wirken zu uns reden, und diese gab er allen. Das sind die Wohltaten, die uns durch die Natur zuteilwerden, der Regen, der die Ernte reifen macht, die fruchtbaren Zeiten, die uns froh machen und nähren. Diese Zeugen stellen fest, dass die Macht, von der wir abhängen, gütig ist und für uns sorgt, und den, der uns mit allmächtiger Güte hilft, heißen wir unseren Gott. Sein Wohltun gibt auch nicht nur unserem Leib, was ihn erhält, sondern begnadet auch unseren inwendigen Menschen; denn am reichen Erntetag werden die Herzen froh. Diese Gnade ist nicht so groß wie die, die der Prophet erhielt, wenn er in seinem Herzen Gottes Wort vernahm, oder die, die Israel zuteilwurde, wenn Gottes Gesetz Licht in ihre Herzen trug. Aber Gnade, die uns Menschen gilt, empfangen wir auch dann, wenn die natürliche Segnung den Jubel erweckt, der aus einem frohen Herzen schallt. Manches griechische Fest sah Paulus mit an; denn die Griechen verstanden es, Feste zu feiern. Vieles, was dabei geschah, widersprach dem, was die Zeugen Gottes sagten; es war ja immer auch das Götterbild dabei; und aus den mit Freude gefüllten Herzen kamen nicht nur reine Töne heraus. Paulus sieht aber nicht nur auf das, was der Mensch in seiner Torheit aus Gottes Gaben macht, sondern horcht mit warmem Dank auf den Jubel, mit dem die göttliche Segnung die Menschen beschenkt; denn dieser Jubel ist ihre Antwort auf die Rede der göttlichen Zeugen, die ihnen sagen, dass Gott gütig ist und sich an allen als den bewährt, der gerne gibt. An die Botschaft dieser Zeugen schließt sich nun in fester Eintracht das an, was Paulus den Völkern als Gottes Zeuge zu sagen hat. Auch sein Zeugenamt besteht darin, dass er ihnen Gottes Gnade zeigt, die ihre Herzen mit Freude erfüllt, und an dieser Freude werden sie nun wirklich satt und für immer froh.
Lass mich, Herr, Deine gnädige Hand in allem erkennen, was uns wohltut und heilsam ist, dass mir jede Deiner Gaben das gewähre, was Du mir geben willst, den Blick zu Dir in Glaube und Dank. Erst dann wird die Freude, mit der Du uns froh machst, in uns heimisch, wenn Deine Gaben uns Dich zeigen. Amen. (Adolf Schlatter) =====Predigten=====

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